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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hermupolis - Herodes.

bedrohten sie nebst Markomannen, Quaden und Sueven die Nordgrenze des römischen Reichs. Der Name der H. verschwindet von da ab in der Geschichte, doch ist wohl der Stamm der Düringe oder Thüringer (s. d.) mit ihnen identisch. Vgl. Kirchhoff, Thüringen doch Hermundurenland (Leipz. 1882).

Hermupolis (Neu-Syra), Stadt an der Ostküste der griech. Insel Syra, hat 4 griechische, eine katholische und eine protest. Kirche, ein Gymnasium, eine Marine- und eine Handelsschule, eine niedere theologische Schule, ein Theater, Waisenhaus, Fabriken (besonders Gerbereien), einen Gerichtshof erster Instanz etc. und (1879) 21,245 Einw. H. ist die drittwichtigste Handelsstadt Griechenlands sowie der wichtigste Schiffbauplatz der Levante. Der große, halbkreisförmige und neuerdings verbesserte Hafen bildete bis vor kurzem den Vereinigungspunkt aller Dampfschiffe, welche den Verkehr zwischen Europa und den Häfen der Levante vermitteln. Seit 1880 ist H. jedoch in mancher Hinsicht vom Piräeus überflügelt worden. Die Einfuhr betrug 1883: 19,846,599 Drachmen, die Ausfuhr (Leder, Glas und Gemüse) 2,405,636 Drachmen. Der Schiffsverkehr belief sich 1883 auf 3310 Segel- und 1193 Dampfschiffe von zusammen 958,622 Ton. H. ist Sitz des Nomarchen der Kykladen und eines griechischen Erzbischofs. - H.' Existenz datiert erst aus dem griechischen Befreiungskrieg, als sich die dem Schwerte der Türken entronnenen Bewohner der Inseln Chios und Psara und der Stadt Aiwalyk (in Kleinasien) auf der Stätte des antiken Syros niederließen. Vorher lag dort nur, eine halbe Stunde landeinwärts auf steilem Berg, der nun Ano-Syra oder Syros genannte Ort (1879: 4398 Einw., meist römische Katholiken mit einem Bischof).

Hernád, Fluß in Ungarn, entspringt im Liptauer Gebirge an der Kralowa Hola, fließt erst in östlicher, dann in südlicher Richtung längs des Hegyaljagebirges, nimmt die Göllnitz und Tarcza und vor seiner Mündung in die Theiß den Sajó auf.

Hernals, Vorort von Wien, an dem im Gemeindegebiet überwölbten Allerbach, mit der Hauptstadt, an deren nordwestlicher Seite es liegt, durch Pferdebahn verbunden, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine schöne Kirche, ein neues imposantes Rathaus, ein Staatsgymnasium, eine Handelsschule, 4 Gewerbeschulen, ein Erziehungsinstitut für Offizierstöchter, einen schönen Friedhof, Fabriken für Eisenbahnwaggons, Maschinen, Holz- und Eisenmöbel, Feuerspritzen, Glas, chemische Produkte, Wachsleinwand, Rüböl, Spirituosen und zählte 1880: 60,307 Einw.

Hernand., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Francisco Hernandez, gestorben als Leibarzt Philipps II. von Spanien, welcher ihn nach Mexiko gesandt hatte; schrieb: "Nova plantarum, animalium et mineralium mexicanorum historia" (Rom 1651).

Herne, Dorf und Gemeinde im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Bochum, im Ruhrkohlengebiet, Knotenpunkt der Linien Essen-H., Oberhausen-H. und H.-Dortmund der Preußischen Staatsbahn, hat eine katholische und eine evang. Kirche, 2 Krankenhäuser, bedeutende Steinkohlengruben, eine Eisenhütte, eine Dampfkesselfabrik und (1885) 9873 meist evang. Einwohner.

Herne Bay (spr. hérrn bä), Seebad an der Nordküste der engl. Grafschaft Kent, 12 km nordöstlich von Canterbury, mit (1881) 1594 Einw. Dabei die Reculvers, mit Resten des römischen Reculbium.

