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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Henderson; Hendiadys; Hendon; Hendrichs; Hendschel; Henequen; Hengersberg; Hengist und Horsa

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Henderson - Hengist.

tragischen Rollen bis 1806, in welchem Jahr sie nach Stettin zog, Triumphe. 1797 von Eunike getrennt, heiratete sie 1802 den Arzt Meyer und nach der Trennung von diesem 1806 den Militärarzt Hendel, der sieben Monate später starb. Sie wandte sich nun nach Halle und vermählte sich dort 1811 mit dem Professor K. J. Schütz, in dessen Begleitung auf Kunstreisen durch ganz Deutschland, Dänemark, Schweden, Holland, Rußland und Frankreich sie in glänzender Weise ihr großes Talent für mimisch-plastische Darstellungen entfaltete. 1820 von der Bühne zurücktretend, trennte sie sich 1824 auch von ihrem vierten Gatten und starb in Zurückgezogenheit 4. März 1849 in Köslin. Peroux-Ritter gab 26 Kupfertafeln ihrer pantomimischen Darstellungen, mit Text von Vogt, heraus. Vgl. "Erinnerungen an Henriette H." (Darmst. 1870).

Henderson, Stadt im nordamerikan. Staat Kentucky, am Ohio, mit lebhaftem Handel und (1880) 5365 Einw.

Hendiadys (griech., Hendiadyoin, "eins durch zwei"), syntaktische Figur, nach welcher Ein Begriff durch zwei mit "und" verbundene Substantive bezeichnet wird, z. B. bei Vergil (Än., I, 61): "Molem et montes altos" ("die Masse und die hohen Berge") statt "molem altorum montium" ("die Masse der hohen Berge").

Hendon, Vorstadt von London, 10 km nordnordwestlich vom Hyde Park, mit dem von Jesuiten geleiteten St. Joseph's College (Mill Hill) zur Ausbildung von Missionären, zwei Nonnenklöstern und (1881) 10,484 Einw.

Hendrichs, Hermann, Schauspieler, "der letzte große Romantiker der deutschen Bühne", geb. 17. Okt. 1809 zu Köln, ward für den Kaufmannsstand bestimmt, wendete sich aber aus unwiderstehlichem Kunstdrang der Bühne zu und trat, nachdem er bei Elise Bürger Unterricht genommen hatte, 1831 in Darmstadt als Kosinsky auf. Er gefiel und wurde in Frankfurt a. M. als Liebhaber engagiert. 1837 ging er nach Hannover und nahm dann, in Berlin (1840) durch einen hohen Gehalt bei ungenügender Beschäftigung nicht gefesselt, bis 1844 in Hamburg seinen Aufenthalt. Von 1844 bis 1864 wieder Mitglied des Hoftheaters zu Berlin, war er nur gelegentlich durch Gastspiele, namentlich bei den Münchener Mustervorstellungen, von dort abwesend. 1864 pensioniert, gastierte er seitdem in ganz Deutschland, besuchte auch Rußland und Amerika und pflegte im Winter im Berliner Viktoria-Theater aufzutreten, dessen Direktion er im Oktober 1871 übernahm, starb aber schon 1. Nov. d. J. an den Pocken. H. war ein Held und in frühern Jahren Heldenliebhaber, dem sich außer Emil Devrient keiner an die Seite stellen konnte. Früher der beste Interpret Birch-Pfeifferscher Liebhaber, stellte er später eine kräftige und derbe Natur, eine ritterliche Männlichkeit am besten dar: Götz, Örindur, Egmond, Tell zählten zu seinen Hauptrollen.

Hendschel, Albert, Maler und Illustrationszeichner, geb. 9. Juli 1834 zu Frankfurt a. M. als Sohn des Herausgebers des bekannten Kursbuches ("Hendschels Telegraph"), trat 1847 als Schüler in das Städelsche Kunstinstitut ein, wo er bis 1865 spezieller Schüler des Genremalers Jakob Becker blieb. Von da an war er viel auf Reisen, 1869 und 1870 in Italien. Ölbilder wie Holzschnitte, die gelegentlich auf den Markt kamen, blieben unbeachtet. Um so größern Erfolg hatten die Skizzenblätter "Aus Albert Hendschels Skizzenbuch", welche 1872-74 in photographischer Nachbildung erschienen. Die reizenden Skizzen aus dem Stuben- und Straßenleben, besonders aus der Mädchen- und Kinderwelt, erreichen die sinnige Schönheit des Dresdener Richter, übertreffen aber diese wie die Kinderszenen von O. Pletsch durch feinen Humor. Er starb 22. Okt. 1883 in Frankfurt a. M. Nach seinem Tod erschien noch eine neue Sammlung von Zeichnungen aus seinem reichen künstlerischen Nachlaß.

