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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Eisernes Thor; Eisfilamente; Eitner; Eiweiß

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Eisernes Thor - Eiweiß.

Bd. 15) dar. Amerika hat diesen Schritt 1883 gethan. Vom 60. Längengrad westlich von Greenwich aus, dem ersten, welcher um volle 4 Stunden von dem voraussichtlichen Ausgangspunkt der Weltzeitrechnung (Greenwich) entfernt, Amerika durchschneidet, ist dieser Erdteil in 5 Stundenzonen geteilt worden, bestehend aus je 15 Längengraden (zu 4 Zeitminuten = 1 Stunde), wobei die von Greenwich um volle Stunden entfernten Längengrade: 60, 75, 90, 105 und 120 nicht die Grenzen, sondern die Mittellinien besagter Zonen bilden. Der Differenz gegen Greenwich entsprechend, werden in der östlichsten Zone 4 volle, in der anstoßenden 5 volle Stunden etc. weniger gerechnet als gleichzeitig in Greenwich; dies hat den großen Vorteil, daß, weil eben nur um volle Stunden verschieden, die Minuten und Sekunden mit Greenwich überall und jederzeit gleichartig sind.

Beim Übertritt aus einer Zone in die andre wird, je nach der Richtung gegen W. oder O., stets eine volle Stunde abgezogen oder hinzugegeben; man hat sich daher nicht, wie bei uns, mit schwer zu merkenden Minuten und event. Sekunden zu plagen. Bahnen, deren Linien etwa in die benachbarte Stundenzone reichen, behalten, um nicht mit verschiedenen Zeiten zu rechnen, die ihnen ihrer ursprünglichen Zone nach eigentümlich zukommende Zeitrechnung bei.

Durch Einführung dieses Zonensystems hat Nordamerika den ersten und entscheidenden Schritt zur einheitlichen Zeit gethan. Seitdem ist noch die östlichste Stundenzone mit der zunächst liegenden Zone vereint worden, so daß in der Ausdehnung von ursprünglich 2 Stundenzonen gegenwärtig nur Eine Zeit Geltung hat und derzeit in ganz Nordamerika nur vier voneinander um je eine ganze Stunde abweichende Zeiten bestehen.

Auch Japan hat dieses Stundenzonensystem eingeführt, und da dort der 135. Längengrad östlich von Greenwich als Grundlage der Zeitrechnung genommen wird, ist die Zeit in Japan um 9 Stunden der Greenwicher voraus.

Dieses System erscheint auch für Europa als das zweckentsprechendste. Die erste Zone bildet jene, deren Mittellinie der Meridian von Greenwich ist, und die von den Längengraden 7° 30' westlich und 7° 30' östlich von Greenwich begrenzt wird. Die Breite der Zone beträgt 15 Längengrade, was, in der Zeit ausgedrückt, einer Stunde entspricht. Die Einführung der Weltzeit kann in dieser Zone am einfachsten vor sich gehen, indem der Mittelmeridian mit dem Ausgangspunkt der Weltzeitrechnung zusammenfällt. In England wird übrigens die Greenwicher Zeit schon seit langem angewendet. In diese Zone fallen ganz Frankreich, die Niederlande, Belgien; Spanien und Portugal überragen die Zonengrenze im W. um ein Geringes. Dies hindert jedoch nicht, diese hinausreichenden kleinen Gebiete in die Zeitrechnung der Stundenzone von Greenwich einzubeziehen, um so mehr, als dieselben weiter westlich an das Meer angrenzen. Auf diese Weise erschiene bezüglich Spaniens und Portugals die Vereinigung zweier Stundenzonen, gleichwie in Amerika, zu einer mit gleichartiger Zeitrechnung vollzogen.

