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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fumarea; Fumaria; Fumariaceen; Fumarium; Fumarolen; Fumay; Fumbina; Fumet; Fumi; Fumigation

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Fumarea - Fumigation.

früchte bilden bauchige Organe, die in ihrem Innern in Gallerte eingehüllte, keimfähige Konidien abschnüren. Vgl. Zopf, Die Konidienfrüchte von F. (Halle 1878). Eine Reihe ähnlicher oder identischer Pilzformen erzeugt unter andern auf den Blättern von Orangenbäumen, Alpenrosen, Pistazien, auf den verschiedensten Gewächsen unsrer Treibhäuser und auf den Kaffeebäumen Ceylons Rußtau.

Fumarea, Nebel, s. Bora.

Fumaria Tourn. (Erdrauch), Gattung aus der Familie der Fumariaceen, einjährige Kräuter mit saftigen, oft kletternden Stengeln, vielfach zerteilten Blättern, endständigen Blütentrauben und einsamigen Nüßchen. Etwa 40 Arten. F. officinalis L. (gemeiner Erdrauch, Taubenkropf), fast in allen Erdteilen häufig vorkommend, mit roten Blüten, hat frisch zerquetscht einen widerlichen Geruch und einen salzig-bittern, etwas scharfen Geschmack; getrocknet ist er geruchlos und mehr bitter schmeckend. Er wurde seit Dioskorides arzneilich benutzt und war bis in die neuere Zeit eine der geschätztesten Arzneipflanzen. Gegenwärtig ist er völlig obsolet. Er enthält ein Alkaloid, Fumarin, welches in farblosen Prismen kristallisiert, in Alkohol leicht, in Wasser schwer löslich ist, bitter schmeckt und alkalisch reagiert; außerdem Fumarsäure C4H4O4^[C_{4}H_{4}O_{4}], die auch sonst im Pflanzenreich weit verbreitet ist (in Pilzen, Cetraria islandica, Glaucium luteum etc.) und auf verschiedene Weise aus Äpfelsäure erhalten werden kann. Sie bildet farb- und geruchlose Kristalle, schmeckt und reagiert stark sauer, ist löslich in Wasser, Alkohol und Äther und kann leicht in Bernsteinsäure und Äpfelsäure verwandelt werden.

Fumariaceen (Erdrauchgewächse), dikotyle Familie aus der Ordnung der Rhöadeen, mit den Papaveraceen am nächsten verwandt, zarte Kräuter ohne Milchsaft, mit wechselständigen, meist mehrfach gefiederten Blättern ohne Nebenblätter. Bisweilen sind unterirdische Knollen vorhanden. Die Blüten stehen in Trauben. Der Kelch besteht aus zwei kleinen, abfallenden Blättchen, die Blume aus vier Blättern, von denen die beiden äußern rechts und links, die beiden innern vorn und hinten stehen. Das eine äußere Blumenblatt ist oft an der Basis gespornt, das andre nicht; bei der Gattung Dielytra ist die Blüte zweispornig. Auch spornlose Blüten kommen bei Hypecoum vor. Die beiden innern Blumenblätter hängen an ihrer etwas schwielig verdickten Spitze zusammen. Das Androceum besteht aus zwei Bündeln von je drei Staubgefäßen, welche dem rechten und linken Blumenblatt gegenüberstehen. Jedes Bündel ist bandartig, an der Spitze dreispaltig; der mittlere Abschnitt trägt eine zweifächerige, jeder seitliche eine einfächerige Anthere, welche mit Längsspalten sich öffnet. Der oberständige Fruchtknoten ist aus zwei rechts und links stehenden Karpellen zusammengesetzt, einfächerig, mit zwei wandständigen Samenleisten, an denen sich mehrere amphitrope Samenknospen befinden. Die Frucht ist entweder eine vielsamige, zweiklappige Kapsel oder eine ein- oder zweisamige Nuß. Die schwach nierenförmigen Samen haben eine glänzende, krustige Schale, meist einen kammförmigen Nabelanhang und enthalten im Grund eines reichlichen, fleischig-öligen Endosperms einen kleinen Embryo. Die Familie besteht aus ca. 100 Arten, welche in der nördlichen gemäßigten Zone, vorzugsweise in den Ländern um das Mittelländische Meer und in Nordamerika, verbreitet sind; den Tropen fehlen sie, und am Kap finden sich nur wenige. Die Knollen einiger Arten sind offizinell.