Henequen (Hennequin, Sisalhanf), die Faser aus den Blättern einer oder mehrerer Arten oder Abarten der Pflanzengattungen Agave und Fourcroya in Yucatan und Mexiko. Man baut fünf Varietäten von Agave angustifolia Haw. und zwei von Fourcroya cubensis Willd., die wild im ganzen Land wachsen. Nach 1-15 Jahren geht die Pflanze ein, verjüngt sich aber durch Seitensprosse. Zur Gewinnung der Faser wird das Blatt auf einen Stock gelegt und mit dem Winkel einer hölzernen Gabel so lange befahren, bis alles Blattfleisch abgestreift ist. Die übrigbleibende rohe Faser wird an der Sonne gebleicht und getrocknet. Man benutzt die Faser vorzüglich zu Tau- und Seilerwerk, zu ordinären Geweben zum Ausschlagen von Warenkisten etc. Die Henequenfaser ist sehr wohlfeil und von sehr geringem spezifischen Gewicht. Das aus derselben hergestellte Tauwerk hält sich in kalten Klimaten biegsamer als der Manila- und der gewöhnliche Hanf, und deshalb wird H. auf nordamerikanischen Schiffen vorzugsweise zu fliegendem Tauwerk verwendet. Beinahe das ganze Quantum des roh ausgeführten und des zu Hängematten verarbeiteten H. geht nach den Vereinigten Staaten, geringe Quantitäten wurden nach europäischen Häfen exportiert. Der zu Fäden, Stricken, Säcken etc. verarbeitete H. geht nach Havana und Mexiko.

Hengersberg, Flecken im bayr. Regierungsbezirk Niederbayern, Bezirksamt Deggendorf, unweit der Donau, hat ein Amtsgericht und (1885) 1414 kath. Einwohner. In der schönen Umgegend das ehemalige berühmte Benediktinerkloster Niederaltaich.

Hengist und Horsa, nach einer historisch nicht begründeten Sage, die in verschiedener Weise von den Angelsachsen und Briten erzählt wird, die Gründer der angelsächsischen Herrschaft in Britannien, Söhne Wictgils, aus Odins Geschlecht. Die angelsächsische Sage berichtet, Vortigern, König der Briten, habe bei den Angeln und Sachsen um Hilfe gegen die Pikten und Skoten nachgesucht, und daraus seien H. u. H. 449 auf drei "Kielen" hinübergesegelt, bei Ypwinesfleet in Kent gelandet und hätten die Feinde, die schon bis Stamford in Lincolnshire vorgedrungen waren, zurückgeschlagen. Sodann in Britannien sich festsetzend, sollen sie noch eine große Schar Angelsachsen aus der Heimat herbeigerufen und die Briten gezwungen haben, ihnen Wohnsitze einzuräumen. Die Anmaßung der Fremdlinge trieb endlich die verweichlichten Briten zur Verzweiflung. Vortigern mußte abtreten, und seine Söhne Vortimir und Catigern wurden zu Heerführern gegen die Eindringlinge erwählt. In der Schlacht bei Ägelesthorp unweit Canterbury, sechs oder sieben Jahre nach seiner Landung, tötete Horsa den Catigern, fiel aber selbst durch Vortimir, und Hengist wurde zur Flucht genötigt. Im folgenden Jahr aber schlug dieser mit seinem Sohn Äsc oder Erich bei Crayford in Kent die Briten und nannte sich seitdem König in Kent. Noch zwei weitere Siege Hengists, wieder nach je acht Jahren, werden berichtet und zweimal acht Jahre nach dem letzten, also 40 Jahre nach seiner Ankunft (489),