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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Garcin de Tassy; Garcinia; Garçon; Garczynski

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Garcin de Tassy - Garczynski.

gegen Tunis (1535) teilnehmen, bei welchem er sich wiederum durch seine Tapferkeit auszeichnete. Nach Ausbruch des Kriegs gegen Frankreich (1536) mit dem Oberbefehl über ein Infanterieregiment betraut, wurde er beim Sturm auf einen befestigten Turm in der Nähe von Fréjus durch einen Steinwurf tödlich am Kopfe verwundet und starb wenige Wochen darauf, 14. Okt. 1536, in Nizza. Die Spanier haben G. stets die größte Bewunderung gezollt und nennen ihn den "Fürsten" ihrer Dichter, ein Name, der in einem beschränkten Sinn allerdings Berechtigung hat, indem G. es war, der dem von Boscan in die spanische Dichtkunst eingeführten italienischen Stil durch die ausgezeichnete Art, wie er die neuen Formen behandelte, dauernde, für längere Zeit fast ausschließliche Geltung verschaffte. Mit wenigen Ausnahmen sind seine Gedichte in den italienischen Versmaßen geschrieben, und viele derselben sind von vollendeter Schönheit. Der Wohllaut seiner Verse ist in Spanien kaum übertroffen worden. Aber es fehlte seinem Talent sowohl an Vielseitigkeit als an Selbständigkeit, und wie in seinen Eklogen den Vergil, so ahmte er in seinen Sonetten den Petrarca nach. Seine Gedichte wurden zuerst mit denen seines Freundes Boscan zusammen gedruckt, bis Fr. Sanchez de la Brozas eine Einzelausgabe mit erklärenden Anmerkungen veranstaltete (Salamanca 1574). Mit ausführlichem Kommentar gab sie Fern. de Herrera (Sevilla 1580), mit kürzern Erläuterungen Tomas Tamayo de Vargas (Madr. 1622) heraus. Unter den spätern, sehr zahlreichen Ausgaben sind die von J. N. de Azagra (Madr. 1765, das. 1817) und von J. M. Ferrer (das. 1827) die besten. Auch erschienen sie in der "Biblioteca de autores españoles", Bd. 32.

2) Span. Historiker, genannt der Inka, weil er mütterlicherseits von den alten Herrschern Perus stammte, geb. 1540 zu Cuzeo, kam in seinem 20. Jahr nach Spanien, wo er unter Johann von Österreich gegen die Morisken in Granada kämpfte und 1616 starb. Er ist Verfasser einer Geschichte der Entdeckung von Florida unter dem Titel: "La Florida del Inca" (Lissab. 1606, Madr. 1723) und einer Geschichte von Peru: "Comentarios reales, que tratan del régen de los Incas reyes, que fueron del Perú" (Bd. 1, Lissab. 1609; Bd. 2, Cordova 1617). Beide Werke sind zwar vielfach durch Fabeln entstellt, gewähren aber doch manche interessante Aufschlüsse und bieten eine unterhaltende Lektüre. Sie sind daher öfters wieder gedruckt worden (zuletzt Madr. 1800-1803, 17 Bde.).

Garcin de Tassy (spr. garssäng), Joseph Héliodore Sagesse Vertu, franz. Orientalist, geb. 25. Jan. 1794 zu Marseille, studierte in Paris unter Silvestre de Sacy orientalische Sprachen und erhielt einen Lehrstuhl für das Indische an der Schule für lebende orientalische Sprachen, der auf Sacys Anregung eigens für ihn gegründet wurde. 1838 wurde er an Talleyrands Stelle Mitglied der Akademie der Inschriften und war auch einer der Gründer, später Präsident der Société Asiatique. Er starb 2. Sept. 1878. G. machte sich zuerst durch allgemeine Schriften über den Islam und Übersetzungen aus dem Arabischen bekannt; dahin gehören namentlich: "L'Islamisme d'après le Coran" (3. Aufl., Par. 1874); "La poésie philosophique et religieuse chez les Persans" (4. Aufl. 1864, 3 Bde.) und die "Allégories, récits poétiques etc." (2. Aufl. 1877). In der Folge widmete er sich vorzugsweise dem Studium der Hindostanisprache und galt unbestritten als der erste Kenner derselben in Europa. Seine Hauptwerke auf diesem Gebiet sind: "Mémoires sur les particularités de la religion musulmane dans l'Inde" (1832); "Les aventures de Kamrup" (Übersetzung, 1834); die Übersetzung der Werke des Dichters Wali (1834); die "Histoire de la littérature hindoue e hindoustani" (2. Aufl. 1871, 3 Bde.); "Rudiments de la langue hindouie" (1847); "Rhétorique et prosodie des langues de l'Orient musulman" (1848, 2. Aufl. 1873); "Chrestomathie hindie et hindouie" (1849); "La doctrine de l'amour" (Übersetzung aus der Hindostanisprache, 1859); "Cours d'hindoustani" (1870) u. "La langue et la littérature hindoustanies 1850-69" (2. Aufl. 1874), an welche sich seit 1870 eine Jahresrevue unter demselben Titel anschloß.

