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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ems; Emscher; Emscherthalbahn; Emsdetten; Emser; Emser Kongreß; Emser Pastillen; Emser Punktation

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Ems (Rudolf von) - Emser Punktation

allen. In der Nähe die Drahtseilbahn nach dem Malberg (333 m) mit Aussichtsturm. Die Zahl der Fremden betrug 1892: 20560, darunter 9519 eigentliche Kurgäste. Der Nationalität nach waren Holländer, 438 Russen, 333 Engländer, 330 Franzosen, 237 Amerikaner, 210 Österreicher und Ungarn, 179 Rumänen, 143 Belgier und 108 Schweden und Norweger. Rechts von der Lahn die Bäderlei oder die Sieben Köpfe, ein zackiger Schieferfels mit Kriegerdenkmal, Aussichtsturm und den merkwürdigen Heinzel- oder Hanselmannshöhlen. – E., schon den Römern bekannt, wie die hier ausgegrabenen Altertümer (Gefäße, Bäder, Münzen) beweisen, wird als warmes Bad 1172 zuerst genannt und kam im 14. Jahrh. in Aufnahme. Jahrhunderte hindurch stand es unter gemeinschaftlicher Oberhoheit von Hessen-Darmstadt und Nassau, bis es 1803 an Nassau, 1866 an Preußen fiel. Historisch merkwürdig ist E. durch die Emser Punktation (s. d.) von 1786 und durch die Unterredung des Königs Wilhelm von Preußen mit dem franz. Gesandten Benedetti am 13. Juli 1870 (s. Deutsch-Französischer Krieg, Bd. 5, S. 98 b), an welche eine am Ende des Kurgartens im Boden angebrachte Marmorplatte erinnert. Kaiser Wilhelm Ⅰ. besuchte E. von 1867 bis 1887 regelmäßig. – Vgl. Vogler, E., seine Heilquellen, Kureinrichtungen wie mediz. Anwendung (4. Aufl., Ems 1873); Döring, Die König-Wilhelms-Felsenquellen zu Bad E. (Berl. 1874); Orth, E. und seine Heilquellen (4. Aufl., Ems 1879); Döring, Bad E. (3. Aufl., ebd. 1884), sowie die mediz. Schriften der Badeärzte Geißé, Goltz, von Ibell, Panthel, Wuth u. a., endlich die «Fremdenführer» von Kirchberger, Pfeffer und Sommer.

Ems, Rudolf von, s. Rudolf von Ems

Emscher, rechter Nebenfluß des Rheins, entspringt in 129 m Höhe, 8 km von der Ruhr, nördlich von Schwerte, fließt zuerst nach W. an Hörde (94 m) vorbei, umgeht, nach N. gewandt, in weitem Bogen Dortmund, bis er unterhalb Mengede wieder westl. Richtung annimmt und nach einem Laufe von 98 km bei Alsum, 8 km unterhalb Ruhrort, mündet. Er bildet die Grenze zwischen dem Reg.-Bez. Münster gegen Arnsberg und Düsseldorf und ist durch den Steinkohlenreichtum und die Fabrikanlagen in seiner Nähe wichtig geworden. Auf seiner rechten Seite südlich von Recklinghausen das E. Bruch.

Emscherthalbahn, a. Köln- Mindener, von Dortmund über Merklinde nach Herne, und von Wanne nach Ruhrort, genehmigt 1868, eröffnet 1872‒78, einschließlich der Verbindungsbahn Neumühl-Osterfeld (61,8 km); b. Bergisch-Märkische, von Herne über Bismarck und Katernberg nach Oberhausen, genehmigt 1871, eröffnet 1874‒80 (31,6 km); c. Westfälische (vom preuß. Staate erbaut, 1878‒80 eröffnet), von Dortmund nach Sterkrade (52,5 km). Mit der Verstaatlichung des Köln-Mindener und des Bergisch-Märk. Eisenbahnunternehmens fiel der frühere Hauptzweck gegenseitigen Wettbetriebes für die drei Linien fort, weshalb von der Bahn zu b die Strecke Osterfeld-Katernberg und von der Bahn zu c der größte Teil mit den Strecken Dortmund-Huckarde, Bodelschwingh-Bismarck bez. Sterkrade außer Betrieb gesetzt wurde.

