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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Euripos; Eurit; Europa

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Euripos - Europa.

hrsg. von Markland, Lond. 1771 und 1811; letztere von Schöne, 3. Aufl. von Köchly, Berl. 1872, und Wecklein, Leipz. 1876). Die übrigen sind: "Hekabe", "Orestes", eins der schwächsten Stücke, "Alkestis", an Stelle eines Satyrdramas aufgeführt, "Andromache", "Die Schutzflehenden", "Die Troerinnen", "Die Herakliden", "Helena", "Der rasende Herakles" und "Elektra", das schwächste Drama des Dichters. Neuere Gesamtausgaben: von Musgrave (Oxf. 1778, wiederholt Leipz. 1819-21), Matthiä (das. 1813-37, 10 Bde.), Boissonade (Par. 1825 bis 1827, 5 Bde.), Fix (das. 1844), Kirchhoff (Berl. 1855, 2 Bde.), Witzschel (Leipz. 1855, 3 Bde.), Nauck (3. Aufl., das. 1871, 3 Bde.), G. Dindorf (zuletzt das. 1869), Paley (2. Aufl., Lond. 1873). Unvollendet sind die Ausgaben von Porson ("Hekabe", "Phönissen", "Medea", "Orestes", Cambr. 1797-1801, 2 Bde.; Abdruck von Schäfer, Leipz. 1807, zuletzt 1851), G. Hermann (8 Stücke, das. 1831-40), Pflug und Klotz (3 Bde., 11 Stücke, zum Teil in neuer Ausg. von Wecklein, das. 1840-67), Prinz ("Medea", "Alkestis", "Hekabe", das. 1878-83). Die Scholien zu E. gab W. Dindorf (Oxf. 1863) heraus, der auch eine Auswahl der Anmerkungen früherer Bearbeiter (das. 1839-40) veröffentlichte. Neuere deutsche Übersetzungen lieferten Minckwitz und Binder (neue Ausg., Stuttg. 1857 ff., 19 Bdchn.), Donner (3. Aufl., Leipz. 1876, 3 Bde.), Ludwig (Stuttg. 1835-53, 16 Bdchn.), Hartung (mit Originaltext, Leipz. 1848-1853, 19 Bdchn.), Fritze und Kock (neue Ausg., Berl. 1869-70, 3 Bde.), Mähly (Auswahl, Leipz. 1881), Bruch (Auswahl, Minden 1882). Vgl. Patin, Études sur Euripide (6. Aufl., Par. 1883, 2 Bde.); Kinkel, E. und die bildende Kunst (Leipz. 1872); Arnoldt, Die chorische Technik des E. (Halle 1877).

Euripos ("Sund"), der natürliche, kaum mehr als 2 m tiefe Kanal zwischen der Insel Euböa und Griechenland und zwar an seiner schmälsten Stelle bei Chalkis, wo er überbrückt war. Diese Enge, durch zwei auf beiden Küsten hervorspringende Vorgebirge gebildet, wurde 410 v. Chr. von den Böotiern durch künstliche Dämme, welche zur Verteidigung der Durchfahrt mit Türmen versehen waren, noch mehr verengert. Der Name, in seiner modernen Form Egripo auf die Insel Euböa selbst übertragen, hat den alten Namen der letztern ganz verdrängt. Die Alten behaupteten, daß siebenmal bei Tag und ebenso oft bei Nacht das Wasser durch die Enge hin- und zurückströme. Diese Angabe haben neuere Beobachtungen nicht bestätigt; es scheinen bestimmte Winde großen Einfluß auf das Phänomen zu haben. Im allgemeinen hieß dann E. jeder durch Kunst gemachte Wassergraben, insbesondere der im Circus maximus zu Rom befindliche, der die Plätze der Zuschauer von dem Kampfplatz absonderte.

Eurit, s. v. w. Felsit oder Hälleflinta, s. Felsit.

Europa (hierzu "Fluß- und Gebirgskarte", "Staatenkarte" und "Völker- und Sprachenkarte"), einer der fünf Erdteile, der kleinste der drei, welche die Alte Welt bilden.

Übersicht des Inhalts:

Name, Weltstellung und Grenzen S. 919

Areal und Gliederung 920

Meere 921

Bodengestaltung 921

Gewässer 926

Geologische Übersicht 927

Klima und Pflanzenwelt 929

Tierwelt 932

Bevölkerung 933

Politische Verhältnisse 936

Litteratur 938

Name, Weltstellung und Grenzen.

