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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Heidelberger Katechismus; Heideloff

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Heidelberger Katechismus - Heideloff.

botanischer Garten etc. An sonstigen Bildungs- und andern Anstalten besitzt H. ein Gymnasium, eine Realschule, eine Gewerbeschule, ein Theater, einen Kunstverein, einen Verein für Natur- und Heilkunde und ein von Prof. Schweninger gegründetes Sanatorium. H. ist Sitz eines Kreisamtes, eines Amtes, eines Amtsgerichts und eines Hauptsteueramtes. Die Umgebung Heidelbergs gehört zu den reizendsten Gegenden Deutschlands. Die ganze Landschaft mit ihren schön bewaldeten Bergen, malerischen Felsen und dem Neckar hat einen großartigen Charakter. Zu den beliebtesten Aussichtspunkten nächst denen des Schloßgartens gehören die sogen. Molkenkur, über dem Schloß gelegen, wo einst die Burg Konrads von Hohenstaufen stand, und weiter hinauf der 568 m hohe Königstuhl (s. d.). Das Klima Heidelbergs, wo die Luft durch Fluß und Thal erfrischt, durch die unmittelbar jenseit des Neckar ansteigenden Berge gegen Nordwind geschützt wird, gehört im Durchschnitt wie in den Extremen zu dem mildesten Südwestdeutschlands.

Geschichte. Wahrscheinlich hatten schon die Römer an der Stelle des heutigen H. ein Kastell, und die herrliche Gegend mag frühzeitig zur Ansiedelung gelockt haben. H. kam als Lehen des Bistums Worms schon zu Ende des 12. Jahrh. an die rheinischen Pfalzgrafen. Konrad I., der Bruder Kaiser Friedrichs I., erbaute sich ein Schloß auf dem Geisberg, das 1537 durch den Blitz zerstört ward. Sechs Jahrhunderte lang blieb fortan H. Haupt- und Residenzstadt der Pfalz. Im J. 1384 fand hier die Heidelberger Einung statt, durch welche der Nürnberger Landfriede von 1383 auch von den Städtebünden und diese dagegen von König Wenzel anerkannt wurden. Luther hielt zu H. 1518 eine Disputation. Nach Einführung der Reformation daselbst (1556) und dem Erscheinen des Heidelberger Katechismus (1563) war H. ein Mittelpunkt des calvinischen Glaubensbekenntnisses. Im Dreißigjährigen Krieg ward H. 1622 von Tilly nach langer Belagerung erobert und geplündert, 1633 von den Schweden genommen, 1634 von den Bayern belagert und 1635 von den Kaiserlichen unter Gallas besetzt. Im Westfälischen Frieden kam es wieder an Karl Ludwig, Friedrichs V. Sohn, welcher Schloß und Schloßgarten wieder prächtig einrichtete und auch die im Krieg aufgehobene Universität wiederherstellte. 1689 wurde es nach längerer Belagerung von den Franzosen unter dem Dauphin genommen und verwüstet, das Schloß zum Teil in die Luft gesprengt. Noch ärgere Verwüstungen erlitten Stadt und Schloß 1693 infolge der abermaligen Eroberung durch die Franzosen. Nachdem schon 1720 die Residenz von H. nach Mannheim verlegt worden war, kam H. 1803 an Baden. Hier fand 5. März 1848 die Heidelberger Versammlung statt, in welcher die Berufung eines deutschen Parlaments angebahnt wurde.

