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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Haligeneia; Haligraphie; Halikarnassos; Halirsch

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Haligeneia - Halirsch.

werden sollte. Seine darauf vom Unterhaus verlangte Entlassung lehnte der König entschieden ab; vielmehr wurde H. zum Geheimsiegelbewahrer und 1682 zum Marquis ernannt. Nachdem aber der Herzog (nun Jakob II.) 1685 zur Krone gelangt war, war H., jetzt Präsident des Geheimen Rats, durchaus nicht mit allen Maßregeln Jakobs einverstanden und wurde deshalb 21. Okt. 1685 entlassen. Er ging nun zur Opposition über, ward 1688, als Wilhelm von Oranien gelandet war, als königlicher Kommissar in dessen Lager gesandt, suchte eine Vermittelung zwischen Jakob und Wilhelm anzubahnen, schloß sich aber, als dies durch den Fluchtversuch des Königs vereitelt war, an Wilhelm III. an, präsidierte während der Konvention im Oberhaus und wirkte für die Übertragung der Krone an Wilhelm III. Er wurde 1689 Siegelbewahrer und blieb Sprecher des Oberhauses, resignierte aber Anfang 1690 und starb 1695. H. war unter allen Staatsmännern seiner Zeit vielleicht der intelligenteste und begabteste, wenn auch nicht der zuverlässigste und gewissenhafteste.

2) Charles Montague, Graf von, vierter Sohn des Grafen George von Northumberland, engl. Dichter und Staatsmann, geb. 16. April 1661, wurde, für den geistlichen Stand bestimmt, zu Westminster erzogen, studierte in Cambridge besonders unter Newtons Leitung und knüpfte eine enge Freundschaft mit dem Dichter Matthew Prior, mit dem er gemeinschaftlich 1687 eine Parodie auf Drydens "Hind and panther" schrieb, die sehr beifällig aufgenommen wurde. Der Graf von Dorset führte ihn in die politischen und schöngeistigen Kreise Londons ein und verschaffte ihm 1688 einen Sitz im Unterhaus, wo sich H. den Whigs anschloß und durch sein ungemeines Rednertalent bald eine leitende Rolle spielte. Im März 1692 ward er zum Kommissar des Schatzamtes ernannt, und 1694 wurde hauptsächlich durch seinen Einfluß die Gründung der englischen Bank durchgesetzt. Zum Schatzkanzler (Finanzminister) ernannt, stellte er den gesunkenen Staatskredit wieder her und beseitigte das früher ständige Defizit im Budget des Staats. 1697 wurde er erster Lord des Schatzes, bald darauf einer der drei Lord-Justices, die in Wilhelms Abwesenheit die Regentschaft führten. Als indes 1698 die Opposition bei den Wahlen die Majorität im Unterhaus gewann, verlor er im Parlament allen Einfluß und mußte 1699 das Schatzkanzleramt niederlegen. Er ließ sich 1700 zum Baron H. ernennen und trat ins Oberhaus. 1701 wurde er mit andern Führern der Whigs vom Unterhaus in Anklagezustand versetzt, von den Lords aber freigesprochen. Unter Königin Anna verlor er seine Ämter, trat aber infolge der Wahlen von 1705 wieder in die Regierung, schloß sich an Marlborough an, war für die Union Schottlands mit England 1706 und für die Sicherung der hannöverschen Erbfolge thätig, wurde nach Georgs I. Thronbesteigung 1714 zum Grafen von H. und ersten Kommissar des Schatzes ernannt; starb 19. Mai 1715. Seine poetischen Werke (gesammelt Lond. 1715) erheben sich nicht über die Mittelmäßigkeit. Dagegen war H. ein Staatsmann ersten Ranges, vor allem in finanziellen Fragen, und hat sich auch durch Begünstigung und Beschulung von Dichtern und Gelehrten, namentlich Newtons, große Verdienste erworben.

