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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Falsett - Faltstuhl.

welchen der berühmte Prioratswein (nach einer ehemals bestehenden Abtei genannt) wächst; auch die Kultur von Haselnüssen ist bedeutend.

Falsett (ital., Fistel, Fistelstimme), eine besondere Art der Stimmerzeugung, welche namentlich für höhere Tonlagen geeignet und deren Klangfarbe von derjenigen der gewöhnlichen Stimme erheblich verschieden ist. Durch Untersuchungen mit dem Kehlkopfspiegel ist festgestellt, daß beim F. die hintern Abschnitte der Stimmritze fest geschlossen sind, und daß die Stimmritze sowie die sie umgebenden schwingenden Teile der Stimmbänder nur kurz sind, während zwischen ihnen ein breiter elliptischer Spalt wahrgenommen wird. Die dicken, wulstigen Stimmbänder sind in dünne, membranöse Falten umgewandelt, wodurch die hohe Lage des Falsetts verständlich wird. Die geringe Kraft des Falsetts gegenüber der Bruststimme wird dadurch bedingt, daß sich bei ersterm niemals wie bei dieser die Stimmbänder innig aneinander legen, sondern stets einen elliptischen Spalt zwischen sich lassen. Die Luftstöße, welche die Stimmbänder in Schwingungen versetzen, treffen daher beim F. weit geringere Hindernisse an als bei der Bruststimme. Auch findet bei den Fisteltönen, ebenfalls wegen der großen Weite der Stimmritze, keine Resonanz der Brust, kein Erzittern der Brustwand statt, sondern es überwiegt hier die Resonanz des Ansatzrohrs, nämlich der Mund- und Nasenhöhle (daher auch Kopfstimme genannt). Vgl. Register.

Falsifikat (lat.), etwas Gefälschtes; Falsifikation, Fälschung; Falsifikator, Fälscher; falsifizieren, verfälschen.

Falsiloquium (lat.), Falschrednerei, Lüge.

Falsimonïe (Falsimonia, lat.), Falschheit, Trug.

Falsirechnung, s. Regula falsi.

Falsität (lat.), Falschheit, Trug.

Falso bordone (ital.), s. Faux bourdon.

Falstaff, Sir John, eine Shakespearesche Charakterrolle, welche in "König Heinrich IV." und in den "Lustigen Weibern von Windsor" auftritt, im erstern als der stete Begleiter des Prinzen Heinrich von Wales (nachmaligen Königs Heinrich V.): ein Mann von großen geselligen Talenten und Soldat, aber ebenso feig wie lügenhaft-prahlerisch, im Wohlleben ergraut, aber noch im Alter lüstern und liederlich. Auch über seine verächtlichsten Handlungen ist jedoch immer noch eine gewisse äußerliche Noblesse gebreitet, und als vollkommener Menschenkenner weiß er immer geschickt einzulenken, wenn die Dreistigkeit seiner Späße anfängt einen übeln Eindruck zu machen. Gewöhnlich tritt er als wohlbeleibter, doch keineswegs schwerfälliger Ritter auf. Einer der trefflichsten Darsteller des F. war Ludwig Devrient, nach ihm Döring.

Falster, dän. Insel in der Ostsee, im S. der Insel Seeland, zwischen der Insel Laaland, von der sie durch den Guldborgsund geschieden wird, und mit welcher zusammen sie das Amt Maribo bildet, und der Insel Möen, von der sie der enge Grönsund trennt, hat die Gestalt eines Dreiecks, von dessen Südspitze sich nach SO. der schmale, 8 km lange Gjedserrev ins Meer hinzieht, und umfaßt 474 qkm (8,6 QM.) mit (1880) 30,212 Einw. Die Insel ist flach (höchster Punkt der Bavnehöj, 44 m), gut bewässert und gesund und enthält einen fetten Lehmboden, der Getreide und Holz in Menge liefert. Bei Kippinge findet sich eine Mineralquelle. Die Erwerbszweige der Bewohner bilden Land- und Obstbau, starke Zucht von Rindvieh, Schafen, Schweinen, Gänsen und Bienen. Hauptort ist Nykjöbing (s. d.); außerdem ist Stubbekjöbing am Grönsund bemerkenswert. Ein Teil der Laaland-Falsterschen Eisenbahn, die Linie Orehoved-Nykjöbing, durchschneidet die Insel. Die Bewohner standen im Mittelalter in mannigfacher Verbindung mit den Wenden, in der Auflösungsperiode des dänischen Staats unter Christoph II. gehörte F. zu Holstein. Bis ins 19. Jahrh. besaß die dänische Krone große Domänen auf F. S. Karte "Dänemark".

