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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Harzbeulen; Harzburg; Harze

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Harzbeulen - Harze.

zwar der größere Teil des Oberharzes, der zum Fürstentum Grubenhagen gehörte, ausschließlich in braunschweig-lüneburgischem Besitz, die vier Bergstädte Zellerfeld, Wildemann, Grund und Lautenthal nebst dem Rammelsberg, von welchem nur noch ein unbedeutender Anteil der Reichsstadt Goslar gehörte, dagegen im gemeinsamen Besitz der lüneburgischen und wolfenbüttelschen (später herzoglich braunschweigischen) Linie. Durch den Rezeß von 1788 aber trat Wolfenbüttel seinen Anteil an der Landeshoheit des gemeinschaftlichen oder Kommunion-Oberharzes gegen drei Siebentel aller braunschweigischen Forste am H. ab, und es blieben nur Berg- und Hüttenwerke des deshalb sogenannten Kommunion-Unterharzes (besser Kommunion-Vorharzes): der Rammelsberg mit seinen zugehörigen Hütten, die Eisengruben am Iberg bei Grund, am Schweinsrücken bei Klingenhagen und im Gegenthal bei Seesen nebst der Eisenhütte von Gittelbe und der Saline Juliushall in Harzburg, im gemeinsamen Besitz und zwar so, daß das jetzt depossedierte lüneburgische Haus vier Siebentel, das herzogliche drei Siebentel des Ertrags erhielt. Infolge einer 1874 getroffenen Übereinkunft zwischen Preußen und Braunschweig hat letzteres seine ehemaligen Hoheitsrechte im Gebiet des Kommunionharzes aufgegeben. Vom Unterharz gehören zwei Parzellen zur Provinz Hannover: das grubenhagensche Elbingerode und die Grafschaft Hohnstein. Zum Herzogtum Braunschweig gehören Kloster Walkenried, ein schmaler Streifen von da zum Brocken und getrennt davon die Grafschaft Blankenburg. Auch hier wird, neuerlich durch Privathand, ziemlich ausgedehnte Eisenindustrie betrieben. Rübeland bei Elbingerode, dem sich auf preußischem (früher hannöverschem) Gebiet Rothehütte an die Seite stellt, Hüttenrode, Wieda, Zorge sind unter anderm hier zu nennen. In das östliche Dritteil des Harzes teilen sich Preußen und Anhalt, welch letzterm Ballenstedt und Harzgerode gehören, während Preußen die Besitzungen des alten Stifts Quedlinburg und des Bistums Halberstadt sowie die früher sächsischen Anteile nebst der Hoheit über die Grafschaft Stolberg innehat.

Vgl. Zimmermann, Das Harzgebirge (Darmst. 1834, 2 Bde.); Brederlow, Der H. (2. Aufl., Braunschw. 1851); Spieker, Der H., seine Ruinen und Sagen (2. Aufl., Berl. 1856); Pröhle, Harzsagen (2. Aufl., Leipz. 1886); Günther, Der H. in Geschichts-, Kultur- und Landschaftsbildern (Hannov. 1885); "Wegweiser" in Meyers Reisebüchern (8. Aufl., das. 1885); v. Groddeck, Abriß der Geognosie des Harzes (2. Aufl., Klausth. 1883); Hampe, Flora hercynica (Halle 1875); Hautzinger, Der Kupfer- und Silbersegen des Harzes (Berl. 1877); Hoppe, Die Bergwerke etc. im Ober- und Unterharz (Klausth. 1883); "Höhenschichtenkarte des Harzgebirges" (1:100,000, offiziell, Berl. 1882); Lossen, Geognostische Übersichtskarte des Harzes (1:100,000, das. 1882).

Harzbeulen, s. Harzfluß.

