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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hiel - Hierarchie

Schönheit bekannte Thal Radmer (927 E.), mit kaiserl. Jagdschloß, ab und nahe dabei befindet sich der schöne Leopoldsteiner See.

Hiel, Emanuel, vläm. Dichter, geb. 30. Mai 1834 zu Dendermonde in Ostflandern, war zuerst Buchhändler, trat aber später in die Steuerverwaltung und erhielt dann eine Stelle im Ministerium des Innern. Er wurde 1867 Professor der niederländ. Deklamation am Konservatorium zu Brüssel, 1869 zugleich Bibliothekar des königl. Industriemuseums daselbst. H.s erste lyrische Publikation: "Looverkens by onze stambroeders de Hoogduitschers geplukt ("Blätter bei unsern Stammbrüdern den Hochdeutschen gepflückt", Brüss. 1859), zeigte schon die Tendenz einer möglichst engen Annäherung des vläm. Stammes an das Deutschtum. Außerdem übertrug er ins Vlämische "Ella", Lustspiel von Wolfg. Müller von Königswinter (Gent 1864) sowie das Monodram "Fornarina" von Franz Kugler (Denderm. 1867), ferner "Dora" von Tennyson (Antw. 1871) und mehreres aus dem Französischen. Von seinen Originaldichtungen sind zu nennen die Kantate "De Heldenstam" (Gent 1859), die preisgekrönte Hymne "De Wind" (Brüss. 1864) und die Oratorien "Lucifer" und "De Schelde", beide von Benoit in Musik gesetzt. Ahnliche Dichtungen sind: "Isa" (Antw. 1865) und "Ala Hassan" (ebd. 1869), das Deklamatorium "Breidel en de Coninc" (ebd. 1876) und das lyrisch-dramat. Gedicht "Jacobea van Beieren" (ebd. 1867; neue Ausg. in 4 Bdn., 1880). Wichtiger als diese dramatischen sind H.s lyrische Dichtungen: "Nieuwe Liedekens" (Gent 1861), "Gedichten" (ebd. 1863), "Gedichten" (Arnheim 1868), "De liefde in het leven" (Antw. 1871), "Historische Zangen en vaderlandsche liederen" (Rousselaere 1885). Außerdem veröffentlichte er viele litterarhistor. und publizistische Arbeiten und zahlreiche Lieder und Zeitgedichte, meist für vläm. Zeitschriften. Hierher gehören wegen ihres deutschfreundlichen Charakters die 1870 und 1871 in der "Zweep" erschienenen "Duitsche Krijgs- en Vaderlandsliederen". Eine Auswahl seiner Gedichte erschien u. d. T. "Gedichten" als erster Band einer "Nederlandsche Bibliotheek" (Lpz. 1874); eine Sammlung in 3 Bänden (Rousselaere 1885).

Hielgersdorf, s. Hainspach.

Hiemal (lat.), winterlich.

Hiempsal, Sohn des Königs Micipsa von Numidien, wurde 117 v. Chr. von seinem Vetter Jugurtha (s. d.) ermordet.

Hien-föng, Kaiser von China (s. d., Bd. 4, S. 208b bis 210b).

Hienzen (Heanzen), Deutsche im Westen Ungarns, im Wieselburger, Ödenburger und Eisenburger Komitat, die ihrer Sprache nach zum bayr. Stamme gehören und die wohl in den Anfängen der Ansiedelung noch bis in die karoling. Zeit zurückreichen. Sie sind meist katholisch, doch bekennen sich etwa 40 000 H. zur evang. Kirche, deren Stammväter zur Zeit der Gegenreformation aus den Nachbarländern und Anfang des 18. Jahrh. aus Salzburg einwanderten. Die Zahl der H. in den beiden Komitaten Ödenburg und Eisenberg beträgt über 300 000 Seelen. Ihre Mundart erinnert an das Altbayrische, doch ist sie von dem benachbarten österr. Volksdialekt in mancher Hinsicht unterschieden. Die H. betreiben größtenteils Ackerbau und Viehzucht, in den Waldgegenden auch Kohlenbrennerei und allerlei Holzgewerbe, in den Hügelgegenden und Niederungen aber auch Obst- und Weinbau, und gehen in die Fremde auf Wanderarbeit. Vororte des Hienzentums sind: Ödenburg, Güns, Eisenstadt, Oberschützen u. a. Treffliche Schulen zieren die Hienzenorte. - Vgl. Becker, Die Heanzen (in der "Österr. Revue", Bd. 3, 1863); Schwicker, Die Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen (Teschen 1881).

