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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Grabner; Grabow

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Grabner - Grabow.

duums, welche sich mildem Beginn der Renaissancezeit zuerst in Italien entwickelte, wuchs auch der Grabmälerluxus. Die italienischen Kirchen und Klöster sowie die Hallen der Friedhöfe (Campi santi in Pisa, Florenz) sind voll von prächtigen, oft von ersten Meistern ausgeführten Grabmälern. Päpste und Fürsten wetteiferten in der Errichtung von prunkvollen Grabmonumenten, mit deren Ausführung bisweilen schon bei Lebzeiten derer, für welche die Grabmäler bestimmt waren, begonnen wurde (Grabmäler der Päpste in St. Peter zu Rom, Michelangelos Grabkapelle der Mediceer in Florenz). Die Grabmäler waren teils Sarkophage mit den schlafenden oder betenden Figuren der Toten, teils Freibauten mit Baldachinen, Kuppeln u. dgl. m. (G. Kaiser Maximilians in Innsbruck), teils architektonisch gegliederte, durch Nischen, Statuen und Reliefs belebte fassadenartige Aufbauten, welche an die Wände gelehnt wurden (Dogen- und Patriziergrabmäler in Venedig). Letztere Gestalt der Grabmäler wurde besonders im 17. und 18. Jahrh. von der Barock- und Rokokokunst weiter ausgebildet und zu üppigstem, völlig weltlichem und bis zur Geschmacklosigkeit überladenem Prunk getrieben (G. Moritz' von Sachsen in Straßburg). In neuerer Zeit werden Grabmäler in Kirchen nur für fürstliche Personen oder zum Ehrengedächtnis berühmter Männer (Panthéon zu Rom, Westminsterabtei zu London) errichtet. Daneben werden auch isolierte Ruhestätten für Mitglieder von Fürstenfamilien in Gestalt von Kapellen mit Grabmälern angelegt (Mausoleen zu Charlottenburg bei Berlin, Herrenhausen bei Hannover). - Eine besondere Form haben auch die alten Inder ihren Grabmälern gegeben, indem sie über den Gräbern glockenförmige Hügel (Topes) wölbten, die von Säulen umgeben und mit Steinbildwerken gekrönt wurden. Die Mohammedaner zeichneten die Gräber ihrer Fürsten, Propheten und Heiligen durch große oder kleine Grabmoscheen mit Denksteinen (Kaaba Mohammeds) aus. Über die Grabmäler der prähistorischen und altnordischen Völker s. Dolmen und Gräber, prähistorische. Vgl. auch Begräbnisplatz.

Grabner, Leopold, Forstmann, geb. 21. Juli 1802 zu Breitenfurth in Niederösterreich, studierte 1821-23 auf der Forstakademie Mariabrunn, wurde dann Assistent daselbst, erhielt 1827 eine Anstellung bei der Verwaltung des Wiener Waldes und 1833 eine Professur an der Forstakademie Mariabrunn. 1847 übernahm er die Verwaltung der Forsten des Fürsten Liechtenstein und starb 4. Nov. 1864 in Wien. Er schrieb: "Lehrbuch der Naturkunde für den Forstmann" (1838, 2 Bde.); "Forstwirtschaftslehre für Forstmänner und Waldbesitzer" (Wien 1841-56; 3. Aufl. 1866, 2 Bde.); "Tafeln zur Bestimmung des kubischen Inhalts etc." (5. Aufl., das. 1870).

Grabow (spr. -bo), Fluß im preuß. Regierungsbezirk Köslin, mündet nach 122 km langem Lauf bei Rügenwalde in die Wipper, 1 km vor deren Mündung in die Ostsee.

