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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Ex improviso - Exkavatoren.

Ex improviso (lat.), unversehens, unvermutet.

Exin, Stadt im Regierungsbezirk Bromberg, Kreis Schubin, hat ein Amtsgericht, 2 Kirchen, kath. Schullehrerseminar und (1880) 2846 Einw.

Exinanition (lat.), in der Christologie (s. d.) die Entäußerung göttlicher Eigenschaften. S. Kenotiker.

Existenz (lat.), Dasein, Bestehen, Auskommen.

Existenzialsatz, im logischen Sinn ein Urteil, welches die Existenz eines Dinges aussagt, d. h. demselben das Dasein als Prädikat beilegt; im grammatikalischen Sinn ein Satz, der kein oder ein völlig unbestimmtes Subjekt hat, z. B. es regnet, es blitzt, also nichts andres besagt, als daß die (an sich mögliche) Erscheinung des Regnens, Blitzens etc. in diesem Augenblick sich verwirkliche.

Existenzminimum nennt man diejenige Summe, welche als zur Erhaltung des Lebens (durchschnittlicher eigner Unterhalt wie auch derjenige einer Familie in Zeiten der Arbeitsfähigkeit sowie auch in denen der Krankheit und Invalidität) unbedingt nötig erachtet wird. Der Begriff E. ist ein relativer, indem das, was als notwendig und unentbehrlich angesehen wird, je nach der Standesangehörigkeit u. der Kulturhöhe sehr verschieden sein kann. So kann der Arbeitslohn mit steigender Kultur sich erhöhen, ohne über das E. hinauszugehen, weil mit zunehmendem Lohn weitergehende Ansprüche an das Leben (Wohnung, Nahrung, geistige Genüsse etc.) gestellt werden. In diesem Sinn faßte auch Lassalle das sogen. eherne Lohngesetz auf. Eine praktische Anerkennung findet das E. vielfach bei der Besteuerung, indem man Einkommen, welche einen bestimmten Betrag nicht erreichen, von Personalsteuern freiläßt. (In Preußen z. B. werden Einkommen von 420 Mk. und weniger nicht zur allgemeinen Einkommensteuer herangezogen.) Vgl. Einkommensteuer und Steuern.

Existieren (lat.), sein, vorhanden sein, leben.

Exit (lat.), er geht ab; vgl. Exeunt.

Exitium (lat.), Untergang, Verderben; exitial (exitiös), verderblich, tödlich.

Exitus (lat.), Ausgang, Ende.

Ex jure (lat.), von Rechts wegen.

Exkandeszieren (lat.), erglühen, entbrennen, in Hitze geraten; Exkandeszenz, Erhitzung, Jähzorn.

Exkavation (lat.), Aushöhlung, Höhle.

Exkavatoren (lat., Trockenbagger), bei Erdarbeiten (s. d.) Maschinen zum Ausheben der Erde. Während man früher die Erdarbeiten allgemein durch Menschen verrichten ließ und nur zum Transport auf größere Entfernungen Schienenwege anlegte, auf welchen die gewonnenen Erdmassen mittels Wagen durch Zugvieh oder Lokomotiven bewegt wurden, wendet man jetzt, besonders in Amerika, auch zum Ausheben der Erde und zuweilen auch zum Planieren Maschinen an. Die E. zeigen sehr verschiedenartige Konstruktionen. Der Exkavator von Ruston, Proctor u. Komp. (Fig. 1) besteht aus einem Kran (s. d.) mit drehbarem Ausleger ee, der auf einem fahrbaren Gestell f steht. Der Ausleger trägt den für die Baggerarbeit bestimmten großen eisernen Kübel a mittels des Flaschenzugs (s. d.) d. Durch Anziehen des letztern wird der Kübel im Bogen durch das Erdreich gezogen, indem er zugleich durch den Stiel b die erforderliche Stützung erhält. Nach Füllung und Hebung des Kübels findet die Drehung des Auslegers durch eine um die Kettenscheibe c gelegte Kette so weit statt, daß der Kübel über ein zur Entfernung des ausgehobenen Erdreichs bestimmtes Fahrzeug gelangt; durch das Öffnen der Bodenklappe wird dann der Kübelinhalt in diesen gestürzt. Je nach der Bodenbeschaffenheit und Stellung des ganzen Apparats wird die Länge des Stiels b bemessen, welcher dem entsprechend verstellbar eingerichtet ist. Zum Betrieb dieses ganzen Apparats dient eine auf dem hintern (in der Figur weggelassenen) Teil des Wagens f aufgestellte Dampfmaschine. Von ähnlicher Konstruktion sind die E. von Ottis, Osgood u. Komp. etc. Eine zweite Art von E. arbeitet mit zwei gekrümmten Grabschaufeln, die nach Art einer Beißzange gegeneinander wirken. Der hierher gehörige Bothsche Exkavator (Fig. 2) hängt mit der Kette c an einem fahrbaren Drehkran und sinkt unter Gewichtsbelastung beim Herablassen mit seinen Grabschaufeln a in den Boden ein. Hierauf wird die Kette d, welche um die Trommel e gewickelt ist, angezogen, wobei durch ein Rädervorgelege die (in der Figur punktiert angegebene) kleine Trommel h gedreht wird und die Kette g verkürzt. Dadurch wird das obere Scharnier der Stangen f in einem Schlitz des Rahmens b herabgezogen, so daß durch die untern Enden derselben Stangen die Schaufeln a einander genähert wer-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 1. Exkavator von Ruston, Proctor u. Komp.]