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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gythion; Gyula; Gyulai; Gyulay

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Gythion - Gyulay.

lerei widmete. Er wurde dort Schüler Pilotys, bei welchem er vier Jahre lang arbeitete. Er malt mit Vorliebe Genrebilder aus dem bayrischen und griechischen Volksleben in lebendiger Auffassung und mit kecker koloristischer Behandlung. Während der Jahre 1872-74 bereiste er Griechenland und Kleinasien und kehrte dann nach München zurück, wo er seinen Wohnsitz hat. Seine Hauptwerke sind: die Hundevisitation, die Waisenkinder, Nachricht vom Sieg bei Sedan in einer bayrischen Stadt, die Bestrafung des Hühnerdiebes, griechische Kinderverlobung, Wallfahrt der Maler im Orient.

Gythion (auch Gytheion), im Altertum Hafenstadt in Lakonien, an dem Busen zwischen Kap Malea und Tänaron, südwestlich vom Ausfluß des Eurotas, eine Gründung phönikischer Purpurfischer, in der achäischen Zeit unbedeutend, nach der dorischen Eroberung der Haupthafen des Landes und Flottenstation, 455 v. Chr. vom Athener Tolmidas verwüstet. Epameinondas vermochte die Stadt 370 nicht zu erobern, wohl aber der Römer T. Quinctius Flamininus 195. Unter den Römern genoß sie als eine der sogen. eleuthero-lakonischen, von Sparta unabhängigen Städte eine Nachblüte, welcher die beim heutigen Paläopoli liegenden Ruinen entstammen.

Gyula (spr. djula), Stadt im ungar. Komitat Békés, an der Weißen Körös, Station der Großwardein-Szegediner Linie der Ungarischen Staatsbahn, war ehemals Festung, hat ein Schloß, (1881) 18,065 Einw., Spiritusbrennerei, Weinbau, starke Viehzucht, Schildkrötenfang, bedeutenden Handel und ist Sitz des Komitats, eines Gerichtshofs und Steuerinspektors.

Gyulai (spr. djülai), Paul, ungar. Dichter und Kritiker, geb. 1826 zu Klausenburg, wo er auch seine Studien erledigte, lehrte später selbst am Gymnasium daselbst, war dann als Journalist in Pest thätig, bis er 1875 die Professur der ungarischen Litteraturgeschichte an der Universität zu Budapest erhielt. Seit 1858 ist er Mitglied der ungarischen Akademie, seit 1870 Sekretär der ersten (sprach- und schönwissenschaftlichen) Klasse derselben und seit 1881 Präsident der Kisfaludy-Gesellschaft. Gyulais litterarhistorische und kritische Werke sind: "Das Leben Vörösmartys" (2. Aufl., Budapest 1879); "Denkreden" (das. 1879) und "Johann Katona und seine Tragödie Bánkbán" (2. Aufl., das. 1883); außerdem zahlreiche Kritiken und Studien (namentlich auch über Petöfi, seinen Schwager) in der von ihm redigierten "Budapester Revue" und andern Zeitschriften. Als Dichter trat er hervor mit Novellen: "Vázlatok és képek" ("Skizzen und Bilder", Pest 1867, 2 Bde.; zum Teil deutsch in Reclams "Universalbibliothek"), die sich durch feine Charakteristik und lebendige Darstellung auszeichnen, und einer Sammlung formvollendeter "Gedichte" (neue Ausg. 1882). Seit Jahren arbeitet er an einem satirischen Zeitgedicht im Genre Byrons, "Romhányi" betitelt, von dem jedoch erst ein einziger, allerdings vielversprechender, Gesang erschienen ist.

Gyulay (spr. djülai, G. von Maros-Németh und Nadaska), alte, 1694 in den Freiherrenstand, 1704 zur Grafenwürde erhobene siebenbürgische Familie.

1) Samuel (I.), geb. 1719 zu Nadaska im Tornaer Komitat Ungarns, begann seine militärische Laufbahn im österreichischen Erbfolgekrieg, erwarb als Oberst bei Teplitz 2. Aug. 1762 das Maria-Theresia-Kreuz (1763), wurde 1777 Feldmarschallleutnant; starb als Kommandant von Karlsburg 24. April 1802.

