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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gueymard; Guffens; Gufferlinie; Gugel; Gugemucke; Gugérner; Guglielmi; Güglingen; Guhl

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Gueymard - Guhl.

der unbedingten Lehnstreue als der größten Tugend der spanischen Heldenzeit, und "Reynar des pues de morir" ("Die Herrschaft nach dem Tod"), eine Bearbeitung der Geschichte der Ines de Castro. Eine Sammlung der Dramen von G. ("Comedias famosas") erschien Sevilla 1730; eine Auswahl davon (darunter die genannten) findet sich in der "Biblioteca de autores españoles" (Bd. 45). Berühmter noch als durch seine dramatischen Werke ist G. durch seinen vortrefflichen satirischen Roman "El diablo cojuelo. Verdades soñadas y novelas de la otra vida" (Madr. 1641 u. öfter; hrsg. von J. M. Ferrer, Par. 1828; auch in der genannten "Biblioteca", Bd. 33), eine geistreiche satirische Schilderung des Lebens und der Sitten seiner Landsleute, die besonders durch Lesages französische Bearbeitung unter dem Titel: "Le diable boiteux" (zuerst Par. 1707) in der ganzen gebildeten Welt bekannt geworden ist. G. starb 10. Nov. 1646 in Madrid. Vier bisher unbekannte Komödien gab A. Schäffer heraus in: "Ocho comedias desconocidas de Don Guillem de Castros, Luis Velez de G. etc." (Leipz. 1886).

Gueymard (spr. ghämár), 1) Louis, franz. Bühnensänger (Heldentenor), geb. 17. Aug. 1822 zu Chapponay (Isère), Schüler des Pariser Konservatoriums, war 1848-68 Mitglied der Großen Oper daselbst; starb 8. Juli 1880 in Corbeil bei Paris.

2) Pauline, geborne Lauters, Sängerin, geb. 1. Dez. 1834 zu Brüssel als Tochter eines Malers und Professors an der dortigen Akademie, erhielt ihre Ausbildung am Konservatorium ihrer Vaterstadt, debütierte 1855 nach ihrer Vermählung mit einem Herrn Deligne unter dem Namen Frau Lauters-Deligne in Gevaerts Oper "Le billet de Marguerite" am Théâtre lyrique zu Paris und ging 1856 zur Großen Oper über, der sie bis 1876 angehörte. In der Folge trat sie vorübergehend am Théâtre Italien als Amneris in Verdis "Aida" auf. Im J. 1858 hatte sie eine zweite Ehe mit G. 1) geschlossen, der sich indessen 1868 wieder von ihr trennte. Ihre Stimme ist ein ausgiebiger Mezzosopran, der ihr neben der Fides auch die Valentine zu singen gestattet.

Guffens, Godefried, belg. Maler, geb. 1823 zu Hasselt, bildete sich in Gemeinschaft mit Jan Swerts (s. d.) auf der Akademie zu Antwerpen unter N. de Keyser, ging dann mit Swerts nach Italien, wo sie Michelangelo und Raffael studierten, und von da nach Deutschland. In der Absicht, in Belgien die monumentale Malerei einzuführen, lernten beide Künstler die Schöpfungen von Cornelius, Overbeck, Schnorr u. Kaulbach kennen und versuchten im Anschluß an diese Meister nach ihrer Rückkehr den idealen Stil der neudeutschen Klassiker in Wandgemälden nachzuahmen. Ihr erstes gemeinsames Werk war die Ausschmückung der Kirche zu St.-Nicolas bei Antwerpen mit einem Bildercyklus aus dem Leben der Maria und andern dogmatischen Kompositionen, welche die Heilsbotschaft und die Erlösung gegenüber dem Gesetz verherrlichen sollen. Ferner malte G. in der Kapelle des heil. Ignatius im Jesuitenkollegium zu Antwerpen 14 Bilder mit den Stationen des Kreuzwegs. Sein und Swerts' Hauptwerk ist die Ausmalung der St. Georgskirche zu Antwerpen (1859-71), ein umfangreicher Bildercyklus, welcher das Leben Jesu und die Erlösung behandelt und ganz im Geist von Cornelius und Overbeck gehalten ist. Im Schöffensaal der Halle zu Ypern stellte G. den Einzug Philipps des Kühnen in Ypern 1384, im Schöffensaal des Rathauses zu Courtrai den Aufbruch des Grafen Balduin von Flandern zum Kreuzzug im J. 1202 (1873-75) dar. In die letzten Jahre fallen außer dekorativen Malereien für ein Privathaus in Antwerpen die Ausmalung der Taufkapelle in der St. Quintinskirche zu Hasselt und des Chors der St. Josephskirche zu Löwen. G. lebt in Brüssel. Vgl. Riegel, Geschichte der Wandmalerei in Belgien seit 1856 (Berl. 1882).

