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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Eureka; Eurhythmie; Eurich; Euripides

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Eureka - Euripides.

Obst besonders in der Perche zur Ciderbereitung (jährlich ca. 100,000 hl) und etwas Wein. Das Mineralreich bietet Eisenstein, Gips, Bausteine, Thon, Mergel etc. Mineralquellen finden sich zu Chartres u. a. O., werden aber nicht verwertet. Vom Gesamtareal kommen 468,847 Hektar auf Ackerland, 19,807 Hektar auf Wiesen, 1504 Hektar auf Weinland, 55,523 Hektar auf Wald und Busch. Der Viehstand, namentlich an Schafen (677,000 Stück), Pferden (42,175 Stück) und Hornvieh (99,500 Stück), ist bedeutend. In der Beauce blüht auch die Bienenzucht. Die Industrie ist weniger entwickelt, ihr wichtigster Zweig ist der Mühlenbetrieb in den beiden Hauptflußthälern; außerdem sind einige metallurgische Werke, zwei Rübenzuckerfabriken, etwas ansehnlichere Baumwollspinnerei und Weberei, daneben Schafwoll- und Seidenindustrie, Schuhwaren-, Hut- und Papierfabrikation zu erwähnen. Zur Ausfuhr kommen außer Getreide namentlich Wolle, Pferde (Percherons) und andres Vieh. Das Departement zerfällt in vier Arrondissements: Chartres, Châteaudun, Dreux, Nogent le Rotrou. Hauptstadt ist Chartres. Vgl. Merlet, Dictionnaire topographique du département d'Eure-et-Loir (Par. 1861).

Eureka, s. Heureka.

Eureka (spr. jurihka), 1) Stadt im nordamerikan. Staat Kalifornien, an der Humboldtbai, mit (1880) 2639 Einw., ist von dichten Waldungen umgeben und treibt Handel mit Holz und Brettern. - 2) Stadt im O. des nordamerikan. Staats Nevada, 1885 m ü. M., mit reichen Silbergruben und (1880) 4207 Einw.

Eurhythmie (griech.), Taktmäßigkeit, das Gleich- und Ebenmaß in der Bewegung, z. B. beim Tanz, in der Musik, in der Rede etc.; die schöne Übereinstimmung der einzelnen Teile eines Ganzen. Daher eurhythmisch, den Gesetzen des Taktes wohl entsprechend; angemessen, proportioniert.

Eurich, König der Westgoten 466-484 n. Chr., Mörder und Nachfolger Theoderichs, brachte nach und nach fast ganz Spanien und Gallien bis zur Loire und das Rhônegebiet unter seine Herrschaft. Unter ihm erreichte das Westgotenreich den Gipfel seiner Macht und Größe. Auch ließ er zuerst die alten gotischen Rechte und Gesetze aufzeichnen. Er starb 484 in Arles. Ihm folgte sein Sohn Alarich II.