3) Sir Charles Wood, Viscount von, brit. Staatsmann, geb. 20. Dez. 1800, ältester Sohn des Baronets Sir Francis Lindley Wood, studierte zu Oxford, trat in seinem 26. Jahr ins Unterhaus, ward als Privatsekretär seines Schwiegervaters, des Grafen Grey, welcher 1830 Premierminister geworden war, in die Regierungsgeschäfte eingeführt und 1832, nach Annahme der Reformbill, Sekretär des Schatzamtes. Nachdem er noch einige Zeit das Amt eines Sekretärs der Admiralität bekleidet hatte, erlangte er 1846 in Lord Russells Ministerium als Kanzler der Schatzkammer einen Sitz im Kabinett, rief indes durch seine Finanzverwaltung vielfache Angriffe hervor und trug dadurch nicht wenig zur Diskreditierung der Whigregierung bei. Er war dann nacheinander Präsident des ostindischen Kontrollamtes im Ministerium Aberdeen (1852), erster Lord der Admiralität im Koalitionsministerium Palmerstons (1854), Staatssekretär für Indien im zweiten Ministerium Palmerstons (1859) und Geheimsiegelbewahrer im Ministerium Gladstone vom Juli 1870 bis zu dessen Auflösung 1874. Schon 1866 war er zur Peerswürde erhoben worden; den Titel eines Viscounts H. erhielt er nach der Wählerschaft, die er eine lange Reihe von Jahren im Unterhaus vertreten hatte. Er starb 8. Aug. 1885. Eine Skizze seines Charakters s. in "Political portraits", S. 254 ff. (Lond. 1873).

Haligeneia (auch Pontogeneia, griech.), die Meergeborne, Beiname der Aphrodite.

Haligraphie (Halographie, griech.), Beschreibung von Salzwerken.

Halikarnassos, im Altertum angesehene Stadt in Karien, an der Nordküste des Keramischen Meerbusens, von Doriern aus Trözen gegründet, mit zwei Häfen, mehreren starken Citadellen, deren stärkste Salmakis war, herrlichen Tempeln und dem berühmten Mausoleum, einem der sieben Wunder der Welt. H. gehörte früher zur dorischen Hexapolis, ward aber infolge eines bei dem Bundesfest entstandenen Zwistes ausgestoßen. Zur Zeit der persischen Herrschaft schwang sich Lygdamis daselbst zum Tyrannen auf, dessen Nachkommen nach und nach die Herrschaft über ganz Karien sich aneigneten. Unter ihnen ist Mausolos, Gatte und Bruder der Artemisia, der bekannteste, nach dessen Tod (353) letztere das erwähnte Mausoleum (s. d.) erbaute. 334 v. Chr. vermochte Alexander d. Gr. zwar die Unterstadt einzunehmen, nicht aber die Burg Salmakis, wo sich die Perser unter Memnon hielten. Seitdem erholte sich H. nicht wieder. H. war Vaterstadt der Geschichtschreiber Herodot und Dionysios sowie der Dichter Hekatäos und Kallimachos. An derselben Stelle wurde von dem Großmeister der Johanniterritter, Philibert de Raillac, zu Anfang des 15. Jahrh. eine dem heil. Petrus geweihte Citadelle, Petronion, gegründet, woraus der jetzige Name Budrun entstand. Die Erforschung der Ruinen verdankt man besonders L. Roß und Newton. Vgl. Newton, History of discoveries at Halicarnassus (Lond. 1862).

Halirsch, Ludwig, Dichter, geb. 7. März 1802 zu Wien, machte seit 1819 daselbst seine Studien und trat nach Vollendung derselben 1823 in den Staatsdienst. Als Beamter des Hofkriegsrats 1831 nach Italien versetzt, starb er bereits 19. März 1832 in Verona. Freund und Gesinnungsgenosse der Dichter Auersperg, Bauernfeld, Feuchtersleben u. a., erscheint H. in seinen zum großen Teil in Taschenbüchern etc. zerstreuten poetischen Arbeiten als eins der bedeutendsten Talente Österreichs, das aber infolge eines zu frühen Todes nicht zu voller Entwickelung gelangte. Wir nennen: "Petrarca", Drama (Leipz. 1824); "Die Demetrier", Trauerspiel (das. 1824); "Novellen und Geschichten" (Brunn 1827); "Der Morgen auf Capri", dramatisches Gedicht (Leipz. 1829); "Balladen und lyrische Gedichte" (das. 1829);