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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gabler; Gablonz

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Gabler - Gablonz.

zu Jena als Sohn des Freiherrn Heinrich Adolf von G. (geb. 1764, machte 1793-96 die Feldzüge am Rhein, seit 1806 die Kriege Napoleons und später die Befreiungskriege mit, starb 11. Mai 1843 als sächsischer Generalleutnant und Gouverneur von Dresden), diente, in der Dresdener Ritterakademie gebildet, zuerst als Offizier in der sächsischen Armee und trat 1833 in österreichische Dienste. 1848 zeichnete er sich als Adjutant Wallmodens in Italien aus und avancierte zum Major im Generalstab. Im Herbst 1848 nach Ungarn kommandiert, nahm er als Generalstabschef des Schlikschen Korps an einer langen Reihe von Aktionen teil, wobei er mehrmals verwundet wurde; namentlich hatte man ihm den Sieg bei Kaschau über Mészáros zu verdanken, wofür er 1849 Oberst des Regiments Savoyen-Dragoner wurde. Von dem Fürsten Felix von Schwarzenberg wurde er dann mit mehreren diplomatischen Missionen betraut; so wohnte er den Dresdener Konferenzen im Herbst 1850 bei. 1854 befehligte er als Generalmajor eine Brigade des österreichischen Okkupationsheers in den Donaufürstentümern und wurde Truppenkommandant in Jassy; erst im Herbst 1856 kehrte er nach Wien zurück und wurde dann nach Triest kommandiert. Im italienischen Krieg 1859 eröffnete G. als Brigadekommandeur die Aktion bei Casale und behauptete sich sodann sieben Tage in einer sehr exponierten Stellung bei Vercelli bis 19. Mai. In der Schlacht bei Magenta half er den Rückzug decken, und bei Solferino war seine Brigade die letzte, welche das Schlachtfeld verließ. 1862 zum Feldmarschallleutnant ernannt, befehligte G. das zum Kriege gegen Dänemark mobil gemachte österreichische Armeekorps, rückte mit demselben im Januar 1864 in Holstein ein und zwang nach den Treffen bei Oberselk und Jagel und nach der Erstürmung des Königsbergs (3. Febr.) die Dänen zur Räumung des Danewerks, worauf er die sich zurückziehenden dänischen Truppen zu dem blutigen Treffen bei Översee nötigte und bis nach Jütland vorrückte, wo er die Dänen nochmals bei Veile 8. März schlug. Anfang Juli säuberte er den nördlichsten Teil Jütlands von den Dänen, wobei er bis über den Limfjord vordrang. Im November 1864 kehrte G. nach Wien zurück, wurde aber schon im September 1865 infolge des Vertrags von Gastein zum Statthalter von Holstein ernannt und verstand es, sich die lebhaftesten Sympathien der Einwohner zu gewinnen. Infolge der zwischen Österreich und Preußen ausgebrochenen Feindseligkeiten räumte G. Holstein 12. Juni 1866 und wurde, nach Österreich zurückgekehrt, sofort zur Führung des 10. Armeekorps nach Böhmen geschickt, wo er 27. Juni einen Sieg über den preußischen General Bonin bei Trautenau errang, den einzigen, den die österreichische Armee in diesem Feldzug aufzuweisen hatte, aber am folgenden Tag von der preußischen Garde eine entscheidende Niederlage erlitt. In der Schlacht von Königgrätz stand er im Zentrum. Nach der Schlacht wurde er ins preußische Hauptquartier geschickt, um einen Waffenstillstand zu erwirken, was ihm aber nicht gelang. Nach Wien zurückgekehrt, leitete er noch die Verteidigung des Brückenkopfs bei Floridsdorf. 1867 zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt, zeigte er sich als liberalen, deutsch gesinnten Politiker. Im Juli 1867 wurde er zum kommandierenden General in Kroatien und Slawonien, 1869 in Ungarn und im Juni 1870 zum General der Kavallerie ernannt. Am 16. Juni 1871 nahm er an dem Einzug der Truppen und der Enthüllung des Denkmals Friedrich Wilhelms III. zu Berlin teil. Nach seiner Rückkehr trat er 28. Nov. 1871 in den Ruhestand. Finanzielle Verlegenheiten sowie mißliche Familienverhältnisse brachten bei ihm eine nervöse Überreiztheit hervor, in welcher er sich 28. Jan. 1874 in Zürich, wohin er zum Besuch eines Bruders gekommen war, durch einen Pistolenschuß tötete. Er war einer der fähigsten, gebildetsten und tüchtigsten Generale der österreichischen Armee. Vgl. Junck, Aus dem Leben des Generals Ludwig Freiherrn v. G. (2. Aufl., Wien 1874).

