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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hasenpfötchen - Haslinger.

Dom (Nationalgalerie zu Berlin). Seit 1837 waren die Stoffe seiner Gemälde fast ausschließlich zerfallene Kreuzgänge, Kloster- und Burgruinen. H. starb 13. April 1858 in Halberstadt.

Hasenpfötchen, s. Gnaphalium.

Hasenpoth (lett. Aisputte), Kreisstadt im russ. Gouvernement Kurland, an der Tebber, mit einer lutherischen (aus dem 13. Jahrh.) und einer römisch-kathol. Kirche und (1881) 3444 Einw. Von einer vom Heermeister Dietrich von Grüningen um 1247 erbauten Burg sind nur noch Ruinen vorhanden. H. wurde 1378 gegründet.

Hasenscharte (Labium leporinum), die angeborne Spaltung der Oberlippe des Menschen, eine Bildungshemmung der Lippen und der Kieferbeine. Die H. erscheint häufiger auf der linken Seite, bald allein, bald in Verbindung mit einer Kiefer- und Gaumenspalte (s. d.), in welchem Fall man dann das Übel Wolfsrachen (palatum fissum) nennt. Die Lippenspalte ist gewöhnlich einfach, zuweilen aber auch doppelt (doppelte H.), d. h. auch an der rechten Lippenhälfte vorhanden, und in diesem Fall ragt ein mit der Nasenscheidewand zusammenhängender, aus Knochen und Weichteilen bestehender, verschiedenartig gestalteter Zapfen, welcher bald 2, bald 4 Schneidezähne trägt, von obenher in die breite Lippenspalte herein. Die Mißbildung wird, am besten im vierten bis fünften Monat des ersten Lebensjahrs, operativ beseitigt, der rote Saum der Lippenspalte mit dem Messer oder der Schere weggeschnitten, worauf man die blutenden Ränder durch die Naht vereinigt.

Hasenschlaf, s. Hasenauge.

Hasenstäubling, s. Lycoperdon.

Häser, Heinrich, Mediziner, geb. 15. Okt. 1811 zu Rom als Sohn des Musikschriftstellers und Komponisten Aug. Ferd. H. (gest. 1844 in Weimar), studierte seit 1830 in Jena, praktizierte dann als Arzt in Auma, ließ sich 1836 in Jena als Privatdozent nieder, ward 1839 Professor und Sekundärarzt an der Poliklinik daselbst und ging 1849 als ordentlicher Professor nach Greifswald, wo sich seine Lehrthätigkeit vornehmlich auf allgemeine Pathologie, Arzneimittellehre, spezielle Pathologie und Therapie, Kinderkrankheiten sowie auf Geschichte der Medizin bezog. 1862 wurde er nach Breslau berufen, wo er 13. Sept. 1885 starb. Er schrieb: "Historisch-pathologische Untersuchungen als Beiträge zur Geschichte der Volkskrankheiten" (Dresd. u. Leipz. 1839-41, 2 Tle.); "Die menschliche Stimme" (Berl. 1839); "Bibliotheca epidemiographica" (Jena 1843, 2. Aufl. 1862); "Lehrbuch der Geschichte der Medizin und der epidemischen Krankheiten" (das. 1845; 3. Bearbeitung 1875-82, 3 Bde.); "Geschichte der christlichen Krankenpflege und Pflegschaften" (Berl. 1857); "Die Vaccination und ihre neuesten Gegner" (das. 1854); "Übersicht der Geschichte der Chirurgie" (in Billroths "Deutscher Chirurgie", Stuttg. 1879); "Grundriß der Geschichte der Medizin" (Jena 1884). Er gab auch Gruners "Scriptores de sudore anglico superstites" (Jena 1847) und von 1840 bis 1842 das "Repertorium für die gesamte Medizin" sowie 1840-47 das "Archiv für die gesamte Medizin" heraus und stellte eine "Bibliotheca epidemiographica" (2. Aufl., Greifsw. 1862) zusammen.

Hasköj, Vorstadt (Judenviertel) in Konstantinopel.

Haslach, Stadt im bad. Kreis Offenburg, 222 m ü. M., an der Kinzig und der Linie Offenburg-Singen der Badischen Staatsbahn, hat Seidenzwirnerei, einen Eisenhammer, Holzschuh- und Senffabrikation und (1885) 1784 meist kath. Einwohner.

