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Haïk - Hai-nan
Haïk (arab.), der aus weißem Baumwollstoff verfertigte Überwurf der Frauen in den ehemaligen Barbareskenländern.
Haiminsfeld, von, s. Goldast, Melchior.
Haimo, Angelsachse, kirchlicher Schriftsteller, geb. um 778, war Schüler Alkuins, Mönch zu Fulda, dann Lehrer zu Hersfeld und von 840 bis
zu seinem Tode 853 Bischof von Halberstadt. Seine zahlreichen theol. Schriften, die ihn als kenntnisreichen und für damalige Zeit unbefangenen Geistlichen
ausweisen, finden sich bei Migne, Patrologiae cursus completus. Series II, patres latini, Bd. 116–118 (Par. 1844–55; 2. Aufl.
1873 fg.).
Haimon (Hämon), Sohn des Kreon, des Königs von Theben, der Verlobte der
Antigone (s. d.).
Haimonskinder, die vier Kinder Haimons oder Aymons, Grafen von Dordogne, Adelhart, Ritsart, Witsart und Rainald von Montalban (Alard,
Richard, Guichard und Renaut de Montauban), sind, vornehmlich der letztere, die Haupthelden einer der bekanntesten Sagen des karoling. Sagenkreises, welche deren
Kämpfe mit ihrem Lehnsherrn Karl d. Gr. zum Gegenstande hatte und ursprünglich Frankreich angehört. In ihrem geschichtlichen Kern führt die Sage auf den heil.
Reinoldus (gest. um 750) zurück, auf Eudo, König von Vasconien und Karl Martell, dessen Stelle in der Dichtung Karl d. Gr. einnimmt (vgl. Longnon,
Les quatre fils Aymon, in der «Revue des Questions historiques» , Bd. 25). Die erste
bekannte dichterische Bearbeitung des Gegenstandes ist die altfranz. Chanson de Geste «Renaut de Montauban» (hg. von Michelant,
Stuttg. 1862) aus dem 12. Jahrh. Wie andere Gedichte wurde auch das von den H. in Prosa aufgelöst und zum Volksbuche, zuerst gedruckt in Lyon 1493. Eine deutsche
Übersetzung dieses franz. Buchs erschien 1535 zu Simmern. Das gangbare deutsche Volksbuch aber: Schöne Historie von den vier H. samt ihrem Roß Bayart u.s.w., über
das Görres' Schrift "Die deutschen Volksbücher" (Heidelb. 1807) ausführlich spricht und das Tieck in «Peter Lebrechts Volksmärchen» (Bd. 2) bearbeitet hat, ist
aus dem Niederländischen hervorgegangen und stimmt mit dem niederländ. Volksbuche von den vier Hemskindern (Antw. 1619)
überein, wie denn auch der deutsche Rainald von Montalban (hg. von Pfaff in der «Bibliothek des Litterarischen Vereins», Stuttg. 1886) aus dem Niederländischen im
15. Jahrh, übertragen ist. Neue Bearbeitungen enthalten die Deutschen Volksbücher von Simrock (Heft 9, Frankf. a.M. 1845), Marbach (Heft 9, Lpz. 1838) und Schwab
(Stuttg. 1859 u.ö.). Eine engl. Bearbeitung erschien 1554 (London), eine spanische 1536 u.ö.
Haimos (Hämus), Sohn des Boreas und der Oreithyia, Gemahl der Rhodope, Vater des Hebros, wird als
König von Thrazien bezeichnet, der aber wie seine Gattin in ein Gebirge verwandelt worden sei, weil sie sich Zeus und Hera genannt hätten.
Hain, Beiname des Todes, s. Hein.
Hain, gehegtes Gehölz von mäßigem Umfang, im Altertum häufig den Göttern und religiösen Ceremonien geweiht und deshalb heilig. – H. ist
auch der Name für die Logen des Druidenordens (s. d.).