Gufferlinie, s. Gletscher, S. 426.

Gugel (Gogel, Kugel, v. lat. cucullus), eine schon im Altertum gebräuchliche Kapuze mit Schulterkragen, im Mittelalter anfangs am Mantel, bei den Mönchen an der Kutte befestigt, seit dem 14. Jahrh. ein selbständiges Kleidungsstück beider Geschlechter der vornehmern Stände, in der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. häufig von ausgeschnittenen Zacken umgeben (s. Abbildung). Im 15. Jahrh. verschwindet die G. als allgemeine Kleidung, doch erscheinen jetzt noch beim Begräbnis eines Mitglieds des bayrischen Königshauses 24 Männer in der G., welche nur Öffnungen für die Augen und Lichter enthält, mit dem königlichen Wappen und doppelt brennenden weißen Kerzen.

^[Abb.: Gugel.]

Gugemucke, s. v. w. Champignon.

Gugérner, german. Stamm, wurde von Tiberius auf das linke Rheinufer verpflanzt, um den Rhein gegen die Anfälle der überrheinischen Germanen zu schützen, trat aber später zu diesen über und nahm am Aufstand der Bataver unter Civilis teil.

Guglielmi (spr. guljélmi), Pietro, ital. Opernkomponist, geb. 1727 in der Provinz Massa e Carrara, machte seine ersten Studien unter seinem Vater Giacomo G., der Kapellmeister des Herzogs von Modena war, bildete sich dann unter Durante in Neapel weiter aus, debütierte 1755 in Turin und war eine Zeitlang der gefeiertste Opernkomponist Italiens. 1762 ging er nach Dresden, wo er zum königlichen Kapellmeister ernannt wurde, einige Jahre später nach Braunschweig, 1772 nach London und kehrte 1777 nach Italien zurück, wo er sich nun auch neben Cimarosa und Paesiello in der Gunst des Publikums behauptete. 1793 zum Kapellmeister an St. Peter in Rom ernannt, widmete er sich fortan ganz der kirchlichen Komposition. Er starb 19. Nov. 1804. Unter seinen 79 Opern sind "I due gemelli", "I viaggiatori", "La pastorella nobile", "La bella pescatrice", "La Didone", "Enea e Lavinia" die bedeutendsten.

Güglingen (Giglingen), Stadt im württemberg. Neckarkreis, Oberamt Brackenheim, 209 m ü. M., an der Zaber, mit einer schönen neuen Pfarrkirche und (1885) 1372 evang. Einwohnern; auf dem nahen Stromberg die Ruinen der Burg Blankenhorn.

Guhl, Ernst Karl, Kunstschriftsteller, geb. 20. Juli 1819 zu Berlin, studierte seit 1838 daselbst Philologie, richtete aber seine Forschungen vornehmlich auf die künstlerischen Leistungen des Altertums und später auch auf die neuere Kunst. Sein erstes Werk in genannter Richtung war "Ephesiaca" (Berl. 1843). Nach einer längern Reise durch Italien habilitierte er sich 1848 an der Universität in Berlin und wurde bald darauf auch zum Lehrer der Kunstgeschichte an