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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Habern - Habichtswald

Domenicus H.s (geb. 1720, gest. 1787), der sich als Mitarbeiter an der "Allgemeinen Welthistorie im Auszuge" (27 Bde., Halle 1767-90) rühmlich bekannt gemacht hat, studierte in Helmstedt die Rechte und wurde 1782 Professor des deutschen Staatsrechts in Erlangen, wohnte dem Kongreß in Rastatt bei und wurde nach Errichtung des Königreichs Westfalen zum Mitglied der Reichsstände und der Gesetzkommission ernannt. Er starb 16. Aug. 1808 zu Helmstedt. Nächst seiner "Pragmatischen Geschichte der neuesten kaiserl. Wahlkapitulation (Lpz. 1792; nebst Anhang, 1793) und dem "Handbuch des deutschen Staatsrechts" (2. Aufl., 3 Bde., Berl. 1797) begründete er seinen Ruf besonders durch das "Deutsche Staatsarchiv" (16 Bde., Braunschw., Tüb. und Helmst. 1796-1808).

Karl Ludwig H., des vorigen Sohn, geb. zu Erlangen 25. Juli 1784, studierte in Helmstedt die Rechte, wurde 1814 Kreisamtmann in Hassenfelde bei Blankenburg, 1824 aber infolge einer Kriminaluntersuchung abgesetzt und mit Gefängnis bestraft, Nach seiner Begnadigung (1828) lebte er in Potsdam, wo er 4. Jan. 1858 starb. H. hat unter den Namen H. Melindor, C. Riedtmann, Mandien, Niemand, meist aber unter dem Namen H. E. R. Belani zahlreiche histor., ethnogr. und biogr. Romane veröffentlicht.

Habern, czech. Habry (lat. Mons fagi), Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Časlau in Böhmen, rechts der kleinen Sazawa an der Wien-Prager Reichsstraße, Sitz eines Bezirksgerichts (212,92 qkm, 33 Gemeinden, 51 Ortschaften, 16157 meist czech. kath. E.), hat (1890) 1728 czech. E., Post, Telegraph, Schloß des Grafen Franz von Salm-Reifferscheid sowie vorwiegend Landwirtschaft. Urkundlich wird der Ort schon im 13. Jahrh. genannt.

Habesch, soviel wie Abessinien (s. d.).

Habeschiat, altarab. Name, der nach Glaser auf den Inschriften aus vorchristl. Zeit in Südarabien häufig auftritt und einen um das 3. Jahrh. v. Chr. nach Afrika ausgewanderten semit. Stamm bezeichnet, von dem die Abessinier abstammen.

Habicht, eine Familie der Tagraubvögel, welche sich von den Edelfalken durch kürzere und abgerundetere Flügel unterscheidet, die kaum bis zur Hälfte des Schwanzes reichen und an denen die dritte und vierte Schwingfeder unter sich fast gleich lang, aber weit länger als die zweite sind, welche wieder über die erste bedeutend vorragt. Die zu dieser Familie gehörigen Vögel haben hohe Beine und stark gekrümmten, aber zugleich zusammengedrückten Schnabel. Sie bewohnen vorzüglich große Wälder, zeigen in ihrem Fluge mehr ein pfeilschnelles Schießen in niedrigern Regionen und ergreifen die Beute im Fliegen und im Sitzen. Besonders heißt H. (Astur) eine Gattung, bei welcher der Zahn des Oberkieferrandes der Spitze genähert, die Nasenlöcher oval, die Flügel die Hälfte des Schwanzes wenig überragend und die Läufe dick, verhältnismäßig kurz und breit geschildet sind. Zu ihr gehört der Hühnerhabicht (Astur palumbarius Gessner; s. Tafel: Falken, Fig. 5), welcher fast ganz Europa bewohnt, auch in Asien und Afrika angetroffen worden ist und als ein listiger und verwegener Räuber, welcher dem Hofgeflügel und Federwild bis zum Auerwild vielen Schaden zufügt, sehr verfolgt wird. Das Männchen mißt etwa 60 cm in der Länge, ist an Kopf, Hals, Mantel und Schwanz oberseits dunkel aschfarben, teils ins Bläuliche, teils ins Braune ziehend, an der Kehle weiß und braun gestrichelt und hat einen breitgebänderten Schwanz, hochgelbe Füße und glänzend schwarze Krallen. Der Hühnerhabicht horstet auf hohen Bäumen und legt im April vier grünlichweiße Eier. In England hat man wieder angefangen, ihn zur Jagd abzurichten. Der Finkenhabicht wird jetzt als Sperber (s. d.) als besondere Gattung von dem H. unterschieden.