Harzburg, Kollektivname für die zusammenhängenden Orte Neustadt, Bündheim und Schlewecke im braunschweig. Kreis Wolfenbüttel, 246 m ü. M., an der Radau, Endstation der Linie Wolfenbüttel-H. der Braunschweigischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, ein Solbad (Juliushall), eine Heilanstalt für skrofulöse Kinder, 2 medizinische Heilanstalten, besonders für Frauenkrankheiten, ein herzogliches Gestüt, jährliche große Pferderennen des Harzburger Rennvereins, große Steinbrüche, Holzschleifereien und Pappenfabrikation, eine Makkaronifabrik, eine Fabrik des Juliushaller Sauerbrunnens und (1885) 5050 evang. Einwohner. Die Solquelle, welche durch eine sogen. Kunst in der Nähe des Bades zu Tage gefördert und in die Bäder geleitet wird, enthält 6-7 Proz. feste Bestandteile, d. h. in einem Eimer Sole etwa 700 g Salz oder auf 1000 Gewichtsteile 66,555 Chlornatrium, 0,405 Chlorkalium, 1,100 schwefelsaure Magnesia, 0,840 schwefelsauren Kalk, 0,900 Chlormagnesium und Spuren von Eisenoxyd. Die Temperatur beträgt 11,2-12,5° C. Die Sole wird auch innerlich in Quantitäten von 10-35 g, mit Selterwasser vermischt, verordnet. Außerdem werden Fichtennadel-, Kräuter- und alle künstlichen Mineralbäder bereitet und sind zwei Molkenanstalten vorhanden. Die Zahl der eigentlichen Kurgäste belief sich 1885 auf 4700. Die reizende Lage in einem nur nach N. geöffneten, von hohen Bergen begrenzten Thal wie der herrliche Buchenwald haben H. zugleich zu einem Luftkurort ersten Ranges gemacht. Östlich von H. liegt der 463 m hohe Große Burgberg mit den geringen Resten der Harzburg, dabei ein Hotel und die dem Fürsten Bismarck 1877 zu Ehren errichtete Canossasäule mit dem Medaillonbild des Kanzlers und der Aufschrift: "Nach Canossa gehen wir nicht!" Andre besuchte Punkte der Umgegend sind: das Molkenhaus, die Muxklippe, der Radaufall etc. - Der Sage nach soll in der Urzeit auf dem Großen Burgberg eine Opferstätte des Götzen Krodo gewesen sein, dessen angeblichen Altar man noch jetzt in Goslar (s. d.) zeigt. Die Burg H. wurde von Heinrich IV. zwischen 1065 und 1069 erbaut; doch die Sachsen zerstörten das herrliche Schloß, das der Lieblingssitz des Kaisers war, 1074 von ihrem verschanzten Lager auf dem Sachsenberg aus, und Heinrich entrann nur mit Mühe ihren Händen. Nachdem er aber die Sachsen in der Hohenburger Schlacht besiegt hatte, ließ er die Burg sofort neu aufbauen (1076). Neue Empörungen der Sachsen vertrieben ihn abermals von der H., und die Burg sank zum zweitenmal in Trümmer. Ein Jahrhundert später schenkte sie Kaiser Friedrich I. Heinrich dem Löwen, und dieser stellte sie (um 1180) wieder her. In ihr starb wenige Jahrzehnte später sein Sohn, Kaiser Otto IV. (1218), der längere Zeit zurückgezogen dort gelebt. In der Folge sank die H. zur Raubburg herab, ward 1485 vom Herzog Heinrich dem Wunderlichen von Braunschweig erobert und 1650 von Herzog August geschleift. Vgl. Hohnstein, Die H. nach Sage und Geschichte (Braunschw. 1878); Jacobs, Die H. und ihre Geschichte (Harzb. 1885).

Harze (Resinae), aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bestehende Pflanzenstoffe, finden sich weitverbreitet im Pflanzenreich, besonders in tropischen Pflanzen, kommen in allen Pflanzenteilen vor, am reichlichsten aber in den Rinden. Sie fließen als Balsame freiwillig aus oder werden durch Einschnitte, Auskochen mit Alkohol etc. gewonnen. Über ihre Entstehung ist nichts Sicheres bekannt. Sie sind stets Gemenge mehrerer harzartiger Körper und enthalten oft auch ätherisches Öl und andre Stoffe. Je nach der Konsistenz unterscheidet man Hart- und Weichharze; erstere sind hart, spröde, meist geruch- und geschmacklos, letztere lassen sich bei gewöhnlicher Temperatur kneten und zeigen oft charakteristischen Geruch und Geschmack. Ihnen schließen sich die Balsame (s. d.) an, den Hartharzen aber die fossilen oder Erdharze, wie der Bernstein. Innige Gemische von Harzen mit Gummi und ätherischem Öl bilden die in den Pflanzen vorkommenden Gummiharze (s. d.). Die natürlichen H. sind meistens gelb oder braun, amorph oder kristallinisch, durchsichtig oder durchscheinend, vom spez. Gew. 0,9-1,3; manche werden