Hasler (Haßler), Hans Leo, Komponist, geb. 1564 zu Nürnberg, Schüler des Andrea Gabrieli in Venedig, ward 1585 Organist des Grafen Oktavian II. von Fugger zu Augsburg, 1600 Hofmusikus bei Kaiser Rudolf II. in Prag, welcher ihn in den Adelstand erhob, 1608 kursächsischer Hofmusikus in Dresden; starb 5. Juni 1612 auf einer Reise in Frankfurt a. M. Haslers Kompositionen, ausschließlich der Vokalmusik angehörend, zeichnen sich nicht nur durch kontrapunktische Gelehrsamkeit, sondern auch durch kräftiges deutsches Wesen neben höchster Anmut und Zartheit aus. In seinen vierstimmigen Bearbeitungen der gebräuchlichen Kirchenmelodien zeigt er, wie auch das Einfachste durch charaktervolle Züge bedeutsam werden könne; seine Harmonie ist stets kernig, die Grundlage, auf der später Schütz, Bach und Händel weiterbauten. Nicht weniger geschätzt als seine geistlichen Werke (Messen, Motetten etc.) waren seine Madrigale, Kanzonetten und deutschen weltlichen Lieder, darunter das später mit dem Text "O Haupt voll Blut und Wunden" in den protestantischen Kirchengesang aufgenommene Lied "Mein G'müt ist mir verwirret, das macht ein Mägdlein zart", welches sich nebst vielen andern in seinem "Lustgarten neuer deutscher Gesänge" zu 4-8 Stimmen (Nürnb. 1601) findet (vgl. v. Dommer, Geschichte der Musik, S. 196). Eine neue Ausgabe seiner 1607 veröffentlichten "Psalmen und christlichen Gesänge" erschien 1777 zu Leipzig "auf Befehl einer hohen Standesperson" (der Prinzessin Amalie von Preußen, die von ihrem Lehrer Kirnberger dazu angeregt war).

Haslethal (auch Hasli), die oberste Thalstufe der Aare, d. h. das Alpenthal oberhalb des Brienzer Sees, überaus reich an herrlichen Naturszenerien, namentlich an Wasserfällen und Gletschern: Handeck- und Reichenbachfall, Alpbach, Lauteraar- und Finsteraargletscher, Rosenlauigletscher u. a. Während das Thal abwärts sich zu den beiden Seen von Brienz und Thun öffnet, verkehrt es auf den übrigen Seiten nur durch Bergübergänge mit den Nachbarn. Die Fahrstraße über den Brünig ist die Haupttouristenroute zwischen dem Vierwaldstätter See und dem Berner Oberland. Die Pässe über das Engelberger Joch und den Susten, jener durch das Gentel-, dieser durch das Gadmenthal ansteigend, sind weniger begangen als diejenigen der Grimsel und der Großen Scheideck. Die Einwohner (7541 an der Zahl), deutscher Abkunft und protestantischer Konfession, sind ein hübscher Menschenschlag, in Sprache und in Sitten, Körper- und Gesichtsbildung von den benachbarten Thalbewohnern verschieden. Als Ringer tragen sie in den Kampfspielen mit den übrigen Bewohnern des Oberlandes oft den Sieg davon. Bis zur schweizerischen Revolution genoß das H. bedeutende Vorrechte, die es seinem freiwilligen Anschluß an Bern 1334 verdankte. Das H. samt Seitenthälern, Bezirk Oberhasle genannt, enthält sechs Gemeinden mit Meiringen als Hauptort.

Häsling, s. Elten.

Haslingden, Fabrikstadt in Lancashire (England), 12 km südöstlich von Blackburn, mit Baumwollspinnerei, Steinbrüchen und (1881) 14,333 Einw.

Haslinger, Karl, Komponist und Musikalienverleger, geb. 11. Juni 1816 zu Wien, Sohn von Tobias H., dem Gründer der berühmten gleichnamigen Firma, war im Klavierspiel Czernys, in der Komposition Seyfrieds Schüler und entwickelte sich unter der Leitung dieser Meister zu einem ebenso fertigen Klavierspieler wie fruchtbaren Komponisten. Es sind von ihm über 100 Werke im Druck erschie-^[folgende Seite]