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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Giordano Bruno – Giovibahn

Giordano Bruno (spr. dschor-), s. Bruno.

Giorgio (spr. dschordscho), Porto San, s. Fermo.

Giorgio (spr. dschordscho), Francesco di, Baumeister, Bildhauer und Maler, geb. 1439 zu Siena, gest. daselbst 1502. Am meisten geschätzt war er als Kriegsbaumeister und Ingenieur. Der Herzog von Urbino rief ihn 1478 als solchen in seine Dienste. In Neapel soll er die Erfindung der Minen gemacht haben. Von Kirchenbauten ist die Madonna del Calcinajo bei Cortona sein schönstes Werk. Nach seinem 1490 gemachten Entwurfe ist die Kuppel des Mailänder Domes ausgeführt worden, dagegen kam sein Plan für die Façade des Domes in Florenz nicht zur Verwirklichung. Als Maler ist er, wie die zierlichen Bilder in der Akademie zu Siena beweisen, ein Nachahmer Fra Filippo Lippis gewesen. Von Skulpturen seien die Figuren in der Loggia dei Nobili zu Siena und die leuchtertragenden Engel im Dom daselbst erwähnt. Sein «Trattato di architettura civile e militare» wurde von Cesare Saluzzo (Turin 1841) bekannt gemacht.

Giorgione da Castelfranco (spr. dschordschohne), eigentlich Giorgio Barbarelli, ital. Maler, geb. 1478 wahrscheinlich zu Castelfranco im Trevisanischen, gest. 1511. Er wurde der Begründer des venet. Kolorits, das bei seinem Lehrer Giovanni Bellini zwar schon klar und leuchtend, aber erst bei G. recht warm und kraftvoll ist. Ferner vervollkommnete er die schon bei frühern venet. Malern vorhandene Richtung nach dem genrehaft Lebendigen, bediente sich der Landschaft als Hintergrund auf großartige Weise und lenkte die Malerei seiner heimischen Schule zuerst auf das Glanzvolle, Prächtige, das für die Zukunft ihren Charakter bestimmte. Ein eigentümlich poetisch-phantastischer Zug, der sich bald mit Unbefangenheit, bald mit glühender Sinnlichkeit verbindet und Allegorisches mit Historischem vermischt, verleiht seinen Werken eine zauberisch mächtige Wirkung. Das hervorragendste derselben ist die Madonna mit dem heil. Franz und Liberalis im Dom zu Castelfranco. Nur wenige andere unzweifelhaft echte Bilder seiner Hand sind erhalten: die ruhende Venus in reicher Landschaft (in Dresden), eine Madonna (im Prado-Museum zu Madrid), die drei Feldmesser (auch Astrologen, morgenländ. Weisen genannt; im Hofmuseum zu Wien), die Familie (im Palazzo Giovanelli zu Venedig), das Urteil Salomonis, die Feuerprobe und Porträt eines Malteserritters (in den Uffizien zu Florenz). Bei einigen andern zweifelt man, ob man sie G. oder dem jungen Tizian zuschreiben soll, so bei dem Konzert im Palazzo Pitti in Florenz. In Venedig schmückte er mehrere Gebäude mit ausgezeichneten Wandgemälden, z. B. die Façade des Fondaco dei Tedeschi (s. Fondaco), die meist zu Grunde gegangen sind. – Vgl. Schaufuß, G.s Werke (Lpz. 1884).

Giornata (ital., spr. dschor-, d. i. Tagewerk), die Einheit des ältern Feldmaßes im festländischen Sardinien; sie wurde in 100 Tavole oder Quadratpertiche (Quadratruten) geteilt und war = 38,01 a.

Giornĭco (spr. dschor-), deutsch Irnis, Flecken im Bezirk Leventina (Livinen) des schweiz. Kantons Tessin, 15 km nordwestlich von Biasca, 16 km südöstlich von Faido, in 395 m Höhe zu beiden Seiten des Ticino, an der Linie Rothkreuz-Bellinzona der Gotthardbahn, hat (1888) 588 kath. E., Post, Telegraph, einen hohen starken Langobardenturm, die Kirche St. Maria di Castello und die frühroman. ↔ Kirche San Niccolò da Mira. Zahlreiche Einwohner wandern zeitweilig aus als Lastträger nach Mailand, als Glaser nach Frankreich und Belgien u.s.w. Bei G. schlugen 28. Dez. 1478 die Urner und Liviner ein überlegenes mailändisches Heer.