Herne Hill (spr. hérrn), Vorstadt von London, zwischen Brixton und Dulwich, zu Camberwell (s. d.) gehörig, mit Landhäusern und vielbesuchter Eisenbahnstation.

Hernia (lat., Hernie), s. Bruch (Chirurgie).

Herniker (Hernici), altital. Volk, wahrscheinlich sabinischen Ursprungs, das im Flußthal des Trerus (Sacco) und auf den angrenzenden Höhen des Apennin neben Marsern, Äquern und Volskern wohnte, 486 v. Chr. dem römisch-latinischen Bund beitrat, aber 306 als Teilnehmer am samnitischen Krieg von den Römern besiegt und in ein völlig unterthäniges Verhältnis gebracht wurde. Die bedeutendste Stadt des Landes war Anagnia (Anagni).

Herniotomie (Bruchschnitt), s. Bruch, S. 486.

Hernösand, Hauptstadt des schwed. Läns Westernorrland, liegt in der Landschaft Südångermanland, auf der Insel Hernö, an der Mündung des Angermanelf, hat einen Hafen, eine Domkirche (1842-46 erbaut), Navigationsschule, gelehrte Schule, Lehrerseminar, Taubstummenanstalt und (1883) 5621 Einw., welche Schiffbau, Tabaks- und Holzindustrie, Fischerei, Handel und Schiffahrt treiben. 1885 wurde die Ausfuhr aus dem Distrikt von H., welche vornehmlich in Holz (687,637 cbm) und Eisen (2986 Ton.) bestand, durch 899 Schiffe von 344,000 T. (meist nach Frankreich und Großbritannien) vermittelt. Die Einfuhr umfaßt Zucker, Kaffee, Petroleum, Mehl, Fleisch, Butter etc. H. ist Sitz eines Bischofs und eines deutschen Konsuls.

Hero und Leander, berühmtes Liebespaar des Altertums, in Deutschland besonders durch Schillers gleichnamige Ballade populär geworden. Es war an einem Feste der Aphrodite zu Sestos am Hellespont, daß Hero, die Priesterin der Göttin, und der Jüngling Leander, der von dem gegenüberliegenden Abydos zum Feste dahin gekommen war, einander sahen und in wechselseitiger Liebe entbrannten. Da Heros Stand als Priesterin und der Wille der Eltern ihrer Verbindung entgegenstanden, schwamm Leander allnächtlich über den Hellespont zur Geliebten, geleitet von dem Schein einer Leuchte auf der Wohnung Heros, einem einsamen Turm am Meeresufer, bis dieselbe in einer Sturmnacht erlosch und er in den Wellen den Tod fand. Als Hero am andern Morgen den ans Ufer getriebenen Leichnam gewahrte, stürzte sie sich vom Turm ins Meer hinab ihm nach. Die Sage wurde mehrfach poetisch behandelt, im Altertum namentlich von Musäos in einem Epos, in der Neuzeit außer von Schiller (in der oben erwähnten Ballade) von Grillparzer in dem Drama "Des Meeres und der Liebe Wellen". Auch das Volkslied hat sich in freierer Weise des Stoffes bemächtigt ("Es waren zwei Königskinder").

Herodes, Name mehrerer jüd. Könige idumäischer Abstammung, die unter römischer Oberhoheit regierten. Die namhaftesten sind: 1) H. der Große, geboren um 72 v. Chr., Sohn des Idumäers (Edomiters) Antipatros, welcher von Cäsar dem jüdischen Fürsten Hyrkanos II. als Staatsverwalter zur Seite gesetzt worden war. Früh Mut und bedeutende geistige Anlagen verratend, erhielt er im Alter von 25 Jahren von seinem Vater die Verwaltung der Provinz Galiläa übertragen, wurde später, trotz der Gegenbestrebungen der auf den wachsenden Einfluß der Familie eifersüchtigen jüdischen Großen, Statthalter von Cölesyrien und schlug den Prätendenten Antigonos, den Sohn des Aristobulos, zurück. Eine Gesandtschaft des Synedriums erhob zwar bei Marcus Antonius, als derselbe nach der Schlacht bei Philippi nach Syrien kam, Klagen über