Euripides, einer der drei großen Tragiker der Griechen, 480 v. Chr. auf Salamis am Tag der berühmten Seeschlacht geboren, wurde von seinem Vater Mnesarchos, einem Schenkwirt, infolge der falschen Deutung einer Weissagung, der Sohn werde Sieger in Wettkämpfen werden, für die gymnastischen Künste bestimmt, aber früh von seiner Neigung zur Philosophie geführt. Nachdem er sich durch den Umgang mit Anaxagoras und Sokrates, seinem lebenslänglichen Freund, sowie durch den Unterricht der Sophisten Prodikos und Protagoras philosophische und rhetorische Bildung erworben, trat er 455 zum erstenmal mit einer Tetralogie auf, erwarb jedoch den ersten Sieg erst in seinem 43. Jahr und scheint überhaupt nur viermal gesiegt zu haben. Dem öffentlichen Leben scheint er sich gänzlich entzogen zu haben. Seinem Naturell nach war er herb und ungesellig; den Ruf aber der höchsten sittlichen Reinheit haben selbst die Komiker, die ihn sonst wenig schonten, nicht angetastet. Verheiratet war er zweimal, doch nicht glücklich. Die eine Frau mußte er wegen Untreue verstoßen, die andre verließ ihn von selbst. Schon in hohem Alter begab er sich 409 nach Magnesia in Thessalien, wo er als öffentlicher Gast aufgenommen wurde. Von dort folgte er einer Einladung des Königs Archelaos nach Pella in Makedonien; hier starb er (nach wenig beglaubigter Tradition von Hunden zerrissen) 405. Seine eherne Statue wurde später von den Athenern mit denen des Äschylos und Sophokles im Theater aufgestellt. Eine vortreffliche antike Statue des Dichters findet sich im Vatikan zu Rom. Um E., der seit dem Altertum die verschiedenartigste Beurteilung erfahren hat, als Dichter gerecht zu werden, muß man ihn aus seiner Zeit heraus betrachten. In einem welthistorischen Zeitpunkt der hellenischen Geschichte stehend, wo Altes mit Neuem rang und ein unheilbarer Riß durch die Gesellschaft ging, ergriff er die Partei der freien Bewegung als ihr kühnster und offenster Wortführer. Er trat in erklärten Gegensatz zum Glauben, Denken und Stil der Alten; er sagte sich los von der dämonischen Weltbetrachtung und kümmerte sich weder um ideale Schönheit und hergebrachte Kunstregel noch um die Plastik der dichterischen Darstellung, Vorzüge, welche seine Vorgänger Äschylos und Sophokles auszeichnen. Bei E. erscheint das Schicksal nur noch als Zufall; seine Personen sind vom erhabenen Kothurn herabgetreten und zeigen sich als Charaktere des alltäglichen Lebens. Der Chor, bei seinen Vorgängern ein notwendiger Hauptteil des Dramas, ist bei ihm nur noch ein beiläufiger Schmuck und steht in keinem beziehungsvollen Zusammenhang mehr mit den Charakteren und der Handlung des Stückes. Dabei erstickt ein Hang zur Reflexion das tragische Pathos, welches bei ihm der rhetorischen Tendenz weichen muß, und seine Vorliebe für aufklärerische Philosophie thut der Würde des Mythus und der Heldensage Abbruch. Hauptsache ist ihm die Darstellung der Leidenschaft und sein Zweck, neben lehrhafter Tendenz kein andrer, als mit effektreicher Rührung auf das Gemüt zu wirken. Hierin leistet er denn auch Außerordentliches; ja, er hat dadurch gleichsam den Alten eine ihnen noch unbekannte Welt, das Gemütsleben in seinen innersten Tiefen, aufgeschlossen. Kein Dichter vor ihm hat so ergreifend das Unglück, die Verbannung, den Kampf mit der Not, den Wahnsinn darzustellen vermocht. Besonders gelang ihm die Schilderung weiblicher Charaktere, namentlich nach der schlimmen Seite hin. In Beziehung auf das Technische bemerkt man in seinen Stücken ein Streben nach Überraschungen und scharfen Gegensätzen, wie er auch bei der Aufführung viel auf das Äußerliche hielt und sich der Maschinen mehr als ein andrer Dramatiker bediente. - Die Zahl der von E. verfaßten Dramen wird auf 75, 78, ja auf 92 angegeben. Erhalten sind außer zahlreichen Fragmenten das Satyrspiel "Kyklops" und 18 Tragödien, von denen jedoch der "Rhesos" sicher unecht ist. Von den übrigen zeigen die dramaturgische Kunst des Dichters in ihrer vollkommensten Form: "Medea", 431 aufgeführt (hrsg. von Elmsley, Oxf. 1818 und Leipz. 1822; erklärt von Schöne, das. 1853; Wecklein, das. 1874); "Hippolytos", 428 aufgeführt und mit dem ersten Preis ausgezeichnet (hrsg. von Valckenaer, Leid. 1768, Leipz. 1823; Monk, Canterb. 1811, Leipz. 1823; Barthold, Berl. 1880), und "die Bakchen", erst nach E.' Tod aufgeführt (hrsg. von Elmsley, Oxf. 1821, Leipz. 1822; Schöne, 2. Aufl., Berl. 1858; Wecklein, das. 1874). Zu den vorzüglichern gehören ferner: die nach dem Chor benannten "Phönissen" (Tod des Eteokles und Polyneikes; hrsg. von Valckenaer, Franeker 1755, zuletzt Leipz. 1824, 2 Bde.; Geel, Leid. 1846; Kinkel; Leipz. 1871); "Ion", des Dichters vollkommenstes Intrigenstück (hrsg. von Herwerden, Utr. 1875); "Iphigenia in Aulis", gleichfalls erst nach E.' Tod aufgeführt, und "Iphigenia in Taurien" (beide