Gabler, ein Hirsch (Gabelhirsch), welchem an der Stange die unterste Sprosse (Augsprosse) gewachsen ist. Der Rehbock, welcher ein solches Gehörn trägt, heißt Gabelbock (s. Geweih).

Gabler, 1) Johann Philipp, protest. Theolog, geb. 4. Juni 1753 zu Frankfurt a. M., wurde 1783 Professor der Philosophie am Gymnasium zu Dortmund und 1785 Professor und Prediger zu Altdorf. Im J. 1804 als Professor der Theologie nach Jena berufen, starb er 17. Febr. 1826. G. huldigte dem entschiedensten Rationalismus und erwarb sich besonders um die Begriffsbestimmung der sogen. biblischen Theologie Verdienste ("De justo discrimine theologiae biblicae et dogmaticae", Altdorf 1787). Die meisten seiner Arbeiten stehen in den von ihm herausgegebenen Zeitschriften: "Neuestes theologisches Journal" (Nürnb. 1798-1800), "Journal für theolog. Litteratur" (1801-1804) und "Journal für auserlesene theolog. Litteratur" (1805-11). Vgl. W. Schröter, Erinnerungen an J. P. G. (Jena 1827).

2) Georg Andreas, Philosoph, geb. 30. Juli 1786 zu Altdorf, studierte Philosophie und Rechtswissenschaft in seiner Vaterstadt und von 1804 bis 1807 zu Jena, wo er Hegels Schüler war. Seit 1811 Lehrer an dem Gymnasium zu Ansbach, als Hegels Nachfolger 1835 nach Berlin berufen, suchte er als einer seiner treuesten Jünger durch sein "Lehrbuch der philosophischen Propädeutik" (Erlang. 1827) die Prinzipien und den Standpunkt des Hegelschen Systems dem allgemeinen Verständnis näher zu bringen und in seinem Berliner Antrittsprogramm "De verae philosophiae erga religionem christianam pietate" (Berl. 1836) die Übereinstimmung der Hegelschen Philosophie mit den christlichen Religionsdogmen nachzuweisen. Gegen Trendelenburgs Angriffe schrieb er eine ausführliche Kritik: "Die Hegelsche Philosophie, Beiträge zu ihrer richtigen Beurteilung und Würdigung" (Berl. 1843, Heft 1). Er starb 13. Sept. 1853 in Teplitz.

Gablonz, Stadt und wichtiger Fabrik- u. Handelsort im nördlichen Böhmen, an der Neiße, 10 km südöstlich von Reichenberg, 6 km vom Bahnhof Reichenau (Süd-Norddeutsche Verbindungsbahn), Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine katholische und eine protest. Kirche, ein neues Rathaus, schöne Schulgebäude, ein Bezirkskrankenhaus, Fachschule für den kunstgewerblichen Zeichen- und Modellierunterricht, Sparkasse, Gasanstalt und (1880) 9032 Einw. G. ist wichtig durch seine Industrie in Glaskurzwaren, welche hier und in der Umgegend über 12,000 Menschen mit Anfertigung von Glasperlen, Glasknöpfen, imitierten Edelsteinen, Broschen, Briefbeschwerern etc. in Verbindung mit Glasmalerei und Gürtlerei beschäftigt und durch etwa 70 Exporthandelshäuser in allen Weltteilen Absatz findet. Der Wert der jährlich exportierten Schmuckwaren beläuft sich auf 6-8 Mill. Gulden. Außerdem sind die Baum- und Schafwollspinnerei, Fabrikation von Tuch und andern Geweben, die Buchbinderei, Kartonagenerzeugung und Porzellanmalerei stark vertreten.