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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Frost - Frouard.

Schüttelkrämpfe in verschiedenen Muskelgruppen, namentlich in den Kaumuskeln, vor: Zähneklappern. In schweren Frostanfällen werden die Schüttelkrämpfe so stark, daß der Kranke im Bett förmlich herumgeworfen wird. Eigentümlich ist ferner für den F. die sogen. Gänsehaut. Die kleinen, dicht nebeneinander stehenden Erhöhungen auf der Haut, welche jene Bezeichnung führen, rühren von den Haarbälgen und Talgdrüsen her, welche im F. stärker hervortreten, weil die dünnen Muskelbündel, welche in der Haut liegen und sich an den Haarbälgen ansetzen (die Arrectores pilorum), sich krampfhaft verkürzen und somit das Haar aufrichten. Die krampfhafte Zusammenziehung aller der genannten unwillkürlichen Muskeln der Haut und der Arterien geschieht durch Vermittelung des Nervensystems, weshalb der F. mit Recht als ein nervöses Symptom bezeichnet wird. Die beteiligten Nerven heißen vasomotorische im Gegensatz zu den motorischen, welche die willkürlichen Bewegungen vermitteln. Mitunter kann auch ein rein psychischer Affekt (Schauder) auf jene Nerven reflektorisch übertragen werden und das Gefühl des Fröstelns verursachen. Hiernach begreift sich die Berechtigung des Ausdrucks: es stehen einem, beim Anhören oder Sehen von etwas Entsetzenerregendem, die Haare zu Berge. Ein F. entsteht nicht selten beim Katheterisieren der Harnröhre, indem die dabei auftretenden unangenehmen Empfindungen durch das Gehirn reflektorisch auf die oben genannten Gefäßnerven etc. übertragen werden. F. kommt vor allem im Beginn und im Verlauf des Fiebers vor. Doch ist über die Bedingungen seines Entstehens und über die Bedeutung des Fieberfrostes noch so gut wie nichts bekannt.

Frost, William Edward, engl. Maler, geb. 1810 zu Wandsworth (Surrey), trat 1829 in London als Schüler der Akademie ein und widmete sich anfangs vorzugsweise der Porträtmalerei. 1839 bekam er für sein erstes größeres Bild: der gefesselte Prometheus, eine Medaille und später einen andern Preis für einen dornengekrönten Christus. Nachher bildete er sich mehr nach Etty, dem Maler schöner Frauengestalten, und schilderte vorzugsweise mythologische Gegenstände. Dahin gehören die seiner Zeit sehr bewunderten Bilder: das Bacchanal, die tanzenden Nymphen (1844), Diana und Aktäon (1846), Una und die Waldnymphen (1847), Euphrosyne, die Sirene, der entwaffnete Amor, Andromeda, der Raub des Hylas, der Frühlingsmorgen, die Grazien, Narkissos und ähnliche mythologische Darstellungen. Seine letzten bedeutenden Werke waren eine Nymphe und Amor (1874) und eine Bacchantin. Er starb 8. Juni 1877.

Frösteln, s. Frost.

Frostgangräne, durch Erfrieren hervorgerufener Brand (s. d.).

Frostmischungen, s. Kältemischungen.

Frostpunkt, Eispunkt, s. Thermometer.

