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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Garde; Garde-boutique; Garde du Corps

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Garde - Garde du Corps.

tronen, gedeihen, während die Ostküste hauptsächlich der Olivenkultur gewidmet ist. Die Zitronen werden massenweise in Gärten gezogen, die bald vereinzelt, bald terrassenweise übereinander liegen. Das reizende, fruchtbare und stark bevölkerte Gestade, das sich von Gargnano (dem schönsten Punkt am See) bis Salo zwischen dem See und dem Gebirge erstreckt, führt den Namen La Riviera und gilt für den wärmsten Punkt Norditaliens. Die Hauptzuflüsse des Gardasees sind die Sarca, welche am Nordende des Sees einmündet, und der Ponale im W., der aus dem Ledrosee kommt; Abfluß ist der Mincio (Nebenfluß des Po), der den See an seinem Südostende verläßt. Wie die andern Seen des nördlichen Italien, hat auch der G. seine regelmäßigen, die Schifffahrt erleichternden Winde. Dampfboote befahren den See in den Richtungen Riva-Peschiera und Riva-Desenzano. Der G. ist, besonders in seiner südlichen Hälfte, außerordentlich reich an Fischen, die viel versendet werden. Zu den vorzüglichsten gehören Lachsforellen, die berühmten Carpioni (Salmo punctatus), Agoni, Aale u. a. Einige kleine Inseln zieren den See, und vom Südufer erstreckt sich 3½ km weit in den See die schmale Halbinsel Sermione, welche der römische Dichter Catullus, der daselbst ein Landhaus hatte, einst als aller Halbinseln schönste (peninsularum ocellus) pries. S. Karte "Tirol". Vgl. Noë, Bilder aus Südtirol etc. (Münch. 1871).