Haina, Dorf im Kreis Frankenberg des preuß. Reg.-Bez. Cassel, an der obern Wohra, hat (1890) 890 E., Postagentur, Telegraph, ein
ehemaliges Cistercienserkloster mit gut erhaltener got. Hallenkirche, 1201 gegründet und 1533 zu einem Hospital eingerichtet, eine Bezirkspfleganstalt für
unheilbare männliche Irre. – Vgl. Justi, Das Hospital zu H. (Marb. 1803); Dehn-Rotfelser und Lotz, Die Baudenkmäler im Reg.-Bez. Cassel (Cass. 1870).
Hai-nan (chines. Hai-nan-tao, d.h. See-Süd-Weg, jetzt offiziell
Khiung-tschou-fu), chines. Insel, durch die 15 km breite Hai-nan-Straße von dem südlichsten Teile des festländischen China,
der Halbinsel Lai-tschou, getrennt, ist 34100 qkm groß und hat birnenförmige Gestalt. Die Küsten sind im N. und N. flach, im S. und O. steiler und felsiger, mit
trefflichen Buchten. Das Innere wird von SW. gegen NO. von einem Wutschi-schan («Fünf-Finger-Berg») genannten, bis zu 2000 m hohen, hauptsächlich granitischen
Gebirge durchzogen, aus dem über 100 Gipfel emporragen. Die Bewässerung geschieht durch etwa 100 größere und kleinere Flüsse, von denen die bei Khiung-tschou und
unterhalb Wön-tschang mündenden für flachkielige Boote schiffbar sind. Der Boden ist sehr fruchtbar, namentlich in der westl. Hälfte. Die
Flora ist eine tropische, der hinterindischen nahe stehende. Kokos- und Betelpalmen gedeihen in Menge; Kulturpflanzen sind
Reis, Indigo, Zuckerrohr, Baumwolle, Tabak sowie viele Gemüse- und Obstarten (Litschibaum [Nephelium], Ananas). Die Wälder
liefern vortreffliches Holz in Menge (Adlerholz, Lack). Die Fauna ist wenig erforscht, die meisten bekannten Arten stimmen mit
südchinesischen oder indischen überein. Von 24 Arten Säugetieren ist nur ein Hase der Insel eigentümlich, von 130 Arten Landvögeln nur 20 und von 42 Arten
Wasservögeln gar keine. Das Meer bietet längs der Küste großen Fischreichtum (auch Walfische). Honig und Wachs wird durch Bienenzucht erhalten. Außerdem finden
sich in H. Kupfer, Gold, Silber und mehrere Edelsteinarten, an der Küste wird Seesalz gewonnen. Das Klima ist heiß, wird aber
durch die Seewinde abgekühlt. Die flachen Niederungen im mittlern Teile gelten für ungesund; die höhern Gegenden sind gesünder. Wirbelstürme suchen häufig die
Küsten, Erdbeben öfter das Innere heim. Die Bevölkerung, gegenwärtig auf etwa 2 Mill. geschätzt, besteht zu mehr als der
Hälfte aus eingewanderten Chinesen. Die Ureinwohner, Li genannt, wohnen teils unabhängig im unbekannten Innern, teils in der Nähe der Chinesen. Sie sind ihrer
Sprache nach mit den Lao, Siamesen und Lolo des südl. China verwandt, doch sollen einige Stämme im Innern (die eigentlichen Ureinwohner) anderer Abkunft sein.
H. gehört zur Provinz Kwang-tung und wird zusammen mit der Halbinsel Lai-tschou von einem Tao-tai verwaltet, der seinen Sitz in Khiung-tschou hat. Die Insel, als
Bezirk Khiung-tschou-fu genannt, zerfällt in 3 Unterbezirke, Tan-tschou im NW., Jai-tschou (Ai-tschou, Ngai-tschou) im S. und Wan-tschou im SO. mit den
gleichnamigen Städten. Die Hauptstadt, Khiung-tschou, ist von einer hohen Mauer umgeben und soll 40000 E. haben, die sich hauptsächlich durch Handel und Gewerbe
(Kokosschnitzerei) ernähren. In der Nähe eine kath. Mission. Der Hafen, Hoi-hau, d.h. Seemündung, liegt 6 km im N. der Stadt, hat besondere Verwaltung und ein
Fremdenzollamt. Er ist vertragsmäßig seit
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 658.