Hiera, Eiland, s. Santorin.

Hieracium L., Habichtskraut, Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen (s. d.) mit gegen 150 Arten, die größtenteils in der nördl. gemäßigten Zone vorkommen. Es sind ausdauernde Kräuter, deren Wurzelstock bald Ausläufer treibt, bald den Winter über ausdauernde Blattrosetten entwickelt. Viele derselben sind in Europa an trocknen und steinigen Abhängen, Ackerrändern, Wegen, auf Triften, in Wäldern und Gebüschen gemein und nur wegen ihrer außerordentlichen Veränderlichkeit von einigem Interesse. Eine einzige europ. Art, H. aurantiacum L., wird wegen ihrer prächtig pomeranzenfarbigen, zu Doldentrauben vereinigten Blumen in den Gärten angepflanzt und hier häufig zu Einfassungen und gruppenweise zur Ausstattung der Rabatten und Felsenanlagen benutzt und durch Ausläufer, Samen oder Wurzeln vermehrt. - Vgl. C. von Nägeli und A. Peter, Die Hieracien Mitteleuropas (Münch. 1885 fg.).

Hierapetra, Ort auf Kreta (s. d.).

Hierapolis, eine auf einer Anhöhe zwischen den Flüssen Mäander (jetzt Menderes) und Lykos (jetzt Yuruksu), bei dem jetzigen Pambuk-Kalessi gelegene, der Kybele heilige Stadt in Großphrygien, war im Altertum berühmt durch heiße, sehr kalkhaltige Quellen und durch die Höhle Plutonium, welche angeblich tödliche Ausdünstungen verbreitete und nur von den Priestern der Kybele ohne Lebensgefahr betreten werden konnte.

Hierarch (grch.), derjenige, der die Grundsätze der Priesterherrschaft der Staatsgewalt oder den Laien gegenüber zu verwirklichen trachtet (s. Hierarchie).

Hierarchie (grch.), eigentlich Herrschaft der Heiligen, bedeutet soviel wie Priesterherrschaft, wobei es gleichgültig ist, ob die Priester unter einem Oberhaupte oder unter mehrern stehen. Bei den Israeliten gab es verschiedene Priesterklassen, von denen jede ihren Vorsteher hatte und deren gemeinsames Oberhaupt der Hohepriester war. Innerhalb der christl. Kirche begegnen uns erst seit dem 2. Jahrh. die Anfänge der Vorstellung von einem christl. Priestertum, welches die Fortsetzung des alttestamentlichen sei, und von einer besondern Geistesbegabung des Priesterstandes (des Klerus, d.h. des Erbteils Gottes) im Unterschiede vom christl. Volk (den Laien). Seit Mitte desselben Jahrhunderts entwickelte sich auch der monarchische Episkopat als das von Christo selbst eingesetzte, von ihm den Aposteln durch feierliche Handauflegung übertragene und dann weiter in gleicher Form und mit gleichen Wirkungen auf die Nachfolger der Apostel bis zum heutigen Tage übergegangene Amt (Lehre von der apostolischen Succession). (S. Bischof.) Seitdem unterschied man drei Kirchenämter: Bischöfe, Presbyter und Diakonen, zu denen später noch die Subdiakonen und verschiedene andere Klassen niederer Kirchendiener traten: Akoluthen, Exorcisten, Lektoren, Ostiarier.

Nach älterer Anschauung sollten alle, welche die Priesterweihe empfangen hatten, einander gleich