Garcinia L., Gattung aus der Familie der Guttiferen, Bäume mit gegenständigen, lederartigen, ganzrandigen Blättern, end- oder achselständigen, einzelnen, gebüschelten oder in Rispen geordneten Blüten und fleischiger, später oft austrocknender Frucht. Etwa 40 Arten, von denen die meisten im tropischen Asien, wenige in Afrika und auf Madagaskar heimisch, mehrere durch ihre Schönheit und den Wohlgeruch ihrer Blüten ausgezeichnet sind oder äußerst wohlschmeckende Früchte tragen. Sie enthalten einen vielfach verwertbaren Milchsaft, ölreiche Samen und liefern dauerhaftes und meist sehr hartes Nutzholz. G. Morella Desr. (Gummiguttbaum), ein etwa 18 m hoher Baum mit 10-12 cm langen, kurzgestielten, elliptischen Blättern, kleinen Blüten und kirschengroßen Beeren, wächst in den feuchten Wäldern Südindiens und Ceylons, in Kambodscha, Siam und im südlichen Kochinchina und liefert aus den Gummigängen der Rinde einen gelben Milchsaft, welcher eingetrocknet als Gummigutt in den Handel kommt. G. indica Choisy (G. purpurea Roxb.), ein Baum mit hängenden Zweigen, dunkelgrünen Blättern, apfelgroßen Früchten mit purpurfarbener Pulpa und nieren- oder halbmondförmigen Samen, aus welchen man die Kokumbutter gewinnt, ein talgartiges, weißes, brüchiges Fett von schwachem, nicht unangenehmem Geruch, welches bei 35° schmilzt, bei 24° erstarrt und zur Verfälschung der Sheabutter und in England zur Bereitung von Pomade dient. G. Mangostana L. (Mangostane), ein Baum auf Malakka und den Inseln des Indischen Archipels, wird dort sowie in Hinterrndien häufig kultiviert. Er besitzt eine kegelförmige Krone und trägt große, rote Blüten. Die sehr wohlschmeckenden rötlichbraunen Früchte von der Größe einer Pomeranze gehören zu den vortrefflichsten Obstsorten Ostindiens, werden wie die Orangen Europas gegessen und finden auch als Heilmittel Anwendung. Die äußere bittere und zusammenziehende Rinde derselben wird wie die Rinde des Stammes gegen Durchfälle und Ruhren und zum Schwarzfärben gebraucht. Der Baum kommt auch in europäischen Gewächshäusern vor. G. pedunculata Roxb. ein gegen 20 m hoher Baum in Bengalen, trägt gegen 1 kg schwere, angenehm sauer schmeckende Früchte, deren Saft sowohl an Speisen gethan, als auch zu kühlenden Getränken benutzt wird. Die getrockneten Früchte pflegt man auch auf Seereisen mitzunehmen.

Garçon (franz., spr. -ssóng), Junggeselle; Aufwärter.

Garczynski (spr. -tschinski), Stephan, poln. Dichter, geb. 13. Okt. 1806 zu Kosmowo bei Kalisch, studierte in Warschau die Rechte, hörte in Berlin Hegel, nahm an dem Befreiungskrieg von 1831 Anteil, begab sich dann nach Paris, 1832 nach Italien und von hier nach Avignon, wo er 20. Sept. 1833 starb. G.