2) Ignaz, Sohn des vorigen, geb. 11. Sept. 1763 zu Hermannstadt, trat 1781 in die Armee, machte als Major den Türkenfeldzug und dann die Feldzüge gegen Frankreich mit und avancierte 1797 zum Generalmajor. In den Feldzügen von 1799 und 1800 zeichnete er sich mehrmals als Befehlshaber der Arrieregarde aus und wurde infolge davon zum Feldmarschallleutnant ernannt. Nachdem er 1805 als General in dem Armeekorps des Erzherzogs Ferdinand im Verein mit dem Fürsten von Liechtenstein den Frieden von Preßburg abgeschlossen, ward er 1806 Banus von Kroatien, Dalmatien und Slawonien. Im J. 1809 befehligte er das 9. Armeekorps in Italien, deckte dann den Rückzug des Erzherzogs Johann und verteidigte Krain. Zu Anfang des Feldzugs von 1813 zum Feldmarschall befördert, befehligte er bei Dresden den linken Flügel. In der Schlacht bei Leipzig sollte er die Verbindung zwischen der Schwarzenbergschen und Blücherschen Armee herstellen, vermochte aber das von den Franzosen besetzte Lindenau nicht zu nehmen. Im Feldzug von 1814 hatte er an der Schlacht von La Rothière rühmlichen Anteil und erstürmte den Brückenkopf der Aube (1. Febr.). Im J. 1815 führte er interimistisch das Generalkommando in Österreich, kehrte dann in sein Banat zurück und erhielt 1823 das Kommando in Böhmen, 1829 das zu Wien. 1830 zum Präsidenten des Hofkriegsrats ernannt, starb er 11. Nov. 1831.

3) Albert, Graf von, Bruder des vorigen, geb. 12. Sept. 1766 zu Ofen, machte als Rittmeister eines Szekler-Husarenregiments den Türkenkrieg von 1788/89 in Siebenbürgen mit und wohnte dann als Grenadierhauptmann im Regiment seines Vaters bei der Hauptarmee unter Laudons Befehl der Erstürmung von Belgrad 30. Sept. 1789 mit Auszeichnung bei. Im Feldzug von 1793 war er es, der einige Tage nach der Schlacht von Neerwinden den Vorschlag zur nächtlichen Alarmierung der Anhöhen von Tirlemont machte. Ein glänzender Erfolg krönte den gut angelegten Plan, und G. wurde hierauf Major im O'Donnellschen Freikorps. Im J. 1799 focht er als Oberst eines neuerrichteten ungarischen Infanterieregiments bei der Armee von Italien. 1800 befehligte er während der ungarischen Insurrektion als Generalmajor ein Armeekorps jenseit der Theiß. Vom Jahr 1803 an war er abwechselnd als Brigadier in Böhmen, Ungarn und im Militärgrenzland, während des Feldzugs von 1805 aber bei der ungarischen Insurrektion thätig und wurde 14. Aug. 1808 zum Feldmarschallleutnant ernannt. Im Feldzug von 1809 kommandierte er das 8. Armeekorps in Italien, führte in der Schlacht bei Fontana Fredda (16. April) den linken Flügel, leitete den Rückzug aus Italien durch das Fellathal, kämpfte darauf siegreich im Thal von Wolfsbach bei Tarvis, drang durch das Savethal in Ungarn ein und vereinigte sich 2. Juni bei St. Gotthardt mit dem Erzherzog Johann. In den Jahren 1813 und 1815 befehligte er ein Reservekorps und zog sich sodann nach Pest zurück, wo er 17. April 1836 starb.

4) Franz, Graf von, Sohn von G. 2), geb. 1. Sept. 1798 zu Pest, trat 1816 in den österreichischen Militärdienst, war 1848 beim Ausbruch der italienischen Revolution und des piemontesischen Kriegs bereits Feldmarschallleutnant und wurde zum Gouverneur des Küstenlandes ernannt. Hierauf verwaltete er vom Juni 1849 bis Juli 1850 das Kriegsministerium und ging sodann als Befehlshaber des fünften Heerkörpers nach Mailand, wo er später zum Feldzeugmeister ernannt, und von wo aus er mehrfach mit diplomatischen Aufträgen an die italienischen Höfe und nach Petersburg entsandt wurde. Beim Ausbruch des sardinisch-österreichischen Kriegs Anfang 1859 zum Oberbefehlshaber der österreichischen Truppen in