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Gilet – Gill (David)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Giles'
graphical travels in Central Australia»
(1874) und
«The journal of the forgotten Expedition» (1881).
Gilet (frz., spr. schileh), ärmellose Jacke, Weste. G. oder Brelan
heisst auch ein Kartenspiel, das von 4 Personen mit 32 Karten gespielt wird.
Gilgal bedeutet im Hebräischen «Kreis», nämlich den (heiligen) Steinkreis, bezeichnet jedoch im besondern
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1) die erste Lagerstätte Israels im Westjordanlande, wo Josua zwölf Denksteine aus dem Jordan aufrichten ließ
(Jos. 4, 19 fg.); in dem Namen Tell Dscheldschul, 2 km östlich von Eriha, dem alten Jericho, hat sich eine Spur der Ortslage
erhalten;
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2) einen in der Geschichte des Elisa als Prophetensitz erwähnten Ort, wohl das heutige Dschildschilja, westlich von Sindschil.
Gilge, der südl. Mündungsarm der Memel, wendet sich 8 km unterhalb Tilsit nach SW., ist 37 km lang, 100 m breit und führt etwa
ein Drittel der Wassermasse mittels vier Mündungen der Loye, der Inse, der auf 11 km schiffbaren Tawe und der G. ins Kurische Haff. Aus der G. führt der
Seckenburgerkanal zum Nemonien (s. Friedrichsgraben).
Gilgen, Sankt, Flecken am westl. Ende des St. Wolfgangsees,
s. Sankt Gilgen.
Gilgenberg, Sankt, Irrenanstalt bei Donndorf (s. d.) in
Oberfranken.
Gilgenburg, Stadt im Kreis Osterode des preuß. Reg.-Bez. Königsberg, 30 km südlich von Osterode, an der Wicker, die den
Großen und Kleinen Damerausee verbindet, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Allenstein), hat (1890) 1751 E., darunter 132 Katholiken und 111
Israeliten, Post und Telegraph. 1273 wurde die Burg, 1326 die Stadt gegründet.
Gilgentag, Gedächtnistag des heil. Ägidius oder Gilig (frz. Gilles).
Gilghit (Gilgit). 1) G. oder Jaßin, 450 km langer,
rechter Nebenfluß des obern Indus, der von W. aus dem südlich von Mastudsch gelegenen Schunder- und weiter aus dem Andarsee als
Ghisar herkommt. –
2) G., das zu Kaschmir gehörende, vom G. durchflossene Land, zwischen Sirikul im N., Baltistan im O., Tschilas im S. und Tschitral im W., etwa 6500 qkm
groß, mit 26000 schiitischen E. Der Hauptort G. (35° 55' nördl. Br., 74° 22' östl. L.) liegt rechts am G. in 1530 m Höhe.
Das Fort G., mit sieben viereckigen Türmen, ist der festeste (jetzt von den Engländern besetzte) Punkt des Maharadscha von Kaschmir in Dardistan.
Gilĭa Ruiz et Pav., Pflanzengattung
aus der Familie der Polemoniaceen (s. d.) mit gegen 70 in den gemäßigten und subtropischen Gegenden Nord- und Südamerikas
vorkommenden Arten. Es sind meist krautartige Gewächse mit gefiederten, halbgefiederten oder doppelt-halbgefiederten Blättern und trichterförmigen
Blumen. In den Blumengärten werden vorzugsweise zwei Arten kultiviert, G. tricolor
Benth. und G. capitata Dougl.
Erstere wird nur 30–40 cm hoch und ihre Blumen sind auf dem Saume der Krone blaßviolett oder bläulich, purpurn im Schlunde und gelb an der Röhre und
stehen zu 4–5 am Ende der Zweige. Man hat von ihr weiße, rosenrot oder schön blau blühende Varietäten. Bei der doppelt so hohen zweiten Art sind die
Blumen blau und kleiner, aber in großer Anzahl an der Spitze stengelartiger Zweige gesammelt. Niedriger Wuchs und reicher, lange andauernder Flor
machen diese Pflanzen zur Einfassung von Rabatten geschickt. Der Same wird im April ins freie Land gesät und ↔ später die
aufgegangenen Pflänzchen verdünnt; sie pflanzen sich auch durch Selbstaussaat fort.