E. ist seiner terrestrischen Gliederung wie seiner kulturhistorischen und politischen Bedeutung nach unbedingt der wichtigste unter den fünf Erdteilen. Der Name ist wahrscheinlich assyrischen oder phönikischen Ursprungs (hier ereb = Dunkel, d. h. Sonnenuntergang). Die alten Griechen bezeichneten ursprünglich damit nur einen Teil des westlich von Kleinasien gelegenen Festlandes, insbesondere Thrakien, in welcher Bedeutung der Name zuerst in dem Homerischen Hymnus auf Apollon (V. 250, 1) erwähnt wird; in dem Grad aber, als für die Hellenen die Kenntnis des Westens sich erweiterte, wuchs auch das Territorium, das man mit jenem Namen belegte. Als Grenze Europas gegen Asien wurde zu Herodots Zeit der Phasis angesehen; später galt der Tanais (Don) sehr allgemein als nördliche, der Hellespont als südliche Grenze im O. Nach Strabon und besonders nach Ptolemäos hing E. mit Asien nur durch eine Landenge von etwa 5° Breite zwischen der Nordspitze des Asowschen Meers und der heutigen Ostsee zusammen. Im S. selbst schied der allgemeinsten Annahme nach das Mittelmeer E. von Libyen, seltener rechnete man die Nordküste Afrikas noch zu E.; im äußersten Westen reichte es bis an die Säulen des Herkules. Weiter ging die Kunde der phönikischen Schiffahrer und des kühnen Massiliers Pytheas, aber ihre Kenntnisse waren so lückenhaft, daß sich daraus kein Gesamtbild über Europas Gestalt gewinnen ließ. Erst Cäsars Eroberungen in Gallien, seine Züge nach Britannien, Belgien, über den Rhein verbreiteten über diese Regionen einiges Licht; später ward durch die Expedition des Germanicus auch das Gestade der Nordsee bis an die Cimbrische Halbinsel bekannt, und Ptolemäos nennt die Inseln Skandia und Thule. Hinsichtlich der Konfiguration Europas hebt schon Strabon die mannigfaltige Gliederung seiner Länder und die Auszackung seiner Küsten hervor und bemerkt, wie Asien und Libyen darin gegen E. zurückstehen. Indes beschränken sich alle nähern Angaben der Alten nur auf das südliche und das mittlere E. im W.; das östliche mittlere E. zog erst seit der Völkerwanderung die Blicke der Geographen auf sich, und der Norden erschloß sich nicht vor der Einführung des Christentums. Aber bereits die Alten erkannten schon in den klimatischen Verhältnissen, überhaupt in der ganzen europäischen Natur jene glückliche mediocritas, welche der Entwickelung des Menschengeschlechts so förderlich gewesen ist, und der europäische Menschenschlag erscheint bereits Strabon in jeder Beziehung als der tüchtigste und zur politischen Entwickelung geschickteste.

Seiner Größe nach stellt sich E. mehr als die größte der Halbinseln des mächtigen Asien dar, mit welchem es seiner ganzen Breite nach im O. zusammenhängt, während Afrika fast ganz durch Meer von jenem getrennt ist; aber die selbständige Entwickelung, welche das menschliche Geschlecht auf seinem Boden genommen, Europas Stellung in der Weltgeschichte berechtigen vollständig, dasselbe als besondern Erdteil anzunehmen. Diese Selbständigkeit seiner rastlos fortschreitenden Entwickelung hat E. seiner eignen reichen äußern und innern Gliederung zu verdanken; daß es hierdurch zur Herrschaft über die Welt befähigt ist, daß der kleine Erdteil seinen überwältigenden Einfluß auf die größern ausüben kann, das hat seinen Grund in der Weltstellung desselben. E. liegt nämlich gerade in der Mitte der Landanhäufung auf der Erdkugel, umlagert von drei Erdteilen in größerer oder geringerer Entfernung, von Asien, Afrika und Nordamerika, und wenn es auch nur mit einem unmittelbar zusammenhängt, so ist es von den übrigen doch bloß durch verhältnismäßig schmale und leicht zu passierende Meeresteile gesondert, so daß es auf eine