Frostschade, der durch Frost an lebenden Pflanzen hervorgebrachte Schade. Während unsre heimischen Gewächse in der Regel auch sehr harte Winter gut ertragen und nur, wie die Eichen, leiden, wenn sie bei beginnender Vegetation von Spätfrösten getroffen werden, sind aus wärmern Ländern eingeführte Pflanzen, wie die Obstbäume und zahlreiche andre Kulturgewächse, in viel höherm Maß der Beschädigung durch den Frost ausgesetzt. Oft führt der Frost sofortiges Absterben herbei, bisweilen erscheinen die Pflanzen nach dem Frost zunächst noch unbeschädigt (bis auf das erfrorne Laub), gehen aber später, oft erst nach Jahren, doch noch ein. Auf der Südwestseite der Stämme entstehen oft Frostplatten, Stellen der Rinde, an welchen diese plattenförmig eingesunken ist, und bei starkem Frost bilden sich Spalten (Frostspalten, Frostrisse, Eisklüfte) in der Rinde und im Holz der Bäume, welche daher rühren, daß das Holz bei niedriger Temperatur in der Richtung des Umfanges stärker sich verkürzt als in der Richtung des Radius. Bei steigender Temperatur schließen sie sich wieder, ohne daß jedoch die Wundränder sich vereinigen; sie bilden dauernde Wunden im Innern des Stammes und öffnen sich daher auch bei Kälte von neuem. Zur Heilung der Frostplatten hebt man diese mit den darunterliegenden Gewebeteilen ab und verschließt die Wunde mit einer Mischung aus Lehm, Rindermist und Kälberhaar. Dieselbe Mischung kann man auch zum Ausschmieren der künstlich erweiterten Frostspalten benutzen. Häufig leiden Pflanzen auch durch Auffrieren, Auswintern, indem sie durch den Frost mit den Wurzeln aus dem Boden emporgehoben werden. Vgl. Goethe, Die Frostschäden der Obstbäume und ihre Verhütung (Berl. 1883).

Frostschmetterling, s. Spanner.

Frosttage, in der Meteorologie die Tage, an welchen die Temperatur zeitweilig unter 0° sinkt, im Gegensatz zu den Eistagen, an welchen die Temperatur beständig unter 0° bleibt. Bisweilen versteht man auch unter Frosttagen solche Tage, deren mittlere Temperatur unter 0° liegt.

Frothe (Frotho, altnord. Frodi), mythischer König und Nationalheld der Dänen, Sohn des Königs Friedleif und der schönen Freygerde, dessen Lebenszeit in die Zeit Christi gesetzt wird. Siegreich unterwarf er alle Nachbarvölker, insbesondere die Hunnen und Slawen, und beglückte sein Volk mit Wohlstand und den Segnungen eines dauerhaften Friedens, den man den "Frodi-Frieden" nannte. Einst in den Besitz einer Wundermühle, welche alles zu mahlen vermochte, gelangt, brachte er zwei Riesenmägde aus Schweden herbei, welche ihm auf der Mühle Gold, Glück und Frieden mahlen mußten, bis sie, ergrimmt über die ununterbrochene Arbeit, ein Wikingerheer unter dem Seekönig Mysinger hervorbrachten, das den F. besiegte. Auch im Gudrunlied spielt F. eine Rolle, und deutsche Minnesänger preisen den König Fruothe wegen seiner Tugenden und seines Glücks.

Frottieren (franz.), reiben, besonders das Reiben der Haut mit Tüchern oder Bürsten, um sie zu reinigen und durch die Reizung der Hautnerven die Lebensthätigkeit zu steigern. Nach kalten Bädern wirkt das F. sehr günstig als Abhärtungsmittel gegen Erkältungen und gegen rheumatische Affektionen. Auch zur Wiederbelebung Scheintoter wird das F. angewandt. Man benutzt zum F. ein leinenes oder baumwollenes Gewebe mit zahlreichen Noppen, welches auch zu Handschuhen verarbeitet wird. Frotteur, einer, der frottiert, auch den Fußboden bohnt; Frottoir, Frottierbürste, Frottierlappen.

Frottole (ital.), eine Art vierstimmig gesetzter veredelter italienischer Volkslieder im 16. Jahrh., zwischen dem künstlichen Madrigal und den allzu einfach harmonisierten Villanellen und Villoten die Mitte haltend. Petrucci gab 1504-1509 neun Bücher F. heraus, desgleichen Junta 1526 ein Buch.

Frouard (spr. fruár), Flecken im franz. Departement Meurthe-et-Moselle, Arrondissement Nancy, an der Mosel und am Marne-Rheinkanal, Knotenpunkt der Ostbahn (Linien Paris-Metz und Paris-Straßburg), hat (1876) 2404 Einw., Eisenbergbau, Hochöfen und Hüttenwerke.