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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Demolieren; Demologie; Demōnax; Demonēsi; Demonetisieren; Demonstrabel; Demonstrandum

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Demolieren - Demonstrandum.

zwar atomistischer Materialismus, dessen wesentliche Grundzüge sich bei den materialistisch gesinnten Naturforschern unsrer Tage beinahe unverändert wiederfinden. D. verwirft die Annahme eines vom körperlichen Stoffe verschiedenen geistigen Prinzips (wie es der Nus seines Vorgängers Anaxagoras war), welches die Dinge seinem Endzweck gemäß gestalte, und führt das Werden der Dinge auf die den unteilbaren Elementen der Materie, den gleichfalls körperlichen Atomen, von Anbeginn innewohnende Bewegung im Leeren, d. h. auf (mechanisch) wirkende Ursachen, zurück. Jene sind voneinander nicht der Beschaffenheit (wie bei Anaxagoras), sondern bloß der Gestalt nach verschieden (indem jedes Atom die Form je eines der regelmäßigen geometrischen Körper: Kugel, Cylinder, Pyramide, Würfel etc. hat). Folgerichtig können auch die aus Atomen zusammengesetzten Körper nicht qualitativ, sondern nur quantitativ, d. h. der Gestalt, der Ordnung und Lage ihrer Elemente nach, unterschieden sein, wobei die Größe der Körper der Menge und ihre Schwere dem Vielfachen der Schwere der letztern entspricht. Aus den genannten Verschiedenheiten lassen sich alle Mannigfaltigkeiten der Erscheinungswelt erklären, wie "ja aus den nämlichen Buchstaben die Tragödie und Komödie wird". Weder bei den Atomen noch bei deren Eigenschaften, ebensowenig wie bei deren Bewegung, darf man nach einer Ursache fragen; sie sind sämtlich ewig. Doch liegt es in der Natur der Schwere, daß die größern (also auch schwereren) Atome eine raschere Bewegung und zwar nach unten annahmen, wodurch die kleinern (und folglich leichtern) verdrängt und nach oben getrieben, auch durch den Zusammenstoß der bei dieser Gelegenheit zusammenstoßenden Atome Seitenbewegungen bewirkt wurden, aus welchen ein sich allmählich immer weiter ausbreitender Wirbel entstand, der die Weltbildung herbeiführte. Wie sich beim Würfeln des Getreides von selbst Spreu zur Spreu und Korn zum Korn findet, so mußte durch die wirbelnde Bewegung durch Naturnotwendigkeit das Leichtere zum Leichten, das Schwerere zum Schweren gelangen und durch dauernde Verflechtung der Atome der Grund zur Bildung größerer Atomenaggregate (Körper) und ganzer Körperwelten gelegt werden. Einer der auf diesem Wege gewordenen Körper ist die ursprünglich wie alles übrige in Bewegung befindlich gewesene, allmählich zur Ruhe gelangte Erde, aus deren feuchtem Zustand die organischen Wesen hervorgegangen sind. Auch die Seele ist ein Atomenaggregat, d. h. ein Körper, aber ein solcher, dessen Bestandteile die vollkommensten, d. h. feinsten, glatten und kugelförmigen, diejenigen Atome sind, welche der Erscheinung des Feurigen entsprechen. Teile derselben werden, solange das Leben währt, durch Ausatmen an die Luft abgegeben, durch das Einatmen aus derselben als Ersatz aufgenommen. Ebenso lösen sich von den uns umgebenden Dingen unaufhörlich feine Ausflüsse ab, welche durch die Öffnungen unsers Leibes (die Sinnesorgane) an die im Innern desselben befindliche Seele gelangen und dort durch Eindruck ihnen ähnliche Bilder erzeugen, welches die Sinneswahrnehmungen sind. Letztere bilden die einzige, aber, da jene Ausflüsse auf dem Weg zur Seele mehr oder weniger störende Umbildungen erfahren können, nichts weniger als unbedingt zuverlässige Quelle unsrer Erkenntnis, die sich daher nicht über die Stufe der Wahrscheinlichkeit erhebt. Zu der Seele, die von Natur die Erkenntnis möglich macht, verhält sich der übrige Mensch (sein Leib) nur wie deren "Zelt"; wer die Gaben der erstern liebt, liebt das Göttliche, wer die des Leibes liebt, das Menschliche. Erkenntnis aber, indem sie Einsicht gewährt in das Ansich der Dinge, d. h. die Atome und das Leere, während alle Unterschiede nur für uns (in der sinnlichen Erscheinung) sind, und in die gesetzliche Notwendigkeit des Verlaufs der Dinge, der weder einer Leitung durch außenstehende Mächte bedürftig noch einer Störung durch solche zugänglich ist, befreit von thörichter Furcht wie von eitler Hoffnung und bewirkt jene Gelassenheit (Ataraxie), welche das höchste Gut und zugleich die wahre Glückseligkeit ist. D. soll bei dieser Weltbetrachtung das 100. Lebensjahr erreicht haben; inwiefern dieselbe ausschließlich sein eignes Werk oder von seinem gewöhnlich mit ihm zugleich genannten, aber noch weniger gekannten Landsmann Leukippos (s. d.) entlehnt war, läßt sich aus Mangel genauer Nachrichten nicht mehr entscheiden. Die Fragmente seiner Schriften wurden am vollständigsten von Mullach herausgegeben (Berl. 1843). Vgl. H. Ritter, D., in Ersch' und Grubers Encyklopädie; Liard, De Democrito philosopho (Par. 1873); auch Wielands "ziemlich getreue" (Krug) Darstellung des D. in dessen "Abderiten". - Nach D. hat E. Jul. Weber sein Buch "D., oder hinterlassene Papiere eines lachenden Philosophen" (das sonst mit D. nichts gemein hat) betitelt.

