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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Franz Joseph-Land; Franz Joseph-Orden

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Franz Joseph-Land - Franz Joseph-Orden.

Kongregationen zusammen, welche das Festhalten und Schärfen der ursprünglichen Regel anstrebten. Um fortgesetzte Streitigkeiten zu beendigen, bestimmte endlich Leo X. in einer Bulle vom 1. Juni 1517: "Es soll ein Generalminister zu sechsjähriger Regierung allein von den Observanten gewählt werden; diese letztern sollen ihre verschiedenen Namen aufgeben und als Minoriten von der regulierten Observanz sich vereinigen".

Seit dieser Entscheidung ging es mit den Konventualen bergab. In Spanien setzte der Kardinal Jimenes die Alleinherrschaft der Observanz mit Einziehung aller Minoritengüter zu milden Zwecken durch. Nicht viel besser erging es den Konventualen in Portugal, Frankreich, Dänemark, England und Deutschland. Jetzt kommen sie noch in Süddeutschland und der Schweiz vor. Grau gekleidet, wurden sie vorzugsweise Minoriten genannt, während die sich braun kleidenden Observanten allmählich allgemein den Namen F. erhielten. Unter diesen letztern hörten nach der erwähnten Einigungsbulle Leos X. die verschiedenen Fraktionen nicht auf. Zwar waren die Kongregationen Johanns de la Puebla in Spanien und Johanns von Guadalupe (Barfüßer, auch Evangelienbrüder genannt) in Spanien und Portugal dem Orden der regulierten Observanz einverleibt worden, beide beharrten indessen bis heute bei der sogen. strengen Observanz. In ihrem Geist entstanden 1525 durch die spanischen Minoriten Stephan Molina und Martin von Guzman noch die Reformati oder Reformierten in Italien; aus diesen gingen um 1592 die Rekollekten in Frankreich und Kanada hervor. Durch Peter von Alcantara entstanden seit 1540 in Portugal und Spanien die Minoriten von der strengen Observanz, die mit der Kongregation des heil. Johannes Paschasius zusammenwuchsen und 1559 den ersten Provinzial erhielten.

Der oberste Aufseher und Vertreter des ganzen Ordens ist noch immer ein Kardinal, Cardinalis Protector. Ihm zunächst steht der Generalminister oder General, auf sechs Jahre vom Generalkapitel gewählt. Außer den Generalkapiteln werden auch Provinzial- und Nationalkapitel, letztere durch Abgeordnete aller Provinzen einer Nation, gehalten. Die Vorsteher einer Provinz heißen Kustoden, die Provinzen selbst Kustodeien. Der Vorsteher eines einzelnen Klosters heißt Guardian. Trotz der zahlreichen und heftigen Kämpfe in seinem Innern behauptete sich der Franziskanerorden jahrhundertelang in der Gunst des Volkes wie des römischen Hofs; jenes drängte sich zu seinen Predigten und Beichtstühlen und seinen an Ablässen und Reliquien reichen Kirchen, dieser überschüttete ihn förmlich mit Vorrechten aller Art. Schon dies mußte die Eifersucht des andern Hauptbettelordens erregen, und so begegnen wir denn auch schon fast seit der Entstehung beider Orden mancherlei gegenseitigen Anfeindungen, namentlich auch dem langen Streit zwischen den Scotisten (Franziskanern) und Thomisten (Dominikanern) über die unbefleckte Empfängnis der Maria und andre Dogmen. Unter den Franziskanern während der Epoche der Scholastik finden wir die namhaftesten Gelehrten, einen Alexander von Hales, Bonaventura, Duns Scotus, Roger Baco, Nikolaus de Lyra, Occam u. a. Auch Thomas Murner, der bekannte Satiriker, war ein F. Der äußern Mission haben die F. eine aufopfernde, unermüdliche Thätigkeit gewidmet; die innere dagegen, vom Stifter ihnen als Hauptzweck gesetzt, haben sie hauptsächlich zur Förderung des Aberglaubens, besonders in den niedern Volksschichten, betrieben. Aus Frankreich, wo sie zu hohem Ansehen gelangt waren, wurden ihrer 409 bei Gelegenheit des Klostersturms 1880 ausgewiesen. Vgl. Thomas de Celano, Vita S. Francisci (1229; ergänzt 1246 von Leo, Angelus und Ruffinus; dann ausgeschmückt als heiliges Buch des Ordens von Bonaventura); Vogt, Der heil. Franziskus von Assisi (Tübing. 1840); Hase, Franz von Assisi, ein Heiligenbild (Leipz. 1856); Lukas Wadding, Annales minorum sive trium ordinum, a S. Francisco institutorum (Rom 1731-41); Rybka, Elias von Cortona (Leipz. 1879); Woker, Geschichte der norddeutschen Franziskanermissionen (Freib. i. Br. 1880); Magliano, Geschichte des heil. Franziskus und der F. (deutsch, Münch. 1882 ff.), und die Litteratur bei "Occam".