Fumarium (lat.), Rauchkammer, Rauchfaß.

Fumarolen (ital., irrtümliche Schreibweise: Fumaloren), Wasserdampf ausstoßende Stellen auf eben erhärteten Lavenströmen oder in Gebieten vormaliger vulkanischer Thätigkeit, welche bis eben auf die Entwickelung von F. vollkommen erloschen sein kann. Dem an einzelnen Stellen (z. B. Ischia) fast reinen Wasserdampf sind an andern Orten Schwefelwasserstoff, Borsäure (Suffioni in Toscana, aus denen die Borsäure fabrikmäßig gewonnen wird), schweflige Säure, Kohlensäure, Chloride (Salmiak, Kochsalz, Eisen- und Kupferchlorid) beigemengt. Wiegen Schwefelwasserstoff, schweflige Säure und Schwefel vor, so nennt man die Exhalationen nach einer der bekanntesten Lokalitäten, der Solfatara bei Puzzuoli, Solfataren, welche sich außerdem vorzugsweise auf Volcano, Island, Java vorfinden. Nach einigen Geologen sind die reichen Schwefelschätze von Girgenti (Sizilien) auf prähistorische Solfatarenthätigkeit zurückzuführen. Mofetten sind Exhalationen von Kohlensäure; sie sind die verbreitetsten in den Gebieten erloschener Vulkane (Hundsgrotte bei Neapel, Laacher See u. a. O. in der Eifel, Böhmen, Auvergne etc.), kommen aber zuweilen auch ohne jeden nachweisbaren Zusammenhang mit jetziger oder prähistorischer vulkanischer Thätigkeit vor. So entsteigt den das Salzlager von Stetten (Hohenzollern) unterlagernden Schichten ein Kohlensäurestrom mit pfeifendem Geräusch, der in Röhren gefaßt und weggeführt werden mußte, um den Bergbau nicht zu stören. Die mit den Mofetten gleichzeitig auftretenden Säuerlinge stehen, wenigstens in vielen Fällen, in ursachlichem Zusammenhang mit denselben, in andern Fällen dürfte der Gehalt der Quellen an freier Kohlensäure auf andre Ursachen (Zersetzungen kohlensaurer Salze durch oxydierenden Eisenkies etc.) zurückführbar sein.

Fumay (spr. fümäh), Stadt im franz. Departement Ardennen, Arrondissement Rocroi, an der Maas und der Ostbahn, mit (1876) 4689 Einw., sehr bedeutenden Schieferbrüchen, Eisengießerei und Fabrikation von Eisenblechwaren.

Fumbina, Negerreich, s. Adamáua.

Fumet (franz., spr. fümä), Duft (besonders von Speisen), Wildgeruch; Blume des Weins.

Fumi (ital.), s. Rauchbilder.

Fumi, Vinceslao, Operndirigent und Komponist, geb. 30. Okt. 1826 zu Montepulciano (Toscana), studierte Violinspiel und Komposition in Florenz unter Leitung Giorgettis und bildete sich dann durch langjährige Wirksamkeit an verschiedenen Opernbühnen Italiens sowie in Konstantinopel, Rio de Janeiro, Montevideo und Buenos Ayres zu einem Orchesterdirigenten von höchster Bedeutung. Als Komponist trat er 1862 in der letztgenannten Stadt mit der Oper "Atala" an die Öffentlichkeit; in der Folge aber und namentlich seit seiner Rückkehr nach Florenz fühlte er sich mehr zur Instrumentalmusik hingezogen, und seine in den 70er Jahren entstandenen Werke dieser Gattung, "Marcia solenne" sowie die symphonischen Dichtungen: "La siesta della senorita", "All' ombra de' palmizi" und "Il sogno di Gretchen", bewiesen unzweideutig seine hervorragende Befähigung für dieselbe. F. starb 20. Nov. 1880 in Florenz mit Hinterlassung einer unvollendet gebliebenen Arbeit, der er in den letzten Lebensjahren seine ganze Kraft gewidmet: einer Sammlung von Volksmusik aller Nationen und Zeiten.

Fumigation (lat.), Räucherung, ein längst verlassenes Heilverfahren, bei welchem man den durch lang-^[folgende Seite]