Garde (franz.), "Wache", speziell Leibwache eines Regenten, später größere oder kleinere Truppenabteilungen, welche, aus dem Kern der Heere bestehend, Fürsten und Feldherren um ihre Person scharten. Alexander d. Gr. besaß eine G., die, aus den vornehmsten Makedoniern gebildet, sich in zwei Klassen unterschied: die geringern waren Waffenträger und hatten die äußern Teile seiner Wohnung oder seines Zeltes zu besetzen, seine Pferde zu warten etc.; die andern waren seine Jagd-, Tisch- und Schlafgenossen (Hetairoi) und bildeten die Pflanzschule der künftigen Heerführer und Statthalter. Weit zahlreicher waren die Garden und Leibwachen der persischen Könige. Nach Herodot bestand Xerxes' G., als er über den Hellespont ging, aus 12,000 prächtig gerüsteten Reitern und 10,000 Fußknechten. Zur Zeit der römischen Republik ward die Person des Feldherrn von der Cohors praetoria beschützt, aus welcher unter Augustus die kaiserliche Leibwache (praetoriani) entstand, die (etwa 5000 Mann) in neun Kohorten geteilt war. Die deutschen Kaiser ließen sich von Trabanten und später von Hartschieren bewachen. Nicht selten wählten mißtrauische Monarchen Ausländer, besonders Schweizer und Schotten, zu ihren Garden, so Ludwig XI. (Becs de corbin, s. Centgardes). Franz I. hielt eine Kompanie Garde du Corps (s. d.), anfangs bloß Lanciers, später mit Feuergewehren und Streitkolben, noch später mit Karabinern, Degen und Pistolen bewaffnet. Unter Ludwig XIV. bestand die G. maison du roi aus vier Kompanien G. du Corps, einer Kompanie Gendarmen, deren Kapitän der König war, einer Kompanie Chevaulegers und zwei Kompanien adliger Musketiere, zusammen aus 8000 Mann. Hierzu kamen noch die schon 1493 von Karl VIII. errichteten Schweizergarden, die, 100 Mann stark und mit Hellebarden bewehrt, als Schloßwache dienten, in der Folge aber zu einem Regiment von 12 Kompanien anwuchsen. Sie begleiteten Ludwig XIV. in das Feld und zeichneten sich sowohl damals als später bei dem Ausbruch der Revolution durch Mut und Treue aus. Berühmt ist König Friedrich Wilhelms I. von Preußen Potsdamer G., die sich besonders durch die Größe der Leute auszeichnete. Friedrich II. besaß 1 Eskadron G. du Corps, 5 Eskadrons Gendarmen, ebensoviel Karabiniers zu Pferde, 1 Bataillon Grenadiergarde und 2 Bataillone G. zu Fuß. Die Stärke der russischen Garden belief sich schon 1785 auf 10,000 Mann. Anfangs nur zum persönlichen Schutz des Monarchen bestimmt (s. Strelitzen), nahmen sie bald an den Kriegen sehr wesentlich Anteil. Die Sultane wählten ihre Leibgarde aus den Janitscharen (s. d.), während in Ägypten ursprünglich die Mamelucken (s. d.) zu einer Art G. bestimmt waren. Nachbildungen der griechischen und römischen Garden waren die französische Konsular- und Kaisergarde. Erstere war drei Bataillone (à 800 Mann) und zwei Eskadrons (à 360 Mann) stark; als Kaiser vermehrte sie Napoleon I. bis auf 68 Bataillone, 31 Eskadrons und 68 Geschütze. Sie zerfiel in die alte G. (die zuerst errichteten drei Regimenter Grenadiere und zwei Regimenter Jäger) und in die junge G., 1812 gleichsam als Vorschule für die alte errichtet, so daß nur die bessern Soldaten der jungen G. in die alte aufgenommen wurden. Die junge G. zählte 15 Regimenter, davon 6 der Kavallerie und mehrere einzelne Eskadrons (darunter Mamelucken und die Ehrengarden), zusammen 38,000 Mann. Die nach der Restauration in Frankreich errichtete G. bestand aus 2500 Mann Haustruppen (G. du corps. Mousquetaires etc.) und etwa dem siebenten Teil der Armee, wurde aber infolge der Julirevolution von 1830 aufgelöst. Napoleon III. stellte durch Dekret vom 5. Mai 1854 die G. in der Stärke eines Armeekorps als Elite der Armee wieder her, die zum Teil gediente Mannschaften aus andern Truppenteilen aufnahm. Nach dem Friedensschluß 1871 wurde die G. nicht wiederhergestellt. In Preußen ist seit 1815 ein selbständiges Gardekorps ganz wie die übrigen Armeekorps formiert, das sich aber aus dem ganzen Staat ergänzt. Dasselbe ist der Fall in Rußland. England hat besondere Garderegimenter in geringer Zahl. Vor andern Truppen hat die G. neben der auszeichnenden Uniform die etwas bessere Auswahl des Ersatzes voraus, steht ihnen aber im Dienst völlig gleich. Österreich hat keine Gardetruppen, wohl aber die im vorigen Jahrhundert errichteten Hofgarden und zwar die Erste Arcierenleibgarde (seit 1763), die königlich ungarische Leibgarde (seit 1760) und die k. k. Trabantenleibgarde. Die Kapitäne dieser drei Garden sind Generale der Armee, ihre Unteroffiziere Stabsoffiziere; eigentliche Truppen für den Wachtdienst in den k. k. Schlössern etc. sind die k. k. Leibgardereiter-Eskadron (1849 errichtet) und die k. k. Hofburgwache (seit 1802). Ähnliche Garden kleinerer Staaten dienen lediglich Paradezwecken. Über National- und Kommunalgarden als Bürgerbewaffnung s. Volksbewaffnung.

Garde-boutique (franz., spr. gard-butihk), schwer verkäufliche Ware, Ladenhüter.

Garde du Corps (franz., spr. gard dü kör), "Leibgarde" zu Pferde, früher auch vornehme Gardeabteilung zur Bewachung der fürstlichen Gemächer, erscheint um 1440 in Frankreich, wo sie zur maison militaire gehörte, wurde 1791 aufgelöst, lebte aber bei der Restauration wieder auf. In Brandenburg erhielt 1692 die Trabantengarde den Namen G., wurde aber um 1715 wieder aufgelöst und von Friedrich d. Gr. 23. Juni 1740 neu errichtet und besteht noch heute. Es ist ein Kürassierregiment von 5 Eskadrons, jede zu 2 Kompanien; die 1. Kompanie heißt Leibkompanie, ihr Chef ist der Kaiser.