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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hosenbandorden; Hosenrollen; Hosianna; Hosius

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Hosenbandorden - Hosius.

wurden (Rollhosen, Abbildung 2), oder, von der Seite geschlitzt, weitbauchig bis über die Kniee reichten (Pumphosen, Abbildung 3). Als Nachfolgerin dieser beiden erscheint im 17. Jahrh. zunächst eine mäßig weite, faltige Hose, die etwas über die Kniee oder auch weiter herabreichte, bis unter Ludwig XIV. wiederum die kurze, aber ziemlich enge Kniehose zu einer Herrschaft gelangte, die erst in unserm Jahrhundert durch die langen, bis auf die Füße reichenden Pantalons verdrängt und nur noch in der Galakleidung im Gebrauch gelassen wurde. Vgl. auch die Tafeln "Kostüme" I, Fig. 10, 13; II, Fig. 1, 5, 10, 12; III, Fig. 1, 3, 5, 10, 12, 13. Die Bergschotten sind fast noch die einzige europäische Nation, welche keine H. trägt.

Hosenbandorden (Orden des blauen Hosenbandes, Order of the Garter, auch Orden des heil. Georg in England), vom König Eduard III. von England um 1350 gestifteter Orden, dem Rang nach der erste Orden Englands. Die gewöhnlichste Angabe seiner Entstehung ist folgende: Eduard habe auf einem Ball, als seiner Geliebten, der Gräfin Salisbury, das linke blaue Strumpfband entfiel, dies rasch aufgenommen und dabei zufällig das Kleid der Gräfin mit gefaßt und etwas gehoben. Umstehende hätten sich darüber scherzhafte Äußerungen erlaubt, wodurch die Gräfin sich gekränkt gefühlt und Eduard entrüstet zur Genugthuung seiner Geliebten und zum Beweis der Reinheit seiner Handlung laut ausgerufen habe: "Honny soit, qui mal y pense!" ("Verhöhnt oder entehrt sei, wer Arges dabei denkt!") und sodann noch geäußert, er wolle dieses blaue Band zu solchen Ehren bringen, daß die, welche über dasselbe gespöttelt, sich noch glücklich schätzen sollten, es tragen zu dürfen; bald darauf sei der Orden vom blauen Hosenband von ihm gestiftet und jenes Wort zum Motto desselben genommen worden. Diese Entstehungsgeschichte des Hosenbandordens ist ebensowenig urkundlich erhärtet wie die, daß er ihn zum Andenken an die Schlacht bei Crécy gestiftet habe. In den Statuten des Ordens, welche Eduard demselben gab, heißt es bloß, daß er ihn zu Ehre Gottes, der heiligen Jungfrau und des heil. Märtyrers Georg, des Schutzpatrons Englands, in seinem 23. Regierungsjahr (1350) gestiftet habe. Die ursprüngliche Verfassung des Ordens hat im Lauf der Zeit nur unbedeutende Abänderungen erlitten. Nach dem Statut vom 17. Jan. 1805 könnten ihn nur Regenten und Engländer aus dem höhern Adel erhalten; er besteht aus Einer Klasse, und die Zahl der Mitglieder ist mit Einschluß des Königs auf 26 bestimmt, worunter aber die Prinzen des königlichen Hauses und auswärtige Ritter nicht mit begriffen sind. Auf dem Schloß und in der Kapelle des heil. Georg zu Windsor, worin das Bild des Heiligen, von Rubens gemalt, aufgehängt ist, wird jährlich am St. Georgstag, 23. April, Kapitel gehalten. Vorschläge zu erledigten Ritterstellen geschehen durch das Kapitel, das schon durch sechs Ritter gebildet werden kann, und der König entscheidet. Außer jenen 26 Rittern ernennt der König noch 26 sogen. Arme Ritter von Windsor, die eigentlich aus dem Ritter- oder Militärstand genommen werden sollen, jetzt aber gewöhnlich bejahrte, dem König empfohlene Hofdiener sind; dieselben erhalten eine Pension von 300 Pfd. Sterl. Die Offizianten des Ordens, welche besondere Ehrenzeichen und Zeremonienkleidung haben, sind: ein Prälat, stets der Bischof von Winchester, ein Kanzler, der Bischof von Oxford, ein Registrator, der Dekan von Windsor, ein Wappenkönig, der die Aufsicht über die Zeremonien bei Ordensfeierlichkeiten hat und Garter king of Arms heißt, und ein Schwarzstab (Black Rod), der bei Feierlichkeiten einen schwarzen Stab in der Hand hält und Reichsthürsteher ist. Außer diesen unterhält der Orden noch eine Anzahl Canonici. Die Aufnahme eines Ritters, die in genannter Kapelle stattfindet, geschieht mit außerordentlichem Prunk und großen Feierlichkeiten. Wenn auswärtige Regenten die Dekoration des Ordens erhalten, so wird ihnen solche gewöhnlich durch eine eigne Gesandtschaft überschickt, in deren Begleitung immer der Wappenkönig ist. Das Ordenszeichen besteht in einem Knieband von dunkelblauem Samt mit einem Rand und dem in Gold darauf gestickten Motto: "Honny soit, qui mal y pense". Unter dem linken Knie wird es durch eine goldene Schnalle befestigt. Dazu wird ein breites dunkelblaues Band, von der linken Schulter nach der rechten Hüfte hängend, getragen, an dessen Ende ein goldener, mit Brillanten verzierter Schild (the George) befestigt ist, auf dem der heil. Georg in goldener Rüstung und zu Pferde, den unter ihm liegenden Drachen erlegend, abgebildet ist. Ferner tragen die Ritter auf der linken Brust einen silbernen achtstrahligen Stern mit dem roten Kreuz des heil. Georg in der Mitte und umgeben von dem blauen Knieband mit dem Ordensmotto. Bei festlichen Gelegenheiten tragen die Ritter ein besonderes Feierkleid. Die Kette wurde von Heinrich VIII. hinzugefügt. Sie ist 30 Unzen schwer, und ihre 26 Glieder (eine Anspielung auf die Zahl der Ritter) bestehen aus blau emaillierten Kniebändern mit einer Rose in der Mitte und Liebesschleifen. S. Tafel "Orden". Vgl. