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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Elastische Nachwirkung; Elateia; Elefanten, Orden des weißen; Elektrische Eisenbahnen

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Elastische Nachwirkung - Elektrische Eisenbahnen.

eine Lösung von möglichst reinem Albumin, welche durch Abscheidung der Globuline aus dem E. gewonnen wurde, fällte sie mit Kupfersalzlösung und machte das abgeschiedene Kupferalbuminat durch wiederholtes Lösen in Natronlauge und Fällen mit Essigsaure salzfrei. Dann wurde das Kupferalbuminat wieder in Natronlauge gelöst und aus der Lösung nach 24 Stunden (innerhalb welcher Zeit die Kupferverbindung sich zersetzt) mit Salzsäure reines E. gefällt, welches nach dem Auswaschen nur ca. 0,1 Proz. Asche, namentlich weder Phosphorsäure noch Eisen enthält. Dies Präparat weicht in wesentlichen Eigenschaften vom gewöhnlichen E. ab, es ist durch Siedehitze nicht koagulierbar, scheint überhaupt für sich keine geronnene Modifikation zu bilden. Es wird durch Alkohol, Äther, Phenol, Tannin nicht gefällt, quillt mit reinem kalten Wasser und löst sich allmählich, namentlich beim Erhitzen bis zum Sieden. Aus dieser Lösung wird es durch Neutralsalze und Säuren, nicht durch Alkalien gefällt. Beim Verdampfen der Lösung bei 100° erhält man es unverändert als Rückstand. Das reine Albumin verhält sich also analog andern kolloiden Substanzen, wie Kieselsäure und Thonerde, deren durch Dialyse gewonnene Lösungen auf Zusatz einer kleinen Salzmenge sofort gerinnen.

Elastische Nachwirkung, die Eigenschaft der festen Körper, daß sie, von äußern Kräften angegriffen, z. B. bei Dehnung, Biegung, Drillung (Torsion) etc., nicht augenblicklich die Lage ihres definitiven Gleichgewichts annehmen, sondern im Laufe der Zeit bei fortdauernd wirkenden äußern Kräften noch weitere Änderungen erfahren. Ebenso kehren sie, nachdem die äußern Kräfte zu wirken aufgehört haben, nicht sofort, sondern erst nach einiger Zeit in den ursprünglichen Zustand wieder zurück. Dabei ist die Geschwindigkeit, mit welcher die Körperteilchen in ihre Gleichgewichtslage zurückkehren, bei gleicher Verschiebung nicht die nämliche, sondern sie ist abhängig von der Zeit, während welcher die Verschiebung (z. B. Torsion) gedauert hat. Sehr bemerkenswert ist die Übereinanderlagerung (Superposition) der elastischen Nachwirkungen. Hat man einen Draht gedrillt, so daß Nachwirkung eintritt, so werden durch eine entgegengesetzte Torsion die Teilchen nicht in derselben Weise verschoben, wie wenn man dem ungedrillten Drahte dieselbe Torsion erteilt hätte, sondern die Nachwirkung der ersten Torsion ist zurückgeblieben und tritt nach Aufhören der zweiten Torsion und der von ihr herrührenden Nachwirkung wieder hervor. Man kann daher die Nachwirkung nicht aufheben, indem man den Draht durch eine äußere Kraft in die ungedrillte Lage zurückführt; selbst wenn man ihn in dieser Lage einige Zeit festhält, geht er aus ihr wieder heraus in die durch die frühere Torsion bedingte Lage und kehrt endlich ganz allmählich in die ungedrillte Lage zurück. Eine durchaus befriedigende Theorie der elastischen Nachwirkung ist bis jetzt nicht gegeben worden.

Elateia in Phokis war seit 1883 der Schauplatz von Nachgrabungen der französischen archäologischen Schule in Athen. Die antike Stadt lag an einem Bergabhang, der nach Abholzen der Fichten, welchen E. seinen Namen verdankte, abrutschte und ihre Ruinen bedeckte. Insbesondere wurde der Tempel der Athena Kranaia im NO. der Stadt freigelegt, ein dorisches Hexastylon von Porosstein, 33,10 m lang, 13,60 m breit, dem Theseion in Athen an Größe ähnlich, nur nicht so reich geschmückt. Der Tempel war sehr zerstört, auch durch Brand. Von der Bildsäule der im kriegerischen Schmuck dargestellten Göttin wurden Reste gefunden, die nebst den Inschriften, Terrakotten, Architekturtrümmern etc. im Lokalmuseum des nahen Drachmani Unterkunft fanden. Zu den merkwürdigsten Funden in E. gehört der Stein von Kana, derselbe, welcher dem Pilger Antoninus von Placentia Ende des 6. Jahrh. im palästinischen Kana als das Lager Jesu bei der Hochzeit von Kana und als die Platte, auf welcher sich das Wasser in Wein verwandelte, gezeigt und von ihm mit einer Inschrift versehen wurde, die zum Teil noch erhalten ist. Der Stein ist nach Diehls Annahme etwa im 7. Jahrh. von einem byzantinischen Kaiser als Reliquie nach Byzanz und von dort im 13. von einem fränkischen Großen nach E. geschafft worden.

Elefanten, Orden des weißen, siames. Orden, gestiftet von König Somdetsch Phrabat Manor Chulalonkorn 1861 in fünf Klassen: Großkreuz, Großoffizier, Kommandeur, Offizier und Ritter, der höchste Orden des Landes. Die Dekoration besteht in einem goldenen Medaillon, dessen blau emailliertes Mittelschild zwischen den königlichen Emblemen den weißen Elefanten zeigt, das Ganze umgeben von Palmen und darüber hinaus von den Blättern und Blüten des Nenuphar, abwechselnd in Rot und Gold. Der Stern ist dem Ordenszeichen fast ganz gleich. Die Halskette ist aus Elefanten, auf grünen Blättern stehend, und der königlichen Namenschiffer zusammengestellt. Das Band ist rot, grün gerändert, von schmalen gelb und blauen Linien durchzogen.

Elektrische Eisenbahnen. Obwohl zuerst in Deutschland durch Werner v. Siemens angeregt und in den Bahnen von Lichterfelde, Mödling bei Wien, Frankfurt a. M. Offenbach praktisch bethätigt, konnten hier die elektrischen Eisenbahnen doch nicht ein so allgemeines Interesse wachrufen, wie es ihrer wirtschaftlichen Bedeutung entsprochen hätte. Es ist allerdings auch nicht zu leugnen, daß die oberirdische Stromzuleitung in ihrer ältesten Form nicht gerade zur Verschönerung der Straßen beitrug, sondern eher geeignet war, abschreckend zu wirken. Da war es nun Amerika, welches, die hohe praktische Bedeutung erkennend, eine sachgemäße Ausarbeitung vor allem der Stromzuführung begann und gegenwärtig mit Systemen an die Öffentlichkeit tritt, welche auch das verwöhnte Auge des Ästhetikers zu befriedigen geeignet sind. Bei diesen Systemen, die hauptsächlich von Sprague und Thomson-Houston ausgeführt werden, besteht die oberirdische Leitung aus Drähten in Stärke eines Telephondrahtes, 6-7 m über der Mitte der Schienen, und wird von eisernen oder hölzernen Pfosten, welche je nach den Umständen in den elegantesten Formen ausgeführt und gleichzeitig als Beleuchtungsmasten verwendet werden können, getragen. Nebenstehende Figur (S. 229) zeigt die Ausführung einer solchen zweigeleisigen Bahn. Längs der Pfosten läuft die eigentliche Stromleitung, teils unterirdisch in Kabeln, teils oberirdisch an den Pfosten. An jedem Pfosten ist eine Verbindung des dünnen Zuleitungsdrahtes mit der Stromleitung ausgeführt. Der Zweck dieser Einrichtung ist einesteils die Verwendung sehr dünner Leitungsdrähte, welche sich auf weitere Entfernungen frei tragen und einen nicht unschönen Anblick bieten, andernteils die Vergrößerung des Betriebs, ohne die Leitungsdrähte verstärken zu müssen; man hat nur nötig, die Stromleitung zu verstärken. Die Überführung des Stromes zu dem Wagenmotor bewirkt ein auf dem Wagendach angebrachtes Stahlrohr, welches die mit einer Rille versehenen Metallrollen von unten gegen den Leitungsdraht drückt und hierdurch einen guten Kontakt ge-^[folgende Seite]