Habicht, Ludw., Romanschriftsteller, geb. 23. Juli 1830 zu Sprottau, trat zuerst in das Bureau eines Rechtsanwalts, widmete sich aber später dem Sprachunterricht und schließlich schriftstellerischer Thätigkeit. 1857 siedelte H. nach Dresden, später nach Berlin über; seit 1881 lebt er in Italien, abwechselnd in Sorrent und Bordighera. Von seinen Romanen und Novellen sind zu nennen: "Der Stadtschreiber von Liegnitz" (3 Bde., Bresl. 1865; 2. Aufl. 1881), "Zwei Höfe" (3 Bde., ebd. 1870), "Vor dem Gewitter" (4 Bde., Hannov. 1873), "Schein und Sein" (5 Bde., Jena 1875), "Auf der Grenze" (4 Bde., Bresl. 1879), "Der rechte Erbe" (ebd. 1879), "Wille und Welt" (3 Bde., Lpz. 1883), "Im Sonnenschein" (3 Bde., Bresl. 1885), "Am Gardasee" (Lpz. 1890). Eine Sammlung seiner Novellen erschien u. d. T. "In guten Händen" (Berl. 1880).

Habichtsbrust oder Hahnenbrust, eine fehlerhafte Brustform des Pferdes, die darin besteht, daß der Habichtsknorpel in abnormer Weise vor der Brust eine kammartige, ziemlich scharfe Hervorragung bildet. Die H. ist in der Regel kein erheblicher Gebrauchsfehler. (S. auch Gänsebrust.)

Habichtschwamm, s. Hydnum.

Habichtseule (Syrnium uralense Pall.), Uraleule, ein 65-68 cm langer, über 1 m klafternder Raubvogel aus der Familie der Eulen (s. d.), mit weißgrauem, oben dunklerm, weiß geflecktem, unten hellerm, dunkel längsgeflecktem Gefieder. Die Flügel- und Schwanzfedern sind bräunlich und haben hellere Binden. Die H. bewohnt Mittelasien, Sibirien und Osteuropa; sie verfliegt sich nur selten nach Deutschland.

Habichtsfliege (Dioctria), Gattung der Raubfliegen (s. d.), von schlanker Statur und ziemlicher Größe, finden sich im Gras, unter Hecken u. s. w. und sind besonders thätige Räuber. Von den etwa 30 deutschen Arten ist eine der häufigsten die ölandische H. (Dioctria oelandica L.), glänzendschwarz mit gelbem Gesicht, rostfarbenen Beinen und rauchbraunen Flügeln. Gegen 15 mm lang. Eine andere Art (Dioctria linearis Fab., s. Abbildung auf Textfigur zum Artikel Fliegen, Bd. 6, Fig. 10) wird 10-11 mm lang, ist schwarzglänzend, auf dem Hinterleib mit gelbroten Flecken und Binden.

Habichtsknorpel oder Brustbeinschnabel (Manubrium sterni), beim Pferde der am vordern Ende des Brustbeins befindliche Knorpelfortsatz. Derselbe findet sich auch bei einigen andern Säugetieren, ist dort aber weniger ausgeprägt. Anatomisch ist er gleichbedeutend mit dem vordersten Teil des Brustbeins des Menschen.

Habichtskorb (Jägerspr.), s. Stoß.

Habichtskraut, s. Hieracium.

Habichtslehn, s. Falken (Bd. 6, S. 539 a).

Habichtswald, ein zum hess. Berglande gehöriger Bergrücken im W. und SW. von Cassel längs der Fulda, besteht aus einer Kette durch schmale Thäler voneinander getrennter Berge, deren Kuppen der Winterkasten oder Karlsberg (523 m), das Hohe Gras (595 m) u. s. w. genannt werden.