Franz Joseph-Land, ein von der zweiten österreichisch-ungar. Nordpolexpedition 30. Aug. 1873 entdecktes Nordpolarland, nördlich von Nowaja Semlja zwischen 80 und 83° nördl. Br. gelegen, besteht aus zwei Hauptmassivs: Wilczekland im O. und Zichyland im W., beide von zahlreichen Fjorden durchschnitten und von vielen Inseln umlagert. Eine breite, nach N. ziehende Durchfahrt, der Austriasund, trennt diese Massen und zweigt unter 81° 40' nördl. Br. einen breiten Arm, den Rawlinsonsund, nach NO. ab. Zwischen beiden liegt das Kronprinz Rudolf-Land mit dem Kap Fligely unter 82° 5' nördl. Br., dem nördlichsten von der Expedition mit Schlitten erreichten Punkt. Im N. und NW. liegen Petermannland und König Oskar-Land; zu ersterm gehört Kap Wien, etwa 83° nördl. Br. Die Südseite von F. ist seit der Entdeckung mehrmals wieder erreicht worden: von der holländischen Expedition 1879, von Leigh Smith 1880 und 1881. Letzterer hat die Küste nach W. hin bis Kap Lofley (81° nördl. Br., 42° westl. L.) verfolgt. Die der Tertiärzeit angehörigen Gipfel des Archipels (isolierte Gruppen von Kegel- und Tafelbergen, wie solche dem Basalt eigentümlich sind) steigen bis zu etwa 1500 m auf. Die Feuchtigkeit des Klimas bedingt eine reichliche Gletscherbildung, selbst die steilsten Felswände sind mit Eis überzogen, die Buchten mit Eisblöcken angefüllt. Im nördlichen Teil beobachtete Payer ein ungewöhnlich frühes Aufgehen des Meers und reiches Vogelleben. S. Karte "Nordpolarländer".

Franz Joseph-Orden, österreich. Orden für Zivilverdienst, 2. Dez. 1849 vom Kaiser Franz Joseph gestiftet, besteht aus vier Graden: Großkreuzen, Kommandeuren mit dem Stern, Kommandeuren und Rittern, wird ohne Rücksicht auf Stand, Geburt und Religion als ein ehrenvolles Zeichen persönlicher Verdienste verteilt und gibt dieselben Auszeichnungen wie andre Orden, mit Ausnahme des Adels und der erblichen Vorrechte. Die Dekoration ist ein rotes Kreuz; auf einem runden weißen, mit einem goldenen Streifen umgebenen Mittelfeld die Buchstaben F. J. (Franz Joseph), zwischen den vier Kreuzarmen der goldene, teils schwarz emaillierte zweiköpfige gekrönte Adler, der in beiden Schnäbeln eine Kette hält, zwischen deren Gliedern am untern Teil des Kreuzes die Worte: Viribus unitis ("mit vereinten Kräften") stehen, auf der Rückseite: 1849. Das Großkreuz besteht in einem achtstrahligen Stern von brillantiertem Silber, auf welchem der Orden liegt. Das Band, an welchem die den Orden haltende Krone hängt, ist rot. Für jeden der vier Grade, in Miniatur getragen, besteht eine besondere Kette. Dazu gehört seit 16. Febr. 1850 das Verdienstkreuz, das an die Stelle der