Demolieren (franz.), zerstören, z. B. Festungswerke, Gebäude oder Brücken. Demolition, Zerstörung; Demolitionsbatterien, im Festungskrieg Angriffsbatterien, welche nicht sichtbares Mauerwerk durch indirekten Schuß aus schweren, kurzen Kanonen (15 u. 21 cm) zerstören sollen. Demolitionsminen, Minen, welche vom Verteidiger unter Festungswerken etc. angelegt sind, um diese nach der Eroberung durch den Feind in die Luft sprengen zu können.

Demologie, s. Demographie.

Demōnax, griech. Philosoph der cynischen Schule, aus Kypros gebürtig, lebte zu Athen im 2. Jahrh. n. Chr., starb, über 100 Jahre alt, heitern Mutes, wie er gelebt hatte, eines freiwilligen Todes, um den Schwächen des Alters zu entgehen, und ward auf öffentliche Kosten begraben. Lukian hat sein Leben beschrieben und dasselbe als Muster einer praktischen Lebensphilosophie hingestellt. Vgl. Recknagel, Commentatio de Demonacte (Nürnb. 1857); Fritzsche, De fragmentis Demonactis (Rostock 1866); Bernays, Lucian und die Cyniker (Berl. 1879).

Demonēsi (Prinzeninseln), türk. Inselgruppe im Marmarameer, am Eingang zum Bosporus, besteht aus neun Eilanden, die sich sehr malerisch aus dem klaren Wasser erheben, und von denen die vier größern bewohnt sind. Ehemals waren sie ganz den Griechen überlassen, so daß kein Türke dort wohnen durfte. Kaiserin Irene, die Witwe Leos IV., lebte nach ihrem Sturz hier als Verbannte.

Demonetisieren (franz.), Münzen außer Kurs setzen; Demonetisierung eines Metalls (Entwährung) heißt das seitherige Währungsmetall nicht mehr als solches verwenden. So wird durch Übergang von der Silber- zur Goldwährung das Silber demonetisiert. In Deutschland werden zwar keine Silberkurantmünzen mehr geprägt, sondern aus Silber nur noch Scheidemünzen hergestellt; jedoch ist die Demonetisierung des Silbers insofern keine vollständige, als noch der Silberthaler gesetzliches Zahlmittel in unbeschränktem Betrag ist (vgl. Währung).

Demonstrabel (lat.), beweisbar, erweislich; Demonstrabilität, Erweislichkeit.

Demonstrandum (lat.), zu beweisen; quod erat d., was zu beweisen war, Schlußformel namentlich von mathematischen Beweisen.