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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hönne - Honorar.

verpflichtet waren, Verbrecher zu verfolgen und überhaupt für alle innerhalb desselben begangenen Verbrechen gemeinsam zu haften. Auch bei den Polen und Serben kam diese Einrichtung vor.

Hönne, linksseitiger Nebenfluß der Ruhr, entspringt westlich von Altena im Sauerländischen Gebirge und mündet nach 24 km langem Lauf unterhalb Menden. Das Hönnethal ist wegen seiner hohen, aus steil aufsteigenden, zerklüfteten und höhlenreicher Kalkfelsen gebildeten, engen Wände von eigentümlicher Schönheit. Unter den Höhlen sind besonders die unter der auf einem 63 m über dem Flußbett liegenden Felsen 1353 erbauten märkischen Grenzfeste Klusenstein liegende Klusensteiner und die weiter thalaufwärts sich befindende Belver Höhle bemerkenswert.

Honnef, Stadt und klimatischer Kurort im preuß. Regierungsbezirk Köln, Siegkreis, am Rhein, am Fuß des Siebengebirges und an der Linie Friedrich-Wilhelmshütte-Oberlahnstein der Preußischen Staatsbahn, hat eine schöne kath. Kirche, Weinbau, Bergbau auf Eisen, Blei und Kupfer und (1885) 4541 Einw. Zur Stadt gehören Münzenberg (einst Wohnort von K. Simrock), die Löwenburg im Siebengebirge und die Rheininsel Grafenwerth.

Honneur et patrie (franz.), "Ehre und Vaterland", Devise des Ordens der Ehrenlegion (s. d.).

Honneurs (franz., spr. onnör), s. v. w. Ehrenbezeigungen (s. d.). Die H. machen heißt auch s. v. w. den Wirt (besonders bei einer geladenen Gesellschaft) machen. Im Karten-, namentlich Whistspiel, heißen H. (oder Figuren) die vier oder mehr aufeinander folgenden höchsten Karten, im Kegelspiel eine Anzahl geworfener Kegel, für welche mehr Points als gewöhnlich gerechnet werden.

Hönningen, Pfarrdorf im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Neuwied, am Rhein, zur Bürgermeisterei Leutersdorf gehörig und mit dieser (1885) 5645 meist kath. Einwohner zählend, hat vortrefflichen Weinbau (Dellenberger); dabei die Ruine des Schlosses Arensfels.

Honny soit, qui mal y pense (franz.), "Schande sei, wer Arges dabei denkt!" Devise des vom König Eduard III. von England 1350 gestifteten Hosenbandordens (s. d.). Das Wort selbst war (einer Stelle in den Acta Sanctorum, III, zufolge) schon vor Eduard III. in Frankreich sprichwörtlich.

Honolulu, Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Hawai, an der Südküste der Insel Oahu, deren vorgelagerte Korallenriffe hier einen für die größten Schiffe brauchbaren Hafen bilden; an der Einfahrt ist seit 1869 ein 8 Seemeilen weit leuchtender Turm errichtet (s. Plan). Die Stadt hat breite, mit Lava oder Korallenstein belegte und mit Mangobäumen, Akazien, Mimosen, Palmen eingefaßte, aber staubige Straßen, sechs Kirchen, darunter eine für Eingeborne und eine chinesisch-christliche, ein großes Parlamentsgebäude, das zugleich die Büreaus der Regierung, ein Museum und eine Bibliothek enthält (davor ein Standbild Kamehamehas I.), Zollamt, Bank, Hospital, den aus mehreren Gebäuden bestehenden königlichen Jolanipalast in einem großen, schattigen Garten, die 200 Mann fassende Kaserne, Gefängnisse, mehrere große Schulen, ein Asyl für Geisteskranke, eine Besserungsanstalt für jugendliche Verbrecher, Waisenhaus u. a. In den Hauptstraßen befinden sich zahlreiche zuweilen recht stattliche Geschäftslokale, am Hafen weitläufige Magazine. H. hat Wasserleitung, ein ausgebildetes Telephonsystem, eine trefflich eingerichtete Feuerwehr und Droschken. Im Versicherungswesen sind 28 Gesellschaften, darunter 11 deutsche, vertreten. Für Geselligkeit sorgen ein deutscher Verein und ein englischer Klub, für Kunstgenuß ein Theater und zwei Musikvereine. Es erscheinen 7 Zeitungen, davon 4 in englischer, 3 in hawaischer Sprache. Die Zahl der Einwohner belief sich Ende 1884 auf 20,487 Seelen. Die Stadt gleicht einem lieblichen Garten mit der prachtvollsten Vegetation und erhält durch 1000 m hohe erloschene Vulkane einen romantischen Hintergrund; auf einem derselben, dem Puwaina (Punschbowle) oder Fortberg, welcher Stadt und Hafen beherrscht, ist eine buntscheckig aus Geschützen verschiedensten Kalibers bestehende Batterie errichtet. Über diesen Berg führt der Weg zuerst durch das reizende Nuuanuthal, in welchem schöne Landhäuser mitten zwischen Hütten und Gärten der Eingebornen liegen, dann über den Pali von Koolau zur Nordküste. Die sonstige Umgebung ist sandige und staubige Ebene. H. ist der weitaus wichtigste Hafen des Königreichs. 1884 liefen 186 Handelsschiffe von 173,169 Ton. ein; es ist Station der Dampfer der Union Steamship Company of New Zealand (monatlich von H. über Auckland nach Sydney) und der Ocean Steamship Co. (zweimal im Monat von H. nach San Francisco). Die Einfuhr bezifferte sich 1884 auf 4,279,278, die Ausfuhr auf 6,731,379 Doll. H. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

^[Abb.: Situationsplan von Honolulu.]

Honorant (Intervenient, lat.), im Wechselverkehr derjenige, der einen Wechsel an Stelle des Bezogenen annimmt oder zahlt (honoriert); Honorat, derjenige, für den ein Wechsel auf solche Art bezahlt wird. S. Wechsel.

Honorar (lat. Honorarium, "Ehrensold"). Zur Zeit der römischen Republik waren die Staatsbeamten unbesoldet; das Amt derselben war lediglich ein Ehrenamt, und ebendarum bezeichneten die Römer Ehre und Staatsdienst mit einem und demselben Wort: "honor" (daher der Ausdruck Jus honorarium, s. d.). Etwanige Gaben, namentlich Naturalleistungen, welche einem Beamten, z. B. dem Statthalter einer Provinz, dargebracht wurden, konnten hiernach an und für sich nur den Charakter eines Ehrengeschenks haben, welches ebendarum Honorarium genannt wurde. Freilich war es zu Ende der Republik nichts Seltenes, daß derartige Gaben von den Beamten gefordert wurden, und daß sogar Erpressungen vorkamen. Heutzutage beziehen die Beamten ihren bestimmten Gehalt, und es ist denselben sogar die Annahme von Geschenken in Beziehung auf dienstliche Verrichtungen untersagt (s. Amtsverbrechen). Dagegen bezeichnet man jetzt mit H. den Betrag, welcher als Entgelt für wissenschaftliche oder künstlerische Leistungen, namentlich der Schriftsteller,