Die Universität zu H. wurde 1386 vom Kurfürsten Ruprecht I. eröffnet, nachdem Papst Urban VI. durch die Bulle vom 23. Okt. 1385 dazu seine Zustimmung gegeben hatte. Ihr erster Rektor war Marsilius von Inghen. Sie war nach dem Vorbild der Pariser Akademie errichtet, besaß schon damals vier Fakultäten und genoß bedeutende Rechte, Freiheiten und Einkünfte. Unter Friedrich dem Siegreichen ward 1452 ein Lehrstuhl für weltliches Recht errichtet und entstand die erste Buchdruckerei in H. Große Verdienste erwarb sich um die Anstalt Philipp der Aufrichtige, indem er ausgezeichnete Gelehrte, wie Reuchlin, Joh. Wessel, Wimpfeling u. a., berief und 1489 ein neues Juristenkollegium errichtete. Neuen Glanz erlangte später die Anstalt unter Ludwig V. durch die 1524 erfolgte Berufung Seb. Münsters und Simon Grynäus' als Lehrer der hebräischen Sprache. Otto Heinrich gab ihr eine Organisation, er errichtete namentlich drei Lehrstühle für Arzneikunde und gründete die Bibliothek. Unter Kurfürst Friedrich III. lehrten hier Friedrich Sylburg, Xylander, Melissus und die beiden Theologen Ursinus und Olevianus, welche den Heidelberger Katechismus (s. d.) entwarfen. Nachdem die Universität unter Friedrich V. während des Dreißigjährigen Kriegs schon harte Schläge zu erleiden gehabt, verlor sie durch den Lüneviller Frieden noch ihre wichtigsten (nämlich die überrheinischen) Besitzungen, so daß sie 1802 ihrer Auflösung nahe war. Nachdem H. 1803 an Baden gekommen, hob sie sich indes bald zu neuem Glanz unter dem Kurfürsten Karl Friedrich, der sie mit großer Freigebigkeit ausstattete und ihr die jetzige Einrichtung und den Namen Ruperto-Carola gab. Dieselbe hat im August 1886 ihr 500jähriges Bestehen festlich begangen. Die alte berühmte Bibliothek, die im Chor der Heilige-Geistkirche aufbewahrt wurde und über 3500 Handschriften enthielt, wurde von Tilly nach Eroberung der Stadt 1623 nach Rom gesandt und daselbst im Vatikan als Bibliotheca Palatina aufgestellt. Von den Handschriften kamen 1815 infolge des Pariser Friedens 38 der besten, welche die Franzosen nach Paris geschleppt hatten, nach H. zurück; außerdem gab der Papst sämtliche altdeutsche Manuskripte (852 an der Zahl) heraus. Vgl. Oncken, Stadt, Schloß und Hochschule H.; Bilder aus ihrer Vergangenheit (3. Aufl., Heidelb. 1885); Pfaff, H. (Zürich 1885); Durm, Das Heidelberger Schloß, eine Studie (Berl. 1884); Rosenberg, Quellen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses (Heidelb. 1882); Hautz, Geschichte der Universität H. (das. 1863-64, 2 Bde.); Thorbecke, Geschichte der Universität H. (Stuttg. 1886); "Urkundenbuch der Universität H." (hrsg. von Winkelmann, Heidelb. 1886, 2 Bde.); Wilken, Geschichte der Bildung, Beraubung und Vernichtung der alten Heidelberger Büchersammlungen (das. 1817); Bahr, Entführung der Heidelberger Bibliothek (Leipz. 1845); G. Weber, Heidelberger Erinnerungen (Stuttg. 1885).

Heidelberger Katechismus (lat. Catechesis palatina), das auf Veranlassung des Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz von Zacharias Ursinus und Kaspar Olevianus verfaßte Lehrbuch der Glaubenssätze der reformierten Kirche, welches zuerst 1563 unter dem Titel: "Katechismus oder kurzer Unterricht christlicher Lehre, wie er in Kirchen und Schulen der kurfürstlichen Pfalz getrieben wird" erschien und von der Dordrechter Synode 1618 als symbolisches Buch anerkannt wurde. Es zerfällt in die drei Teile von des Menschen Elend, Erlösung und Dankbarkeit. Die Differenzen zwischen der reformierten und lutherischen Lehre sind darin ziemlich mild dargestellt. Einen kritischen Text des H. K. lieferte A. Wolters (Bonn 1864). Vgl. Ullmann in den "Studien und Kritiken" 1863, Plitt (das. 1863) und Wolters (das. 1867); Kluckhohn, Friedrich der Fromme, Kurfürst von der Pfalz (Nördling. 1879); Dalton, Der H. K. (Heidelberg 1886).

Heideloff, 1) Viktor Wilhelm Peter, Maler und Architekt, geb. 1757 zu Stuttgart, trat 1771 in die Karlsakademie und bildete sich dort unter Guibal, Harper und Scotti zum Künstler aus. Nachdem er 1780 Hofmaler geworden, wurde er in den Stand gesetzt, von 1782 bis 1786 in Italien weiter zu studieren. Nach seiner Rückkehr ward er Mitglied der Baudeputation, 1788 Theatermaler und 1790 Lehrer an