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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Honigdachs - Honitva.

ler dieses Honigtranks. Als er seinen Vater Kronos überfallen wollte, schläferte er ihn durch H. ein. Die Alten glaubten, daß der H. als Tau vom Himmel falle; in der nordischen Götterlehre träufelt von der heiligen Esche der Tau (Hunangsfall, Honigfall) auf die Erde, und von ihm nähren sich die Bienen. Der griechische Mythus läßt die Nährerinnen des Zeus, die Bienen, endlich von diesem mit der Kunst gelohnt werden, den H. in Wachstafeln, als Kost für den Winter, zu bewahren. Bei Moses und in den Psalmen, im Hohenlied Salomos und an andern Orten der Bibel wird des Honigs rühmend gedacht; Johannes der Täufer lebte in der Wüste zum Teil von H. Der H. durfte bei den Hebräern nicht zu Speiseopfern benutzt werden; nur Erstlinge vom H. wurden dargebracht, gehörten aber den Priestern. Homer, Euripides, Ovid, Vergil besingen den H. wegen seiner trefflichen Eigenschaften. Nach Diodor von Sizilien bildete der H. die Hauptnahrung vieler Völker Italiens. Nach Platon opferte man in den ältesten Zeiten den Göttern nichts als mit H. bestrichene Früchte. Allgemein hielt man den H. für ein treffliches Nahrungs- und Heilmittel. Doch kannte man auch die giftigen Eigenschaften manchen Honigs (Sprichwörter), und der pontische H. war durch Xenophons Rückzug berüchtigt genug. Der H. von Hyble in Sizilien und vom Hymettos in Attika war wegen seines Aromas berühmt, der von Corsica stand in üblem Ruf wegen seines Taxusgeschmacks. Auch der Koran erwähnt den H., und arabische Ärzte haben mehrfach davon gehandelt. Nach Strabon legten die alten Assyrer Leichen in H., um sie zu konservieren; auch Agesipolis, König von Sparta, Agesilaos und Alexander d. Gr. wurden nach ihrem Tod in H. gelegt. Ebenso benutzte man H. zur Konservierung von Früchten und andern Nahrungsmitteln. Durch die Einführung des Zuckers und die Verminderung des Wachsverbrauchs zu Kerzen sank die Bedeutung des Honigs sehr erheblich. Vgl. Arnold, Der H., dessen Bedeutung, Wert und Verwendung (Ansb. 1886).

Honigdachs (Mellivora Storr.), Raubtiergattung aus der Familie der Marder (Mustelida), plump gebaute Tiere mit breitem, flachem Rücken, langer Schnauze, kleinen Ohren, kleinen, tief liegenden Augen, kurzen, starken Beinen, nackten Sohlen, langen Scharrkrallen an den Zehen der Vorderfüße und kurzem Schwanz. Der Ratel (M. capensis F. Cuv.), 45 cm lang, mit 25 cm langem Schwanz und langer, straffer Behaarung, ist oberseits aschgrau, unterseits, an der Schnauze und den Beinen schwarzgrau, scharf von der obern hellern Färbung abgegrenzt und gewöhnlich mit einem hellgrauen Streifen, welcher die Rückenfärbung begrenzt. Der Ratel lebt in Mittel- und Südafrika in selbstgegrabenen Höhlen unter der Erde, hält sich in solchen am Tag verborgen und jagt nachts auf kleine Säugetiere oder Vögel, Schildkröten, Schnecken, Würmer, auch frißt er Wurzeln und Früchte, vor allem aber stellt er den Bienen nach und richtet in Hühnerställen oft großen Schaden an. Er ist träge, langsam und ungeschickt und entgeht seinen Feinden nur durch seine erstaunliche Fähigkeit, sich schnell in die Erde einzugraben. Wo er dies nicht kann, beißt er energisch und fällt selbst Menschen an, macht auch von seinen Stinkdrüsen Gebrauch. Er soll mit zwei oder drei Weibchen leben und diese niemals aus den Augen lassen. Jung eingefangene Ratels werden zahm und ergötzen durch ihre plumpen Bewegungen.

Honigdrüse, s. Nektarien.