Gilian von Hibernien (Heiliger), s. Gallus.
Giljaken, ein sprachlich isoliert stehender Volksstamm. Sie sind ein seßhaftes Fischervolk und bewohnen das Mündungsgebiet
des Amurstroms sowie die nördl. Hälfte der Insel Sachalin. Auf dem Festlande sind sie den Tungusen, auf der Insel Sachalin den Ainu benachbart. Zum
erstenmal finden sie sich in Witsens «Nieuwe Land-Karte van het Noorder- en Ooster-Deel van Asia en Europa»
(1687) erwähnt. Der Name G. geht offenbar auf russ. Quellen zurück, da sich auf der 1673 entworfenen Karte in dem sibir. Atlas von Remesow an der
Amurmündung die Aufschrift «Tsarstwo Giljansko», Giljanenreich, findet. Die G. selbst nennen sich Nibach, «Menschen». Die Sprache der G. ist ihrem Bau
nach suffigierend, bietet jedoch außer ihrer morpholog. Beschaffenheit keinerlei Vergleichspunkte mit den übrigen Sprachen Sibiriens dar. – Vgl. von
Schrenck, Reisen und Forschungen im Amurlande in den J. 1854–56, Bd. 3, Lfg. 1–2 (Petersb. 1881; dazu Grube, Linguistische Ergebnisse, Supplement
zu Bd. 3).
Gill (spr. dschill), das kleinste brit. Hohlmaß für Wein und Branntwein, 1/4 des Pint oder 1/32 des
Imperial-Gallon (s. Gallon) = 14,20 Centiliter. Bis Ende 1826 (Einführung der jetzigen Maßgrößen) war
das G. ebenfalls 1/4 des Pint oder 1/32 des alten Weingallon = 11,83 Centiliter etwa 5/6 jetzige G. Bis eben dahin galt in
Schottland ein G. als kleinstes Flüssigkeitsmaß, 1/15 des schott. Pint oder 1/128 des schott. Gallon = 10,59 Centiliter.
Gill, David, engl. Astronom, geb. 12. Juni 1843 in Aberdeen (Schottland), beschäftigte sich nach einer guten
Vorbildung zuerst praktisch mit Astronomie auf der Sternwarte in Aberdeen (1866); da ihm die Instrumente daselbst nicht genügten, richtete er sich 1868 im
Hause seines Vaters eine eigene Sternwarte ein; 1872 erbaute er im Auftrage von Lord Lindsey in Dun Echt bei Aberdeen eine Sternwarte, deren Direktion
er übernahm. In dieser Stellung unternahm er 1874 eine Expedition nach Mauritius, um durch Heliometermessungen die Sonnenparallaxe zu bestimmen.
Bei dieser Gelegenheit führte er auch eine Reihe wichtiger Längenbestimmungen aus. 1876 gab er die Stellung in Dun Echt auf und führte im folgenden
Jahre privatim eine Expedition nach der Insel Ascension aus, um daselbst durch Heliometerbeobachtungen die Marsparallaxe zu ermitteln. 1879 wurde G.
zum Direktor der Sternwarte am Kap der Guten Hoffnung ernannt, welche Stellung er noch bekleidet. Am Kap führte er eine Reihe bedeutender astron.
Arbeiten aus. 1881–82 bestimmte er gemeinsam mit Dr. Elkin die Parallaxen von südl. Sternen durch Heliometerbeobachtungen; ferner bearbeitete er die
von 1835 bis 1881 angestellten Beobachtungen von über 500 Sternbedeckungen, organisierte und leitete eine Reihe telegr. Längenbestimmungen an der
afrik. Küste und organisierte 1882 die südafrik. Stationen zur Beobachtung des Venusdurchganges. 1883 begann G. eine geodätische Vermessung von
Südafrika, die seitdem regelmäßig weiter geführt und jetzt nahezu vollendet ist; 1885–90 führte er eine photogr. Durchmusterung des südl. Himmels durch,
welche alle zwischen -20°
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 4.