Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

202

Hippomantie - Hippursäure

Teilen der äußern Fruchthüllen bestehen und in alter Zeit zur Bereitung von Liebestränken benutzt wurden.

Hippomăntie (grch.), Wahrsagung aus dem Wiehern der Pferde.

Hippomĕnes, s. Atalante.

Hippon, alte Stadt, s. Hippo-regius.

Hippōnax, griech. Jambendichter aus Ephesus, um 530 v. Chr., wurde wahrscheinlich wegen seiner kecken, schonungslosen, wiewohl, wie es scheint, unpolit. Spottgedichte von den Tyrannen seiner Vaterstadt vertrieben. Er begab sich hierauf nach Klazomenä, wo er in Armut lebte. Da er häßlich war, so benutzten dies die Bildhauer Bupalus und Athenis zu einer karikierten Darstellung des Dichters, der sich nun durch die heftigsten Angriffe auf sie rächte. Er erfand für seine satir. Gedichte eine besondere Art von Jamben, den choliambischen Trimeter, nach ihm der hipponakteïsche Vers genannt. Doch schrieb er auch in Hexametern und im erhabenen epischen Tone Parodien, von denen sich namentlich ein Bruchstück mit der Schilderung eines gefräßigen Menschen erhalten hat. Die Fragmente des H. gab am vollständigsten Bergk in den "Poetae lyrici graeci", Bd. 2 (4. Aufl., Lpz. 1882), heraus.

Hippophăe L., Sanddorn, Pflanzengattung aus der Familie der Eläagnaceen (s. d.) mit nur einer einzigen in Europa und im gemäßigten Asien an Meeresufern, an Flüssen und Bächen vorkommenden Art, dem gemeinen Sanddorn oder Seekreuzdorn, H. rhamnoides L. Die linealen Blätter sind oben grün und fein punktiert, unten gleich den jungen Zweigen mit silbergrauen oder rostgelben Schuppen besetzt. Die kleinen schmutzig gelben Blüten erscheinen im März vor den Blättern; die weiblichen Exemplare sind im Herbst mit kleinen orangefarbigen Früchten völlig bedeckt und gewähren hierdurch einen reizenden Anblick. Zwischen dunkelbelaubtes Gebüsch am Rande des Parkgehölzes eingesprengt, ist dieser Strauch sehr schön (insbesondere var. angustifolia), aber auch in der Einzelstellung von guter Wirkung. Zum guten Gedeihen beansprucht der Strauch einen frischen, fruchtbaren Sandboden. Die Vermehrung läßt sich leicht durch Ausläufer bewirken; zur Aussaat liegen die Samen 1 - 2 Jahre, ehe sie keimen.

Hippopotămus, s. Flußpferd.

Hippŏpus, s. Riesenmuschel.

Hippo-regius (auch nur Hippo oder Hippon, d. h. Festung), alte Stadt in Numidien, am Mittelländischen Meere gelegen, war ursprünglich eine phöniz. Kolonie, dann von Karthago abhängig, seit dem 3. Jahrh. v. Chr. im Besitz der Fürsten des numidischen Stammes der Massylier. 46 v. Chr. wurde H. durch Cäsar mit dem ganzen Lande römisch. In der Geschichte der christl. Kirche spielte H. eine bedeutende Rolle als Bischofssitz. Namentlich lebte und wirkte hier seit 392 zuerst als Presbyter, dann als Bischof der Kirchenvater Augustinus, der hier auch während der Belagerung durch die Vandalen 28. Aug. 430 starb. Im Dez. 533 fiel H. mit den Schätzen des Königs Gelimer in Belisars Hände. Die gänzliche Zerstörung erfolgte 697 durch die Mohammedaner auf Befehl des Chalifen Othman, worauf die Bevölkerung etwas nördlicher eine andere Stadt erbaute, das heutige Bona (s. d.). - Ein anderes Hippo mit dem Beinamen Diarrhytos (Zarytos) lag auf der Stelle von Biserta (s. d.).

Hippos, Hippus, war eine heidnische, nur von wenigen Juden bewohnte Stadt am Ostufer des Sees Genezareth (s. d.) in Palästina, die durch Pompejus 64 v. Chr. die Freiheit erhielt und zur Dekapolis gehörte, mit Ausnahme der Regierungszeit Herodes' d. Gr., dem H. von Augustus verliehen war. Später wurde es Bischofssitz. Der hebr. Name ist Susita, der arabische Sūsije, der noch an einer Ruine zwischen Kal'at el-Hösn und Fīk östlich vom See Genezareth haftet. - Vgl. Zeitschrift des deutschen Palästina-Vereins IX (1886), 349 fg.

Hippotherĭum (Hipparion Kaup), ein fossiles pferdeähnliches Tier mit drei Zehen, von denen aber nur die mittelste auf dem Boden aufstand. H. ist das jüngste Glied der in den Tertiärschichten Amerikas oder Europas und Asiens nachgewiesenen, aus mehr als 30 Formen bestehenden Ahnenkette des heutigen Pferdes, welche in ganz allmählichem Übergange zeigt, daß letzteres, gleich den Wiederkäuern und Dickhäutern u. s. w., kleinen fünfzehigen, tapirähnlichen vortertiären Tieren entstammt (s. Phenacodus). Einige der wichtigsten unter jenen Vorfahren des H. sind dem geolog. Alter nach: Eohippus, Orohippus und Hyracotherium, Mesohippus und Anchitherium. In Amerika starb das H. erst nach der Eiszeit aus.

Hippotigris (grch., "Tigerpferd"), s. Zebra.

Hippotoxōten, s. Hipparch.

Hippotrăgus, auf Afrika beschränkte Gattung der Antilopen mit 4 Arten, von denen der Blaubock (s. d.) die bekannteste ist. Die Tiere haben sehr lange, geringelte, gerade oder nach hinten gebogene Hörner, die in beiden Geschlechtern gleich sind. Eine Thränengrube fehlt, der Hals hat eine Art Mähne.

Hippo-Zarytos, s. Biserta.

Hippurītenkalke (Rudistenkalk), helle, harte, zum Teil marmorartige Kalke, die angefüllt sind von den austernartig oft dicht nebeneinander stehenden Schalen der Hippuriten oder Rudisten (Caprotina, Caprina, Radiolites, Sphaerulites, Hippurites, s. die beistehende Abbildung). ^[Abb: Hippurītenkalke] Es ist dies eine Familie gänzlich ausgestorbener, unserer noch lebenden Chama verwandter großer Zweischaler, deren eine, mit der Spitze aufgewachsene Schale kegelförmig, kuhhorn- oder widderhornähnlich gestaltet ist, während die andere kleinere kappen- oder deckelartige Form besitzt. Diese Hippuriten und die nach ihnen benannten Kalksteine sind auf die Kreideformation und in ihr namentlich auf deren südl. Verbreitungszone auf der nördl. Hemisphäre beschränkt (Pyrenäen, Südfrankreich, Alpen, Dalmatien, quer durch Asien und Amerika) und spielen hier eine ähnliche Rolle durch ihre Bauten wie die Korallen im Jura u. s. w. und in der Gegenwart.

Hippūrsäure, Pferdeharnsäure, Benzoylglykokoll, Benzoyl-Amido-Essigsäure, eine organische Säure von der Zusammensetzung C9H9NO3 ^[C<sub>9</sub>H<sub>9</sub>NO<sub>3</sub>] und der Formel C6H5·CO·NH·CH2·COOH ^[C<sub>6</sub>H<sub>5</sub>·CO·NH·CH<sub>2</sub>·COOH], die sich in beträchtlicher Menge im