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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Fei - Feigwarze.

hatten den Ruhm, das fast doppelt so starke, für unüberwindlich gehaltene schwedische Heer besiegt zu haben, mit einem Verlust von 500 Mann bezahlt. - Zum Andenken an diese Schlacht ließ Herr v. Rochow auf Rekahn an der Landstraße von Linum ein Denkmal errichten; ein zweites Monument auf dem Schlachtfeld wurde von dem Havelländischen Kriegerverein 1857 aufgestellt. 1875 ward der 200jährige Gedenktag der Schlacht feierlich begangen und der Grundstein zu einem neuen Denkmal beim Dorf Hakenberg gelegt, das 1879 eingeweiht wurde; dasselbe besteht in einem hohen, von einer Viktoria gekrönten Turm. Vgl. v. Witzleben und Hassel, Zum 200jährigen Gedenktag von F. (Berl. 1875); Schottmüller, F. (das. 1875).

Fei (Feine), s. v. w. Fee; daher feien (auch feinen), Körper oder Waffen durch Zauber festmachen.

Feierlich heißt die Stimmung, die einem Gefeierten (d. h. mit Recht oder Unrecht für groß und erhaben Gehaltenen) entspricht und sich von der Stimmung, in die das Erhabene (s. d.) uns versetzt, dadurch unterscheidet, daß letzteres auch ohne Feier ehrwürdig ist, das Feierliche aber nur durch die Feier Ehrfurcht einflößt.

Feiertage, den gewöhnlichen Geschäften des bürgerlichen Lebens entzogene und vorzugsweise der religiösen Erbauung, aber auch dem Vergnügen gewidmete Tage. Sind sie von der Kirche vorgeschrieben, so werden sie vom Volk die gebotenen F. genannt, während die aufgehobenen in Tirol Bauernfeiertage heißen.

Feifelgeschwulst (Fiebelgeschwulst), alter Name für die Entzündung der Ohrspeicheldrüse (parotis) bei den Haustieren, am häufigsten bei Katzen und Ziegen (daher Katzen-, Ziegenpeter), nicht gerade selten beim Pferd, nur selten beim Rind beobachtet. Es zeigt sich schmerzhafte, vermehrt warme, anfänglich hart anzufühlende Anschwellung der Drüse mit erschwertem Kauen und Schlucken, verhinderter Seitenbewegung des Kopfes. Meistens folgt Absceßbildung in der Drüse. Ursachen sind: Erkältungen, Verletzungen, Speichelsteine, auch Entzündung der unter der Speicheldrüse liegenden Lymphdrüsen, daher die Krankheit nicht selten im Verlauf der Druse (s. d.) vorkommt. Die Krankheit wird in der Regel geheilt, bisweilen bleiben Verhärtungen zurück. Die Behandlung wird bei der großen Neigung zur Absceßbildung am besten auf baldige Reifung einer solchen Eiterbeule, die meist künstlich zu eröffnen ist, gerichtet, daher warme Einhüllungen, Einreibungen von Fett, warme Breiumschläge angewendet zu werden pflegen.

Feigbohne, s. v. w. Lupine.

Feige (Feigenbaum), s. Ficus; indische F., s. v. w. Opuntia vulgaris.

Feige (Feigenblatt), weidmänn. Ausdruck für das weibliche Glied beim Hoch- und Rehwild. Jemand "die F. weisen" (ital. far la fica), ihn durch eine gewisse Gebärde (indem man den Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger vorstreckt) verhöhnen.

Feigendistel, s. v. w. Opuntia vulgaris.

Feigenkaffee s. Ficus.

Feigenkäse s. Ficus.

Feigenkuchen s. Ficus.

Feigenmittagsblume, s. Mesembryanthemum.