Honigfalk, s. Weihen.

Honigfarben, s. v. w. Aquarellfarben.

Honiggefäße (Honigwerkzeuge), s. Nektarien.

Honiggras, Pflanzengattung, s. Holcus.

Honigklee, s. Melilotus; gelber H., s. Lotus.

Honigkuchen, s. Pfefferkuchen.

Honigkuckucke, s. Klettervögel.

Honigmannsche Maschine, s. Lokomotive.

Honigmotte, s. v. w. Bienenmotte.

Honigpilz, s. v. w. Agaricus melleus, s. Agaricus.

Honigsauger, s. Sperlingsvögel.

Honigschabe, s. v. w. Bienenmotte.

Honigstein, s. v. w. Mellith.

Honigsteinsäure, s. v. w. Mellithsäure.

Honigtau (Melligo, Mel aëris, Ros mellis), eine zuckerhaltige, klebrige Flüssigkeit, die bisweilen auf den Blättern der Pflanzen als ein gleichmäßiger Firnis oder in Form kleiner Tröpfchen auftritt oder auch auf die darunter befindlichen Gegenstände abtröpfelt und dieselben befeuchtet. Am häufigsten erscheint H. in den heißen Sommermonaten, vorzugsweise an Holzpflanzen; besonders leiden Linden, Ahorne, Ulmen, Weiden und Nußbäume daran. Er enthält Mannit, Traubenzucker, Rohrzucker, Dextrin in wechselnden Mengen. Über die Entstehung desselben herrschen verschiedene Meinungen. In vielen Fällen ist H. ein Produkt der Blattläuse (s. d.), welche oft in zahllosen Scharen auf der Unterseite der Blätter und auf den jungen Trieben leben und mit ihrem Rüssel Saft aus der Pflanze saugen, während sie teils durch den After, teils durch die an ihrem Hinterleib befindlichen Honigröhren Tröpfchen von H. von sich spritzen, welche dann auf die darunterstehenden Blätter fallen, daher der H. immer auf der Oberseite der Blätter sich zeigt. Bisweilen erscheint der H. aber auch bei Abwesenheit von Blattläusen. In diesem Fall ist er als eine krankhafte Erscheinung zu betrachten, über deren Ursachen nichts bekannt ist. Der auf den Blättern vorhandene H. ist für die Pflanze direkt und indirekt schädlich: ersteres insofern, als er einen oft mit Staub, Ruß u. dgl. gemengten Überzug auf den Blättern bildet, welcher die Verdunstung und den Gasaustausch des Blattes stört; letzteres, weil an ihm sehr leicht die Sporen gewisser Schmarotzerpilze haften und sich entwickeln, daher auf den davon überzogenen Stellen später oft Meltau oder Rußtau (s. d.) sich zeigt, wenn nicht ein bald folgender kräftiger Regen die klebrige Masse abwäscht. Der H. beim Getreide erscheint besonders am Roggen nach der Blüte als eine trübe, süßliche Flüssigkeit, welche zwischen manchen Spelzen hervordringt und oft abtropft. Der seit langer Zeit in der Praxis bestehende Glaube, daß, je reichlicher solcher H. sich zeige, um so mehr Mutterkorn später im Feld zu finden sei, ist wohl begründet, weil ebendiese Flüssigkeit von einem in der Getreideblüte lebenden Vorstadium des Mutterkornpilzes, der Sphacelia, abgesondert wird (vgl. Mutterkorn).

Honigvögel, s. v. w. Kolibris.

Honigwein, s. v. w. Met.

Honigzucker, s. v. w. Traubenzucker.

Hönir, in der nord. Mythologie ein Ase, Odins Bruder, verlieh den geschaffenen Menschen Sinn und Geist und kam beim Friedensschluß zwischen Asen und Wanen als Geisel zu den letztern (s. Wanen).

Honiton, Stadt im östlichen Devonshire (England), im fruchtbaren Thal des Otter, mit (1881) 3358 Einw., berühmt durch die nach ihr genannten geklöppelten Spitzen (H. Lace).

Honitva (tschech.), in Böhmen ehedem der Umkreis innerhalb dessen die Einwohner eines Ortes