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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Giustina; Giustiniani; Giusto; Givet; Givors; Givry; Gizeh; Gjaur; Gjellerup; Gjendinsee

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Giustina - Gjendinsee.

"Lo stivale" und "L'incoronazione", letzteres bei Gelegenheit der Krönung Ferdinands I. zum König der Lombardei abgefaßt (1839); "La vestizione d'un cavaliere" (1839), eine Art von Drama, in welchem die Sucht der Emporkömmlinge nach Adelstiteln lächerlich gemacht wird; das spottweise den Manen Talleyrands gewidmete "Brindisi di Girella" (1840), gegen die politische Wetterwendigkeit; die gegen die sozialistischen Utopien gerichteten "Gli umanitari" und "Gli immobili ed i semoventi" (1841) u. a. Bis 1844 zirkulierten Giustis Gedichte nur handschriftlich. Erst das Erscheinen einer ohne sein Wissen gedruckten verfälschten Ausgabe derselben bewog ihn, selbst eine Ausgabe zu veranstalten ("Versi", Bastia 1845). Nach der Erhebung Pius' IX. auf den päpstlichen Stuhl, die auch G. mit der Hoffnung auf eine Wiedergeburt Italiens erfüllte, erschienen von ihm: "Il congresso de' Birri" und "I spettri del 4 settembre". 1848 wurde er zweimal in die toscanische Deputiertenkammer gewählt; als er jedoch nach dem Sturz des Ministeriums Capponi seinem Zorn gegen die Anarchisten in den "Delenda Carthago" und "Arruffa-popoli" Luft machte, verschrie man ihn als Reaktionär. Der Schmerz hierüber verschlimmerte sein körperliches Leiden und beschleunigte seinen Tod, der 31. März 1850 im Palast seines Freundes Gino Capponi zu Florenz erfolgte. Mit großem Geschick bediente sich G. in seinen Gedichten des echt florentinischen Dialekts, und dieselben sind daher reich an Idiotismen, auf welchen ein großer Teil des Reizes und der Wirkung seiner Poesie beruht. Die erste nach seinem Tod erschienene Gesamtausgabe seiner Gedichte (Flor. 1852) wurde verboten und der Rest der Auflage vernichtet. Seit dem Umschwung der Dinge in Italien sind sie jedoch öfters, zum Teil mit bis dahin ungedruckten Stücken vermehrt, herausgegeben worden (mit Kommentar, Flor. 1868-73; mit Anmerkungen von Fioretto, Verona 1877, 2 Bde.; mit Kommentar und Illustrationen, Flor. 1877). Eine deutsche Übersetzung lieferte P. Heyse (Berl. 1875). Außerdem hat man von G. noch einen "Discorso della vita e dene opere di Gius. Parini" (Flor. 1846) und die posthumen Werke: "Raccolta di proverbi toscani" (Flor. 1853, vermehrte Ausgabe von Capponi, 1871), "Scritti vari in prosa e in versi" (das. 1866), unter welchen besonders die "Studi e commenti intorno alla Divina Commedia" zu bemerken sind, und "Nuova raccolta di scritti inediti" (das. 1868). Seinen sehr interessanten Briefwechsel ("Epistolario", 2. Aufl., Flor. 1885, 2 Bde.), der viel Autobiographisches enthält, gab Frassi heraus. Vgl. G. Fioretto, "G. G. e il suo tempo" (Verona 1877); G. Ghiverrani, G. ei suoi tempi (im "Propugnatore" 1875).

Giustina (spr. dschu-), Silbermünze, s. v. w. Ducatone.

Giustiniani (spr. dschu-), Vincenzo, Marchese, Kunstliebhaber zu Anfang des 17. Jahrh. in Rom, ließ hier auf den Trümmern der Bäder des Kaisers Nero durch Fontana und Borromini einen der größten Paläste erbauen. Seine zum Teil sehr wertvollen Gemälde erschienen unter dem Titel: "Galleria Giustiniana" (Rom 1631, 2 Bde. mit 322 Kupfern). Im J. 1807 kam die Galerie durch Giustinianis Familie nach Paris, wo sie an Bonnemaison verkauft wurde, von dem sie 1815 der König von Preußen erwarb. Sie ist dem Berliner Museum einverleibt und von Landon (Par. 1812, mit 72 Tafeln) beschrieben.