Emsdetten, Dorf im Kreis Steinfurt des preuß. Reg.-Bez. Münster, 26 km im NW. von Münster, 1 km links der Ems, in 44 m Höhe, an der Linie Münster-Emden der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 5521 E., darunter 55 Evangelische: Post, Telegraph, Rektorats-, höhere Mädchen-, Handwerkerfortbildungsschule, Amtssparkasse; 8 mechan. Leinen- und Nesselwebereien, Jutespinnerei, Fischbrutanstalt, Wannen- und Futterschwingenfabrikation, Färberei, 3 Branntweinbrennereien, 2 Dampf-, 5 Wind-, 3 Wasser- und 1 Sägemühle.

Emser, Hieronymus, Gegner der Reformation, geb. 26. März 1477 zu Ulm, studierte seit 1493 zu Tübingen und Basel Theologie und hielt 1502‒4 in Erfurt humanistische Vorlesungen, die auch Luther hörte. Hierauf wurde er Sekretär des Herzogs Georg von Sachsen und bemühte sich sehr um die von diesem gewünschte Kanonisation Bennos von Meißen. Nachdem seine «Vita Bennonis» (1505) den Zweck nicht erreicht hatte, reiste er 1510 selbst nach Rom, doch erfolgte die Heiligsprechung erst 1523. Im J. 1518 ward E. Priester, 1519 wohnte er der Leipziger Disputation bei und schrieb darauf einen offenen Brief an Joh. Zack zu Prag, worin er den Böhmen mitteilt, Luther habe die päpstl. Oberhoheit nicht schlechthin bestritten, sie könnten also nicht auf seine Beihilfe rechnen. Das veranlaßte Luther zu einer heftigen Gegenschrift. Seitdem flogen, besonders als Luther 10. Dez. 1520 mit der päpstl. Bannbulle auch sämtliche Schriften E.s verbrannt hatte, die bittersten Streitschriften hinüber und herüber. Am heftigsten griff E. Luthers Bibelübersetzung an. Er glaubte allein in Luthers Neuem Testament 1400 ketzerische Irrtümer und 1000 falsch übersetzte Stellen aufweisen zu können. Trotzdem ist seine eigene Übersetzung des Neuen Testaments (1527) von der Luthers abhängig, nur nach der Vulgata abgeändert. E. starb 8. Nov. 1527 in Dresden. – Vgl. Waldau, Nachrichten von E.s Leben und Schriften (Ansb. 1783); Luther und E. Ihre Streitschriften aus dem J. 1521, hg. von Enders, Bd. 1 u. 2 (in den «Neudrucken deutscher Litteraturwerke des 16. und 17. Jahrh.», Nr. 83‒84 und 96‒98, Halle 1890 u. 1891).

Emser Kongreß, s. Emser Punktation.

Emser Pastillen, s. Ems (Stadt).

Emser Punktation, die am 25. Aug. 1786 unterschriebenen Beschlüsse des Emser Kongresses, der im Sommer 1786 zu Bad Ems zur Wahrung der Gerechtsame des deutschen Episkopats den Übergriffen der päpstl. Gewalt gegenüber zusammengetreten und von den Erzbischöfen von Mainz, Trier, Köln und Salzburg beschickt war. Den Anlaß zum Streit gab die Errichtung einer päpstl. Nuntiatur zu München und die fast gleichzeitige Neubesetzung der seit länger erledigten Nuntiatur zu Köln. Der tiefere Grund lag in der allgemeinen Zeitanschauung, welche Hontheim (s. d.) zum Ausdruck gebracht hatte; auch glaubten die Erzbischöfe der Unterstützung Kaiser Josephs Ⅱ. sicher zu sein. Sie wollten wohl den Papst als Oberhaupt der ganzen Kirche anerkennen, verlangten aber für die Bischöfe die unbeschränkte Befugnis zu binden und zu lösen, Aufhebung der Nuntiaturen, Beseitigung der Exemtionen und der unter Umgehung der Bischöfe erfolgenden Appellationen nach Rom. Der Erfolg war gering. Der Papst wies seine Nuntien an, ihr Amt nach den bisher üblichen Vollmachten zu führen und fand Unterstützung an dem Kurfürsten Karl Theodor von Bayern, sowie an den Bischöfen, die fürchteten, von den nahen Erzbischöfen noch abhängiger zu werden als von dem fernen Papst. Auch der Kaiser erwies sich lau, und schließlich trennte sich der Kurfürst von Mainz von seinen Genossen.