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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Eymericus; Eymoutiers; Eynard; Eynatten; Eyre; Eyresee; Eyria

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Eymericus - Eyria.

Wilhelm III. einen großen Einfluß gewonnen; er war sein Hauptratgeber in der unglücklichen Agendenangelegenheit, worauf sich Eylerts Schrift "Über den Wert und die Wirkung der für die evangelische Kirche in den preußischen Staaten bestimmten Liturgie und Agende" (Potsd. 1830) bezieht. Am bekanntesten aber unter Eylerts Werken wurden seine "Charakterzüge und historischen Fragmente aus dem Leben des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelms III." (Berl. 1842-46, 3 Bde.), wenngleich die darin mitgeteilten königlichen Reden unter dem bischöflichen Firnis fast unkenntlich werden.

Eymericus, Nicolaus, berühmter Kanoniker seiner Zeit, geboren um 1320 zu Gerona in Katalonien, trat schon 1334 in den Dominikanerorden, wurde 1356 Generalinquisitor, Kaplan und Ketzerrichter Papst Gregors XI., lebte in Aragonien, wo er sich durch seine Intoleranz viele Feinde zuzog, dann in Avignon, wo er das Wohlwollen Clemens' VII. und seines Nachfolgers Benedikt XIII. genoß, und starb 4. Jan. 1399 in seiner Vaterstadt. Er schrieb eine Anweisung zum Betrieb der Inquisition: "Directorium inquisitorum" (Barcel. 1503, Rom 1587, Vened. 1607; im Auszug von A. Morellet, Par. 1764).

Eymoutiers (spr. ämutjeh), Stadt im franz. Departement Obervienne, Arrondissement Limoges, auf einem Hügel an der Vienne, über die eine kühne Brücke führt, und an der Orléansbahn, hat ein Collège, eine schöne Kirche (aus dem 11. und 15. Jahrh., mit wertvollen Glasgemälden) und (1876) 2228 Einw., welche Spinnerei, Färberei und Kerzenfabrikation betreiben.

Eynard (spr. änar), Jean Gabriel, Bankier in Genf, einer der thätigsten Philhellenen, geb. 1775 zu Lyon, wo sein Vater ein Handlungshaus besaß, focht bei der Belagerung Lyons durch die Truppen des Konvents 1793 in den Reihen der Verteidiger, entfloh sodann mit seiner Familie in die Schweiz, wo er sich in Rolle niederließ, und gründete bald darauf mit seinem Bruder unter der Firma "Gebrüder E. u. Schmidt" ein Handlungshaus in Genua. Nachdem er sich ein bedeutendes Vermögen erworben, siedelte er 1814 nach Genf über, ward von da als Abgeordneter der Republik Genf auf den Kongreß zu Wien gesandt und 1816 vom Großherzog von Toscana berufen, um ihn in der Einrichtung der Verwaltung zu unterstützen, ging auch 1818 als dessen Vertreter zum Kongreß nach Aachen. Der Sache der Griechen nahm er sich seit Beginn des Aufstandes (1821) aufs eifrigste an und ging 1825 im Interesse derselben nach Paris, wo er als Mitglied des Philhellenenvereins eine so große Thätigkeit entfaltete, daß er von der griechischen Nationalversammlung zu Argos naturalisiert wurde, sodann 1827 nach London, ohne jedoch eine Anleihe für Griechenland auswirken zu können. Von der griechischen Regierung mit unumschränkter Vollmacht versehen, war er 1829 in Paris, um die französische Regierung zur Unterstützung der Griechen und zur Garantie für eine Anleihe derselben zu bewegen, und sandte, als das Ministerium ihm beides abschlug, die Summe von 700,000 Frank aus eignen Mitteln und ohne Garantie nach Griechenland. Beim Aufstand in Kreta 1841 wandte er sich an alle vormaligen Griechenkomitees um Unterstützung des Projekts, diese Insel mit Griechenland zu vereinigen; doch vereitelte die baldige Unterdrückung des Aufstandes seine Bemühungen. Auch der Schweiz erwies er sich mehrmals bei politischen Verwickelungen durch seine Verbindungen nützlich. Genf verdankt ihm mehrere seiner prachtvollsten Gebäude. Sein Vermögen, das bei seinem Tod 60 Mill. Fr. betragen haben soll, verwendete er überhaupt in sehr gemeinnütziger Weise. Er starb 5. Febr. 1863. E. schrieb: "Lettres et documents officiels relatifs aux divers événements de Grèce" (Par. 1831); "Vie de la baronne Krudener" (das. 1849, 2 Bde.).

