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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Galiläa; Galiläisches Meer; Galilei

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Galiläa - Galilei (Galileo).

Zweck des Journals war die Erhaltung und Befestigung des herzlichen Einverständnisses zwischen Frankreich und England. Erfolgreich in dem Zeitungsunternehmen, stifteten die Brüder in Corbeil bei Paris Galignanis Hospital für notleidende Engländer. John Antony G. starb 30. Dez. 1873; William gab das Geschäft an seine Mitarbeiter Henri Baudry und Jeancourt Frères ab und starb 12. Dez. 1882.

Galiläa, im Zeitalter Jesu Bezeichnung von Nordpalästina diesseit des Jordans, zwischen dem Gebirge Karmel und dem Leontes (s. Karte "Palästina"). Es zerfiel in Obergaliläa, ein schönes Bergland mit Gipfeln bis zu 1300 m und durchschnitten von tiefen, reichen Anbaues fähigen Thälern, und das ebenere, fruchtbare Untergaliläa. Obergaliläa hatte zum Teil heidnische Bewohner (Phöniker, Syrer, Araber und selbst Griechen). Das Ganze besteht, außer im O., wo vulkanische Gebilde vorkommen, aus Kalkgebirgen, die im N. schroff und felsig sind, nach SW. aber in Hügelketten und in die fruchtbare Ebene Jezreel oder Esdrelon auslaufen. Das Land, welches zahlreiche, aber unbedeutende Wasserläufe enthält, war namentlich im S. zur Betreibung des Ackerbaues und der Viehzucht vortrefflich geeignet und überall fleißig angebaut, auch stark bevölkert und entbehrt auch heute noch nicht ganz des Waldes. Es enthielt 204 Städte und Dörfer. Am bevölkertsten waren die Gebirgsabhänge im O. gegen den See Genezareth zu und die Gestade dieses Sees selbst. Die größten Städte Galiläas waren: Tiberias, die ältere Hauptstadt, und Sepphoris, die spätere Hauptstadt, ferner die von Josephus im jüdischen Krieg verteidigte Festung Jotapata; in der evangelischen Geschichte kommen besonders Kapernaum und Nazareth vor. Die Bewohner Galiläas waren fleißige und tapfere Leute und von mildern religiösen Grundsätzen als ihre Glaubensgenossen, daher auch empfänglicher für Jesu Lehre. Von den letztern wurden sie verachtet. Vgl. Guérin, Description historique, géographique et archéologique de la Galilée (Par. 1880, 2 Bde.).

Galiläa, in der gotischen Baukunst Englands die Bezeichnung für eine der Westseite einer Kathedrale oder Kirche vorgebaute Eingangshalle, in welcher die Leichen, bevor sie in die Kirche gebracht, niedergesetzt und gesegnet wurden. Die G. verlor später ihren ritualen Zweck und diente nur als Eingang, weshalb sie architektonisch reich verziert wurde, und im obern Geschoß zum Unterricht für Beichtkinder.

Galiläisches Meer, s. v. w. See Genezareth.

