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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gyralbewegung; Gyrantes; Gyrenbad; Gyri; Gyrinidae; Gyrogoniten; Gyrometer; Gyroskop; Gyrotrop; Gyrovagen; Gyrowetz; Gysis

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Gyralbewegung - Gysis.

derei. Von G. Struthium L., einem Halbstrauch in Spanien und Nordafrika, wurden schon seit alten Zeiten, wie noch jetzt, die Wurzeln statt der Seife zum Waschen gebraucht. Die Wurzel kommt als ägyptische und levantische Seifenwurzel in Scheiben von 1-3 cm Durchmesser im Handel vor, riecht schwach aromatisch, schmeckt süßlich-mehlig, etwas scharf und anhaltend kratzend und enthält Saponin. Sie wird in Griechenland besonders gegen Kleienkopfgrind gebraucht.

Gyralbewegung, s. Kreiselbewegung.

Gyrantes, taubenartige Vögel.

Gyrenbad, zwei Bäder im schweizer. Kanton Zürich: 1) Das äußere G., über Turbenthal (Station der Eisenbahn Winterthur-Wald), am südlichen Abhang des Schauenbergs (720 m), hat ein klares, geschmack- und geruchloses Wasser von 10° C., das kohlensaure Kalk- und Talkerde, Eisenoxyd, Kieselerde und kohlensaures Gas enthält, und wird gegen Rheumatismen, Nervenkrankheiten, Krämpfe, Lähmungen, chronische Hautausschläge und Hämorrhoidalbeschwerden benutzt. - 2) Das innere G. liegt am Fuß des Bachtel, 2 km im NO. von Hinweil (Station der Eisenbahnlinie Effretikon-Hinweil), 781 m ü. M., und wird für aluminös und wirksam gegen Gelb- und Wassersucht, Ruhr, Leber- und Milzverstopfung gehalten.

Gyri (lat.), die erhabenen Gehirnwindungen.

Gyrinidae (Taumelkäfer), Familie aus der Ordnung der Käfer, s. Wasserkäfer.

Gyrogoniten, s. Characeen.

Gyrometer (griech., "Drehungsmesser"), Instrument zum Messen der Umdrehungsgeschwindigkeit rotierender Körper, namentlich der Wellen von Maschinen. Solche Messungen werden vorgenommen, um den Maschinenführer zu kontrollieren oder um diesem den Anhalt zu selbstthätigem Eingreifen in die Regulierung der Maschine zu geben, ferner zur Beurteilung der Güte eines Regulators; endlich dienen sie auch auf Seedampfern als Maßstab für die Schiffsgeschwindigkeit. Das Donkinsche G. benutzt ein rotierendes Gefäß mit Quecksilberfüllung, dessen Oberfläche unter Einwirkung der Zentrifugalkraft die Gestalt eines Rotationsparalleloids ^[richtig: Rotationsparaboloids] annimmt. Das G. von Reuleaux ist eine Verbesserung des Donkinschen. Bei dem G. von Brown (s. nebenstehende Figur) wird der aus Eisenrohr gebildete Arm a mit Quecksilber gefüllt, welches im Ruhezustand in dem mittlern Glasrohr b auf gleiches Niveau steigt, bei der Rotation aber fällt, während in dem obern Gefäß c eine nur geringe Erhebung des Spiegels stattfindet. Der Arm d dient nur als Gegengewicht. Das Strophometer von Elliot Brothers in London hat viel Ähnlichkeit mit einem Porterschen Dampfmaschinenregulator; durch einen Zeiger wird auf einem Zifferblatt die Geschwindigkeit angezeigt. Andre G. zeichnen automatisch auf einem beweglichen Papierstreifen die Geschwindigkeit mit Bleistift auf. Bei dem Hydrogyrometer von Weir wird das im Ruhezustand gleiche Niveau des in zwei kommunizierenden Röhren befindlichen Wassers durch eine kleine Propellerschraube gestört, und die entstehende Niveaudifferenz, welche durch einen Schwimmer die Bewegung des Bleistifts bewirkt, führt zur Beobachtung der Geschwindigkeit. Verwandt ist das auf dem Luftwiderstand beruhende G. von Harding und Willis, bei welchem in einem Gehäuse durch Rotation eines Flügelrades eine kreisförmige Bewegung der darin enthaltenen Luftmenge veranlaßt wird, die auf ein konaxial gegenüberstehendes, durch eine Spiralfeder zurückgehaltenes Flügelrädchen größern oder geringern Druck ausübt und für jede Geschwindigkeit einen bestimmten Gleichgewichtszustand desselben herstellt, welcher durch einen Zeiger beobachtet wird. Ähnlichen Zwecken wie die G. dienen die Tourenzähler, s. Zählapparate.