Feigheit, habitueller Zustand des Gemüts, in welchem sich der Mensch vor Gefahren oder Schmerzen in dem Grad scheut, daß dadurch einesteils seine Freiheit und Thatkraft gelähmt, andernteils sein Gefühl für Ehre und Schande abgestumpft wird. Der Gegensatz der F. ist der Mut (s. d.). Als militärisches Verbrechen ist F. die Verletzung der Dienstpflichten aus Furcht vor persönlicher Gefahr. Sie wird, wenn sie im Gefecht selbst durch Flucht und Verleitung von Kameraden zur Flucht durch Worte oder Zeichen vorkommt, mit dem Tod bestraft. Freiheitsstrafen treten ein und zwar Zuchthaus bei heimlichem Davonschleichen oder Zurückbleiben während des Marsches zum Gefecht, für absichtliches Verderben der Waffen und Vorschützen von Verwundung, Krankheit oder Trunkenheit, um sich dadurch dem Gefecht zu entziehen; Gefängnis, auch Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes für Beweise von F. im Dienst außerhalb des Gefechts (deutsches Militärstrafgesetzbuch, § 84 ff.). In Athen wurde, wer sich weigerte, Dienst zu nehmen, verurteilt, drei Tage in weiblicher Kleidung auf dem Markt zu sitzen. In Sparta durfte den Feigen keine Spartanerin heiraten, jeder Begegnende konnte ihn schlagen, ohne daß er sich wehren durfte; um kenntlich zu sein, mußte er schmutzige oder mit bunten Lappen besetzte Kleider tragen und durfte den Bart nur halb scheren. Die Römer bestraften nicht nur Einzelne, sondern ganze Truppenteile mit Dezimieren (s. Dezimation). Bei den Germanen wurde der Feige lebendig begraben. In den Ritterzeiten trat mehr die schimpfliche Ausschließung aus dem Kreis der Standesgenossen, mit der Landsknechtszeit wieder Leibesstrafen und Tod als Strafe der F. in den Vordergrund.

Feigmal, s. Bartfinne.

Feigum-Foß, berühmter Wasserfall in Norwegen, Amt Bergen, am südöstlichen Strandendes Lysterfjords, 230 m hoch.

Feigwarze (Condyloma), warzenähnliche nässende, meist kleine Hautgeschwulst. Man muß streng zwei Formen der Feigwarzen unterscheiden, nämlich das breite und das spitze Kondylom. Das breite Kondylom kommt nur bei konstitutioneller Syphilis vor und hat seinen Sitz vorzugsweise an den äußern Genitalien, seltener am After oder an den Lippen. Es stellt sich dar als eine breite, flache, glatte Erhebung der Haut, welche um 1-3 mm über das Niveau der gesunden Umgebung hervortritt, meist von rundlicher Gestalt ist und die Größe eines Zehnmarkstücks gewöhnlich nicht überschreitet. An der Schleimhaut des Mundes nennt man diese Art der F. auch Schleimpapel (Plaque muqueuse); sie erscheint daselbst als milchig-trübe, flache Erhabenheit. Die breiten Kondylome nässen gern an der Oberfläche, bluten leicht, wenn sie berührt werden, und besitzen die Neigung, in Verschwärung überzugehen. Ihre Absonderung ist ansteckend. Lustgarten hat darin eigenartige Bacillen gefunden, deren Rolle als Krankheitsursache jedoch noch nicht unumstößlich erwiesen ist. Die Behandlung der breiten Kondylome muß gegen das Grundleiden, nämlich die Syphilis (s. d.), gerichtet sein und besteht in der Anwendung des Quecksilbers, des Jodkaliums etc. Daneben ist es zweckmäßig, sie mit Salzwasser anzufeuchten und dann mit Kalomel zu bestreuen oder mit Höllenstein zu betupfen. - Die spitzen Feigwarzen (Condyloma acuminatum), welche man je nach ihrer Gestalt als hahnenkammförmige oder beerenförmige bezeichnen kann, haben das Gemeinschaftliche, daß sie schmalgestielt aufsitzen, fast nur auf der äußern Haut vorkommen und mit der Syphilis als solcher nichts zu schaffen haben. Die spitzen Feigwarzen beruhen auf einer starken Wucherung des Papillarkörpers der Lederhaut und sind ihrem Bau nach eine Art von Warzen. Ihr Lieblingssitz ist die Umgebung des Afters und die großen Schamlippen; doch kommen sie auch an andern Hautstellen, z. B.