Unser Kontinent erscheint hinsichtlich der Weltzeit weit günstiger gelegen als Amerika. Während nämlich in Amerika bei Annahme der Greenwicher Zeit als Basis für die östlichste Zone ein Sprung von 4 Stunden gemacht werden muß, genügt hier für die Einführung der Weltzeit die einfache Berücksichtigung der wirklichen Zeitdifferenz. Die zunächst östlich von Greenwich liegende Stundenzone von 7° 30' bis 22° 30' östliche Länge umfaßt ganz Mitteleuropa und ist gegen Greenwich mit einer vollen Stunde voraus. Nachdem Schweden diese Zeitrechnung bereits angenommen hat, stehen noch Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn, die Schweiz, Italien, Serbien und Griechenland in Frage. Von diesen Ländern fällt der weitaus größere Teil der Schweiz, von Italien und Dänemark in den Rahmen der zweiten Zone; Deutschland ragt mit seinen Grenzen nur um ganz Unmerkliches sowohl östlich als westlich hinaus, so daß die Einbeziehung dieser kleinen Teile in die eigentliche Zone weder vom theoretischen noch vom praktischen Gesichtspunkt aus mit Schwierigkeiten verbunden erscheint. Österreich-Ungarn reicht wohl östlich über die Zonengrenze hinaus, und es müßten in diesem Falle, gleichwie in Amerika, mit Umgehung der theoretischen Grenzen, um einer Zweiteilung der Bahnzeit vorzubeugen, die außerhalb der Zone fallenden Teile in die Stammzone einbezogen werden, was wohl ebensowenig Schwierigkeiten begegnen wird wie in Amerika. Die Direktion der ungarischen Staatseisenbahnen hat die Anregung zur Einführung einer auf der Zonenteilung beruhenden einheitlichen Eisenbahnzeit im Bereich des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen gegeben, und auf ihren Antrag wurde in der 1890 in Dresden abgehaltenen Vereinsversammlung beschlossen, die oben erörterte Zonenzeit im innern Eisenbahndienst und zwar mit Beginn der nächstjährigen Sommerfahrplanperiode (1891) zur Einführung zu bringen sowie die allgemeine Einführung der Zonenzeit auch im bürgerlichen Leben als empfehlenswert zu bezeichnen. Die Annahme der einheitlichen Zonenzeit für die Post- und Telegraphenverwaltung würde uns diesem Ziele sehr schnell näher bringen.

Eisernes Thor, Beseitigung der Schiffahrtshindernisse, s. Donau.

Eisfilamente, s. Eis, S. 218.

Eitner, Ernst Gustav, Philolog und Schulmann, geb. 9. Okt. 1835 zu Fraustadt (Posen), studierte 1856-60 Philologie und Geschichte in Breslau, wirkte daselbst 1860-65 als Lehrer an der Realschule zum Heiligen Geist, darauf bis 1873 am Gymnasium zu St. Maria Magdalena und übernahm dann die Leitung des neugegründeten städtischen Gymnasiums zu Wohlau, von wo er 1881 als Direktor des städtischen Gesamtgymnasiums (Human und Realgymnasium) nach Görlitz berufen ward. Hier hat er seit Jahren mit dem Abgeordneten v. Schenckendorff (s. d.) in dem Verein für Knabenhandarbeit und Jugendspiele eine erfolgreiche Wirksamkeit entfaltet. Im Dezember 1890 nahm er an der Beratung über die Schulreform im Kultusministerium zu Berlin teil. Er schrieb: »De sphaeristica apud Graecos et Romanos« (Bresl. 1860); »Jakob Baldes Leben und Charakter« (das. 1862, Programm); »J. ^[Johann] Chr. Günthers Biograph Dr. Steinbach und die Gottschedianer« (das. 1872, Programm); »Die Jugendspiele« (4. Aufl., Leipz. 1890) und mehrere Programmaufsätze über Gegenstände aus dem altrömischen Leben. Auch gab er »Justini historiarum libri« (mit Domke, Bresl. 1865, 2 Tle.) und Fr. v. Logaus »Sinngedichte« (Auswahl in Goedekes »Dichtern des 17. Jahrhunderts«, Leipz. 1870; vollständig in den »Publikationen des Stuttgarter Litterarischen Vereins«, 1872) heraus.

Eiweiß. Reines aschefreies Albumin, welches bisher nicht bekannt war, dessen Kenntnis aber für analytische und physiologische Zwecke von großem Interesse ist, hat Harnack dargestellt. Er benutzte