Eynatten, August Friedrich, Freiherr von, geb. 1798, Sprößling einer alten Adelsfamilie in Rheinpreußen, avancierte in österreichischen Kriegsdiensten bis zum Feldmarschallleutnant und Gouverneur von Verona, machte sich aber im italienischen Krieg von 1859 großer Unterschleife bei der Armeeverwaltung schuldig, die den Prozeß gegen den Bankdirektor Franz Richter herbeiführten, und endete 7. März 1860 durch Selbstmord. Vgl. "Neuer Pitaval", Bd. 35 (Lpz. 1872).

Eyre (spr. ähr), Edward John, austral. Forschungsreisender, geb. 1815 in Yorkshire, ging 1833 nach Sydney, dann nach Südaustralien, bereiste 1839 vom Spencergolf aus die Flinderskette, sah den Torrenssee und kehrte in südöstlicher Richtung zum Murray zurück, den er bis zur Mündung verfolgte. Darauf ging er von Port Lincoln auf der Yorkehalbinsel zur Gawlerkette, erreichte, über den Torrenssee hinausdringend, den nach ihm benannten Eyresee (s. unten), welchen er für einen Teil des großen, hufeisenförmigen Beckens hielt, das nach damaliger Annahme das Flindersgebirge im W., N. und O. umgeben sollte, und gelangte zur Streaky- und Fowlerbai, von denen er vergeblich einen Vorstoß in das Innere von Südaustralien zu machen versuchte. Im J. 1841 machte er unter den größten Entbehrungen seine denkwürdigste Reise von Südaustralien längs der Südküste bis zum King George-Sund. Später (1862-66) Gouverneur von Jamaica, erwarb er sich durch seine allzu scharfen Maßregeln bei einem Aufstand der dortigen Neger einen wenig beneidenswerten Namen. Über seine Reisen in Australien berichtete er in seinem "Journal of expeditions of discovery into Central Australia" (Lond. 1845).

Eyresee (Lake Eyre, spr. lehk ähr), großer Salzsee im Innern von Südaustralien, zwischen 27° 50' und 29° 30' südl. Br. sowie 136° 52' u. 137° 56' östl. L., ca. 9300-9900 qkm (170-180 QM.) groß und nur 24 m über dem Meeresspiegel. Aus der Ostseite mündet der Cooper Creek, im N. der Warburton mit dem von NW. kommenden Treuer (Macumba), im W. der Neales und Douglas, im S. der Margaret mit dem Stuart Creek. Wenn diese fast immer wasserleeren Flußbetten durch Regengüsse gefüllt werden, so entladen sie ihre Gewässer in den See, der aber stets salzig bleibt und nach kurzer Zeit wieder zu einem Salzsumpf austrocknet, dessen größerer nördlicher Teil mit dem kleinern südlichen nur durch einen schmalen Kanal in Verbindung steht. Dann bedeckt sich die weite Oberfläche mit weißen ausgebleichten Salzkristallen. Am Süd- und Westufer erheben sich zahlreiche Gruppen von Quellhügeln aus Sinterkalk, welche die Viehzucht in diesen sonst höchst dürftigen Gegenden ermöglichen. Der See wurde 1840 von Eyre entdeckt, 1858 von Babbage, 1859 von Stuart, 1866 von Warburton u. 1875 von Lewis genauer erforscht.

Eyria (spr. arie), Halbinsel an der Küste von Südaustralien, das große Dreieck, dessen Basis von der Gawlerkette mit den Salzsümpfen Lake Gairdner, Island Lagoon u. a. begrenzt wird, während die Südostseite vom Spencergolf, die Südwestseite von der Großen Australischen Bucht bespült wird und die südlichste Spitze das Kap Catastrophe bildet. Das Land ist fast nur von Herdenbesitzern besetzt, die Küsten entlang läuft die Telegraphenlinie nach Westaustralien. Am Südostende ist Port Lincoln ein vor-^[folgende Seite]