Giotto di Bondone (spr. dscho-), ital. Maler und Baumeister, geb. 1276 in dem florentin. Dorfe Vespignano als Sohn eines Bauern, war in Florenz angeblich Schüler von Cimabue, der ihn als Hirtenknaben seine Schafe mit einem spitzen Stein auf Schiefer zeichnend angetroffen haben soll. Fast in allen Teilen Italiens, im Norden, in der Mark Ancona, in Rom, in Neapel ist G. thätig gewesen und allerorten hat er Nachfolger und Nachahmer gefunden, sodaß er recht eigentlich die ganze ital. Malerei des 14. Jahrh. beherrscht. Die größte Schule aber, deren Hauptvertreter Giottino, Taddeo Gaddi, Giovanni da Milano, Stefano, Bernardo Daddi, Orcagna sind, begründete er in Florenz. Er starb daselbst 8. Jan. 1337 und wurde im Dom begraben, wo nachmals die Republik ihm eine Marmorgedenktafel mit seinem von Benedetto da Majano ausgeführten Reliefbildnis anbringen ließ. G. drang zuerst unter allen ital. Malern zu einer scharfen Naturbeobachtung durch; er wagte es zuerst, dramat. Bewegung und reales Leben darzustellen, und mußte sich eine neue Darstellungsweise schaffen, da er den Kreis des Darstellbaren außerordentlich erweitert hatte und für seine neuen Gedanken zum Teil gar keine Vorbilder besaß. So ist es auch zu erklären, daß er besonders auf das Charakteristische, Unterscheidende ausging und einen episch-histor. Stil im Gegensatz zu dem frühern Idealismus der kirchlichen Kunst begründete. Anordnung und Gewandung sind meist edel und würdig, der Ausdruck oft schon ziemlich durchgearbeitet und wahr, wogegen die Köpfe noch etwas Typisches behalten. Zu seinen vorzüglichsten Werken gehören die gegenwärtig sehr modernisierte Navicella in der Peterskirche zu Rom, die Darstellung des Apostels Petrus, der auf dem Wasser geht, in musivischer Arbeit; in Florenz eine große Madonna in der Akademie, die Fresken in den Kapellen Bardi und Peruzzi zu Sta. Croce (Legende des heil. Franz und das Leben der beiden Johannes), ein Tafelbild: Die Krönung Maria (ebd.); in San Francesco zu Assisi in der Oberkirche die Fresken mit der Legende des heil. Franz, in der Unterkirche die vier Franziskanerallegorien; in der Scrovegnikapelle zu Padua der große, Christi Leben darstellende Cyklus von Wandmalereien. Von den Fresken in der Kapelle des Palastes des Podestà (Bargello) zu Florenz sind nur Reste (darunter das Bildnis Dantes) erhalten. Auch als Baumeister hat G. sich Ruhm erworben. Der schöne Glockenturm am Dom zu Florenz ist nach seiner Zeichnung gebaut und eine Anzahl der Basreliefs an demselben sind von ihm entworfen worden. – Vgl. Titkanen, Der malerische Stil G.s (Helsingfors 1884); Thode, Franz von Assisi und die Anfänge der Renaissance in Italien (Berl. 1885); Janitschek, Die Kunstlehre Dantes und G.s Kunst (Lpz. 1892).

Giovanni (spr. dschow-), ital. Form des Namens Johannes.

Giovanni (spr. dschow-), Domenico di, s. Burchiello.

Giovanni da Bologna (spr. dschow-), ital. Bildhauer, s. Bologna, Giovanni da.

Giovibahn (spr. dschowi-), Succursale dei Giovi, Parallelstrecke (23,78 km) der Bahnlinie Turin-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 11.