Galilei, 1) Galileo, Physiker, geb. 18. Febr. 1564 zu Pisa, war der Sohn des Florentiners Vincenzo G., der als tüchtiger Mathematiker und namentlich als bewandert in der Theorie der Musik gerühmt wird. G. erhielt seine erste Erziehung in Florenz, bezog 1581 die Universität Pisa, um neben der Aristotelischen Philosophie insbesondere Medizin zu studieren. Schon hier erkannte er die Dürftigkeit der Aristotelischen Physik und das Unzulängliche ihrer Methode. Um so eifriger wandte er sich den mathematischen Wissenschaften zu, in denen er die Grundlage aller wahrhaften Naturerkenntnis sah. Durch die Schwingungen einer Lampe im Dom zu Pisa soll er auf die gleiche Dauer der Pendelschwingungen bei ungleicher Größe der Ablenkung aufmerksam geworden sein. 1585 nach Florenz zurückgekehrt, widmete er sich besonders dem Studium des Archimedes. An dessen Schriften knüpfen sich seine Untersuchungen über das Verfahren zur Bestimmung des spezifischen Gewichts (Erfindung der hydrostatischen Wage 1586, "La Bilancetta", publiziert 1655) und über den Schwerpunkt verschiedener körperlicher Figuren ("Theoremata circa centrum gravitatis solidorum", publiziert 1638). 1589 auf den Lehrstuhl der Mathematik in Pisa berufen, trat er hier bald in offenen Gegensatz zu den Anhängern der Aristotelischen Lehre. Er zeigte, daß Körper verschiedenen Gewichts, von der Höhe des schiefen Turms in Pisa herabfallend, ihren Weg in beinahe gleichen Zeiten zurücklegten. Durch solche neue Lehren zog er sich die Eifersucht und das Übelwollen seiner gelehrten Kollegen zu. Ein freimütiges Gutachten über eine Baggermaschine, die der Sohn des Großherzogs, Johann von Medicis, in Vorschlag gebracht, machte seine Stellung vollends unhaltbar. Er verließ Pisa 1591, kehrte nach Florenz zurück, übernahm aber schon 1592 die Professur der Mathematik in Padua. Hier lehrte er 18 Jahre vor einem immer wachsenden Kreis begeisterter Zuhörer aus allen Ländern Europas. In diese Zeit fallen Galileis wichtigste (erst spät veröffentlichte) Forschungen zur Bewegungslehre; hier schrieb er die Abhandlung über die mechanische Wissenschaft, in der zuerst die Lehre von den einfachen Maschinen auf das Prinzip der virtuellen Geschwindigkeit zurückgeführt wurde; hier erfand er eine Vorrichtung zur Bestimmung der Wärmeverhältnisse (1597) und den praktisch wertvollen Proportionalzirkel. Einen im Bilde des Schlangentreters ^[richtig: Schlangenträgers] 1604 erschienenen und nach einem Jahr wieder verschwundenen Stern benutzte er als Argument gegen die Aristotelische Lehre von der Unveränderlichkeit des Himmels. Auf das Gerücht von der Erfindung des Fernrohrs in Holland konstruierte G. ein solches Instrument selbständig zum zweitenmal (August 1609) und benutzte es sofort zur Erforschung der Himmelskörper. An der Oberfläche des Mondes beobachtete er den Wechsel von Berg und Thal; in der Milchstraße erkannte er dichtere Anhäufungen von Sternen, im Orion entdeckte er über 500, in den Plejaden 29 neue Sterne. 1610 fand er die Jupitertrabanten (Mediceische Sterne, publiziert im "Sidereus nuncius" 1610). In demselben Jahr vertauschte er den Lehrstuhl mit der Stellung eines Mathematikers und Philosophen am großherzoglichen Hof zu Florenz, um unter diesem Namen fortan ausschließlich seinen Forschungen zu leben. In Florenz entdeckte er die "Dreigestalt" des Saturn, die Phasen der Venus und des Mars und wahrscheinlich auch die Sonnenflecke. 1611 stellte er zuerst den Satz auf, daß die Planeten keine selbstleuchtenden Himmelskörper seien, und daß Venus und Mars sich um die Sonne drehen. Bald darauf lehrte er auch die Achsendrehung der Sonne.

Galileis teleskopische Entdeckungen gaben die Veranlassung zu neuen Angriffen von seiten der Schulgelehrten; aber es gelang ihm bei einem Besuch in Rom (1611), die gelehrten Jesuiten des Collegium Romanum auf seine Seite zu bringen. In diesen römischen Aufenthalt fällt auch die erste genauere Feststellung der Umlaufszeiten der Jupitertrabanten, in deren Verfinsterungen G. früh ein Mittel zur Bestimmung der Länge auf hoher See erkannt hatte, und deren Berechnung ihn um dieser Verwendung willen viele Jahre hindurch beschäftigte. Nach Florenz zurückgekehrt, schrieb er die Abhandlung über die schwimmenden Körper (1612), worin er zuerst die Grundelemente der Hydrostatik klar entwickelte, sowie (1613) die Briefe über die Sonnenflecke, in denen er offen und unumwunden die Kopernikanische Lehre verteidigte. Als darauf die Gegner diese Lehre als unbiblisch bezeichneten, erwiderte er in einem Brief