Falster, Christian, dän. Dichter, geb. 1690, bildete sich zum tüchtigen Philologen aus und starb 1752 als Rektor in Ribe. F. war Holbergs Zeitgenosse und hat, wie dieser, einen scharfen Blick für die Schwächen seiner Zeit, welche er in seinen "Satirer" (hrsg. von Thaarup, Kopenh. 1840) geißelt. Auch tritt er, wie Holberg, für die Bedeutung der Muttersprache und ihr Recht, bei der Litteratur in Betracht zu kommen, ein. Seine "Amoenitates philologicae" (Amsterd. 1729-32, 3 Bde.) enthalten neben wissenschaftlichen Notizen interessante Betrachtungen über die Verhältnisse der Zeit. Auch seine Übersetzung von Ovids "Tristia" verdient wegen ihrer schönen Sprache Erwähnung.

Falsterbo, Seestadt im schwed. Län Malmöhus, die südlichste Stadt Schwedens, auf einer sandigen, sich in die Ostsee hinausstreckenden Landzunge, mit (1883) 345 Einw., hat seit 1754 mit der etwa 2 km entfernten Stadt Skanör (769 Einw.) einen gemeinsamen Magistrat und war, wie diese, im 13., 14. und 15. Jahrh. ein durch seinen Heringsfang reicher und mächtiger Ort, wo die Hansestädte unumschränkten Handel trieben. Bei F. stand ehemals ein Schloß, Falsterbohus. Auf der äußersten Landspitze südwestlich von der Stadt brennt seit 1795 ein Leuchtfeuer. Da sich aber von hier das den Schiffen äußerst gefährliche F.-Riff noch etwa 11 km weiter in die See erstreckt, so ist seit 1844 ein Feuerschiff an dem äußersten Ende des Riffs (12° 48' östl. L. v. Gr.) stationiert.

Falsum (lat.), etwas Falsches, Fälschung (s. d.).

Faltenfüllung, ein im Mittelalter und in der Renaissance vorkommendes Schnitzwerk zur Dekoration von Wandgetäfel, Schränken, Truhen u. dgl., welches die Falten von Stoff nachahmt, an dessen Stelle es getreten ist.

Faltenkapitäl, im anglo-normännischen Stil beliebtes Kapitäl, das nach unten in kegelförmige Rundfalten ausläuft (s. die Figur).

^[Abb.: Faltenkapitäl.]

Faltenmütze, im 16. Jahrh. und auch heute noch bei der protestantischen Geistlichkeit übliche Mütze mit flachem Deckel und einem Rande, dessen Stoff in Falten gezogen ist.

Faltenschwamm, s. Cantharellus und Merulius.

Faltenwurf, s. Gewandung.

Falter, s. v. w. Schmetterlinge, im engern Sinn Tagfalter, Abteilung der Schmetterlinge (s. d.).

Faltschi (rumän. Falciu), Kreisstadt in Rumänien (untere Moldau), rechts am Pruth, mit 9 Kirchen, aber nur 1605 Einw. (davon 225 Juden). In der Nähe war das Lager Peters d. Gr., in welchem derselbe 1711 von den Türken eingeschlossen und zu dem Vertrag von Husch (s. d.) gezwungen wurde.

Faltstuhl, Sitzmöbel mit und ohne Lehne, dessen Fußgestell zusammengeklappt werden kann; war schon bei den Griechen und Römern im Gebrauch. Das Gestell war meist von Holz, seltener von Metall; das Holz wurde mit kunstreichen Schnitzereien, mit Tier-^[folgende Seite]