Grabow (spr. -bo), 1) G. an der Oder, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Stettin, Kreis Randow, an der Oder unterhalb Stettin und durch dessen Vorstädte Unterwiek und Grünhof mit diesem zusammenhängend, hat eine Navigationsschule, ein Realprogymnasium, 2 große Maschinen- und Schiffbauanstalten, 2 Schiffswerften, 2 Kokosmattenfabriken, 2 Dampfschneidemühlen, Kistenfabrikation, Kunst- und Handelsgärtnerei, Schiffahrt und Handel und (1885) 13,760 meist evang. Einwohner. G. wird zuerst 1241 genannt und wurde 1855 zur Stadt erhoben. Unmittelbar unterhalb, an G. grenzend, liegt das Dorf Bredow (s. d.). -

2) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis Schildberg, an der Prosna, hat 2 kath. Kirchen, eine Käsefabrik und (1885) 1730 meist kath. Einwohner. -

3) Stadt in Mecklenburg-Schwerin, an der Elde und der Linie Wittenberge-Hamburg der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, ein Realprogymnasium, Dampfsägemühlen, eine chemische Fabrik, Goldleistenfabrikation, Kornhandel, eine Schiffswerfte und (1885) 4463 evang. Einwohner.

Grabow (spr. -bo), Wilhelm, preuß. Politiker, geb. 15. April 1802 zu Prenzlau, studierte 1821-23 in Berlin Jurisprudenz, ward darauf Untersuchungsrichter bei den Kommissionen in Spandau und Perleberg und sehr bald Stadtgerichtsrat in Berlin. 1836 ward er zum Hofgerichtsrat und Universitätsrichter in Greifswald ernannt und 1838 in seiner Vaterstadt zum Oberbürgermeister erwählt. 1841-1847 war er Mitglied der märkischen Kreis- und Provinziallandtage. Im Vereinigten Landtag von 1847 war er eins der hervorragendsten Mitglieder der freisinnigen Partei. Bei der zweiten Sitzung des Vereinigten Landtags im April 1848 verfaßte G. den Entwurf des Wahlgesetzes für die Nationalversammlung. In dieser, in welche er zu Prenzlau gewählt wurde, hielt er sich zu dem rechten Zentrum und ward nach Mildes Eintritt ins Ministerium 27. Juni 1848 Präsident des Hauses; doch legte er 26. Okt. das Präsidium und sein Mandat nieder. Nach Oktroyierung der Verfassung vom 5. Dez. 1848 fungierte er während der kurzen Session im Frühjahr 1849 als Präsident der Zweiten Kammer. Nach der Auflösung dieser Kammer und nach Beseitigung des allgemeinen Wahlrechts zog sich G. unter Protest gegen das neue Wahlgesetz und die Wiederherstellung der Kreis- und Provinziallandtage vom politischen Leben zurück. Die Regierung bestätigte ihn deswegen nicht, als er 1850 zum Oberbürgermeister von Magdeburg gewählt wurde, und ließ auch seine Wahl in Prenzlau zum Oberbürgermeister auf Lebenszeit nicht zu, sondern nur die auf zwölf Jahre. Bei Beginn der neuen Ära 1858 wieder in das Abgeordnetenhaus eingetreten, wo er an der Spitze der gemäßigt liberalen Fraktion G. stand, wurde er zum ersten Vizepräsidenten und Anfang 1862 fast einstimmig zum Präsidenten desselben erwählt. Dies wiederholte sich in den folgenden Jahren bei jedem Zusammentritt des Hauses nach den öftern Auflösungen und Vertagungen. In den hitzigen parlamentarischen Kämpfen, welche in der Konfliktszeit entbrannten, wußte er die Würde des Hauses stets zu wahren und hielt die Fahne verfassungsmäßigen Rechts mit unerschütterlichem Mut hoch. Seine große Popularität zeigte sich bei seinem 25jährigen Amtsjubiläum 3. Jan. 1863. Des öftern, so bei Eröffnung der Sitzungen 14. Jan. und 9. Nov. 1863, 16. Jan. 1865 und 15. Jan. 1866, hatte sich G. veranlaßt gesehen, dem Rechte der Nation in kräftigem Protest wider die budgetlose Regierung einen gewichtigen, ja zuletzt fast schroffen Ausdruck zu geben. Da infolge hiervon eine gewisse persönliche Erbitterung und Gereiztheit zwischen ihm und dem Ministerium Bismarck bestand, erklärte G. bei Eröffnung des Landtags im August 1866, im Interesse einer Versöhnung mit der Regierung auf die Wiederwahl zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses verzichten zu wollen. Seitdem trat G. in dem parlamentarischen Leben nicht mehr hervor. Er starb an seinem 72. Geburtstag, 15. April 1874, in Prenzlau, wo ihm 1875 ein Denkmal errichtet wurde.