^[Abb.: Browns Gyrometer.]

Gyroskop (griech.), ein von Foucault erdachter Apparat, um die Rotation der Erde direkt nachzuweisen. Er besteht im wesentlichen aus einem kreisförmigen Ring von Bronze, der innerhalb eines Metallkreises so aufgestellt ist, daß seine Achse einen Durchmesser des letztern bildet. Der auf dieser Achse senkrechte Durchmesser wird durch zwei scharfe, in derselben geraden Linie liegende Schneiden auf dem äußern Umfang desselben Kreises bezeichnet. Die Schneiden sind so gerichtet, daß, wenn sie nach unten liegen, die Ebene des Kreises und die Achse des Ringes horizontal sind. In dieser Lage wird der Ring auf eine besondere Vorrichtung gebracht, um ihm eine große Rotationsgeschwindigkeit zu geben. Sobald diese erzielt worden, bringt man den Kreis mit dem Ring in einen andern Apparat so, daß die beiden Schneiden in einen vertikalen Kreis zu liegen kommen, der an einem Faden ohne Torsion aufgehängt ist und unten sehr leicht auf einer scharfen Spitze ruht. Durch kleine verschiebbare Gewichte bringt man den Schwerpunkt des Systems in die Verlängerung des Aufhängefadens, so daß nun die Schwerkraft weder auf die Umdrehungsbewegung des Ringes um die Achse seiner Figur noch auf das ganze System einen Einfluß ausübt und die Umdrehungsebene des Ringes in der anfänglichen Lage unverändert erhalten wird. Der Ring nimmt nun nicht mehr an der täglichen Umdrehung der Erde teil, und die daraus hervorgehende relative Verrückung läßt sich durch das Mikroskop oder mittels eines passend angebrachten langen Zeigers deutlich erkennen.

Gyrotrop (griech.), s. Stromwender.

Gyrovagen (lat., "Landstreicher"), Mönche, die ihre Klöster verlassen hatten und vorgeblich als Büßer vagabundierten (Circumcellionen). Vgl. Donatisten.

Gyrowetz, Adalbert, Komponist, geb. 19. Febr. 1763 zu Budweis in Böhmen, begann zu Prag das Studium der Rechte, wandte sich dann aber der Musik ausschließlich zu und ließ sich, nachdem er in Neapel unter Salas Leitung gründliche kontrapunktische Studien gemacht, in Wien nieder, wo er 1786 von Mozart in kollegialischer Weise beim Publikum als Komponist eingeführt wurde. Als solcher entfaltete er in der Folge eine ungemeine Fruchtbarkeit, doch konnten seine auf den Geschmack des großen Publikums berechneten Arbeiten weder auf der Bühne noch im Konzertsaal zu dauernder Beliebtheit gelangen. G. starb 15. Aug. 1849 in Wien, wo er von 1804 an als Kapellmeister am Hoftheater gewirkt hatte. Seine Selbstbiographie erschien Wien 1804.

Gysis, Nikolaus, griech. Maler, geb. 20. April 1842 auf der Insel Tinos, erhielt Zeichenunterricht in Athen, absolvierte daselbst die polytechnische Schule und ging 1865 mit einem königlichen Stipendium nach München, wo er sich auf der Akademie der Ma-^[folgende Seite]