Giusto (ital., spr. dschústo), recht, richtig; Tempo g. ("richtiges Tempo") als musikalische Bezeichnung: in richtiger, dem Charakter des Stückes angemessener Bewegung, meist s. v. w. Allegro.

Givet (spr. schiwä), befestigte Stadt im franz. Departement Ardennen, Arrondissement Rocroi, in der Maas und durch Eisenbahnen mit Reims, Namur und Charleroi verbunden, besteht aus den beiden durch eine steinerne Brücke verbundenen Teilen Grand-G., rechts, und Petit-G. mit dem Fort Charlemont (s. d.), links am Fluß, ist Sitz einer Gewerbekammer, hat ein Denkmal des hier gebornen Komponisten Méhul und zählt (1876) 5275 Einw., welche Fabrikation von Bleistiften und Siegellack, Kupferwaren, Seife etc. betreiben.

Givors (spr. schiwor), Stadt im franz. Departement Rhône, Arrondissement Lyon, 153 m ü. M., rechts am Rhône und an der Eisenbahn Roanne-St.-Etienne, mit bedeutenden Glashütten, Seidenfärberei und Weberei, Hochöfen und metallurgischen Werkstätten, Handel mit Steinkohlen des nahen Kohlenbeckens von St.-Etienne und (1881) 10,480 Einw. In der Nähe mündet der 1765-81 gebaute Givorskanal, welcher bei Rive de Gier beginnt, in den Rhône, welchen er mittels des Gier mit der Loire verbindet.

Givry (spr. schiwri), Stadt im franz. Departement Saône-et-Loire, Arrondissement Châlon, nahe dem Orbize, mit Resten alter Befestigungen und (1876) 2071 Einw., welche einen geschätzten Wein bauen.

Gizeh (Giseh), Dorf in Ägypten, am linken Ufer des Nils, Kairo gegenüber, bekannt durch die 7 km westlich auf den Felsvorsprüngen des libyschen Plateaus liegenden Pyramiden (mit der Sphinx), welche die Reisenden von G. aus besuchen (näheres s. Pyramiden). Südlich von G. die Ruinen von Memphis. Der Ort hat (1882) 11,410 Einw., wovon 31 Ausländer, und ist Hauptort der gleichnamigen Provinz (Mudirieh) von 24,716 qkm (wovon 956 qkm kulturfähig) und 283,833 Einw. Vgl. Petrie, The pyramids and temples of G. (Lond. 1883).

Gjaur (Giaour, von kiafir, "Leugner"), bei den Türken s. v. w. Ungläubiger, Schimpfname für alle Nichtmohammedaner, besonders für die Christen.

Gjellerup, Karl Adolf, dän. Schriftsteller, geb. 2. Juli 1857 zu Roholte, Sohn eines Pfarrers, studierte seit 1874 in Kopenhagen Theologie, daneben deutsche Litteratur, wandte sich dann der Schriftstellerei zu und ließ unter dem Namen Epigonos seinen ersten Roman: "En Idealist" (1878), erscheinen der in litterarischen Kreisen Anerkennung fand. Weitere Schriften von ihm sind: "Den Tübingske Skole", ein kritisches Werk über die Tübinger Theologenschule (1879); der oppositionell gehaltene Roman "Det unge Danmark" (1879), womit er sich ganz der modernen realistischen Richtung anschloß, und dem "Antigonos" (1880), eine Geschichte aus dem 2. Jahrh., nachfolgte; ferner "Arvelighed og Moral" (1881), eine Untersuchung der Bedeutung der Erbtheorie für die Grundbegriffe der Moral, welcher die goldene Medaille der Universität zuerkannt wurde; "Rodjorn-Sange og Fantasier" (1881); "Germaniernes Lærling" (1882); "Aander og Tider", ein Nachruf an Ch. Darwin (1882); die Novellen: "Romulus" und "G-Dur" (1883); "En klassik maaned", Reisebilder aus Griechenland (1884); die Tragödie "Brynhild" (1884) und "Vandreaaret", Schilderungen und Betrachtungen (1885).

Gjendinsee, ein See in der norweg. Gebirgsgruppe der Jotunfjelde, 988 m hoch und 18 km lang, von hohen, schroffen Gipfeln, welche zum Teil mit ewigem Schnee bedeckt sind, umgeben. Am nördlichen Ufer das gut eingerichtete Logierhaus Gjendeosen, am westlichen Ufer die Gjendehütte, Ausgangspunkte für interessante, aber beschwerliche Hochtouren.