Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gefäßbündel'
Bündel für die Seitenwurzeln abgezweigt werden. Dieses Verhältnis ändert sich nur in wenigen Fällen, wo die Wurzeln knollenartig
verdickt werden.
Was den histiolog. Bau der einzelnen G. betrifft, so kann man in jedem Bündel zunächst zwei verschiedene Zellgruppen
unterscheiden, nämlich den Gefäßteil und den Siebteil,
die von vielen auch als Xylem- und Phloemteil oder Holz- und Bastteil bezeichnet werden. Der Gefäßteil besteht aus echten
Gefäßen (s. d.) oder Tracheïden (s.d.) und
Holzparenchymzellen (s. Holzparenchym), wozu in der Regel noch eine Lage von festen Zellen kommt, die
eine langgestreckte Gestalt und stark verdickte Wände haben, an beiden Enden spitz zulaufen und jedenfalls als mechanisch
wirkende Zellen, d. h. als Festigungsapparate aufzufassen sind. Der Siebteil besteht aus Siebröhren (s. d.),
verschiedenen zartwandigen parenchymatischen Elementen, zu denen ebenfalls, wie beim Gefäßteil, gewöhnlich noch eine
größere oder geringere Anzahl von mechanisch wirkenden Zellen hinzukommt. Diese
Stereïden oder Bastzellen
(s. Bast) genannten Elemente sind entweder in Form einer cylindrischen oder rinnenförmigen Scheide
angeordnet, die den Sieb- und Gefäßteil umgiebt, oder sie liegen zerstreut zwischen den übrigen Elementen des G.
Nach der verschiedenen Anordnung der Elemente des Gefäß- und Siebteils unterscheidet man drei Gruppen von G. Entweder
können die beiden Teile nebeneinander liegen, oder der eine kann um den andern herumgehen, oder endlich die beiden Teile
können in radial angeordnete Gruppen zerfallen, so daß die Gruppen des Siebteils zwischen den strahlig angeordneten Streifen
des Gefäßteils zu liegen kommen. Im erstern Falle spricht man von einem kollateralen
(Fig. 4, Querschnitt durch ein G. von Zea mais L., G
Gefäßteil, S Siebteil) Bau des G.,

Figur 4:
im zweiten Falle von einem konzentrischen (Fig. 5, desgleichen von
Polypodium vulgare L.) Bau

Figur 5:
und die dritte Form bezeichnet man als radial (Fig. 6, desgleichen aus der Wurzel von
Primula auricula L.) gebaute G.

Figur 6:
Die kollateralen G. finden sich in den Stamm- und Blattorganen sämtlicher Phanerogamen, ferner in den Stämmen der
Equisetaceen, Ophioglosseen und bei einigen andern Farnkräutern in den Blättern. Der konzentrische Bau kann in zwei Formen
auftreten, ↔ entweder kann der Siebteil um den Gefäßteil herumliegen oder umgekehrt. Der letztere Fall kommt
nur sehr selten vor, der erstere dagegen ist bei den meisten Gefäßkryptogamen die Regel sowohl in den Stämmen wie in den
Blättern. Der radiale Bau findet sich in allen
Wurzeln (s. d.) sowohl der Phanerogamen als auch der Gefäßkryptogamen
und außerdem in den Stammachsen der Lykopodinen (s. d.).
Die Bezeichnung G. ist eigentlich nicht für alle hierunter beschriebenen strangartigen Gebilde gerechtfertigt, da es G. giebt, in
denen im Gefäßteil nur Tracheiden, also geschlossene Zellen, vorkommen, während Gefäße, also durch Zellfusion entstandene
Gänge, vollständig fehlen; dies ist z. B. der Fall bei sämtlichen Gefäßkryptogamen, die demnach eigentlich auch mit Unrecht
diese Bezeichnung tragen. Jedoch hat sich diese Ausdrucksweise in allen botan. Werken so sehr eingebürgert, daß eine
Änderung derselben nicht angemessen sein würde. Für die Bezeichnung G. brauchen viele Botaniker die Ausdrücke
Leitbündel und Fibrovasalstränge, von denen
allerdings der erstere den wahren Sachverhalt richtiger andeutet als das Wort G.
Betreffs der spätern sekundären Veränderungen in den Stämmen und Wurzeln der Dikotyledonen, die durch Dickenwachstum
hervorgerufen werden, s. die Artikel Cambium, Phloem und Xylem.
Gefäße nennt man in der Botanik die Elemente der
Gefäßbündel, die durch Vereinigung mehrerer in einer Reihe liegender Zellen infolge Resorption der trennenden Querwände
entstanden sind. Die G. sind also Zellfusionen und bilden ununterbrochene Röhren, die gewöhnlich eine bedeutende Länge
erreichen. Je nach den Arten der Wandverdickungen unterscheidet man Spiral-, Ring-, netzartig, leiterförmig verdickte und
Tüpfelgefäße. Ihre Wandungen sind stets verholzt, ihr Durchmesser ist in den einzelnen Pflanzen ein sehr verschiedener, es
giebt G., die über 0,5 mm weit sind, und auch solche, die kaum
0,05 mm im Durchmesser besitzen. Die Funktion der G. ist schon vielfach Gegenstand der
Untersuchung gewesen, doch ist bis jetzt nichts Bestimmtes darüber bekannt; man weiß nur so viel, daß sie zu gewissen Zeiten
Luft, und zwar verdünnte, enthalten, zu andern Zeiten Wasser oder Wasser mit Luftblasen gemischt. Es ist wahrscheinlich, daß
sie bei der Wasserleitung eine Rolle spielen, da sie bei Wasserpflanzen keine Wasserleitung nötig haben, nur mangelhaft
ausgebildet sind oder auch fehlen. (S. Stoffwanderung in der Pflanze.)
Gefäße und Gefäßsystem. Gefäße
(Vasa) nennt man in der Anatomie alle diejenigen
häutigen Röhren im tierischen Körper, in denen sich die allgemeinen Ernährungsflüssigkeiten, Blut und Lymphe, ununterbrochen
bewegen. Die Struktur, den Zusammenhang und die Lage dieser Gefäße beschreibt die
Gefäßlehre oder Angiologie. Das
Gefäßsystem begreift die Gesamtheit der Blut oder Lymphe führenden Kanäle des
Körpers, insofern dieselben zusammen ein in sich abgeschlossenes Ganzes bilden, dessen einzelne Teile sämtlich an ihrer
Innenfläche mit derselben Haut (dem sog. Endothel) ausgekleidet sind, untereinander in einem ununterbrochenen
Zusammenhange stehen und nirgends eine sichtbare Öffnung nach außen hin zeigen. Das Gefäßsystem zerfällt zunächst in zwei
große Abteilungen, deren eine das System derjenigen Röhren bildet, in denen sich Säfte in einem beständigen in sich
geschlossenen Kreisläufe befinden; das System
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 652.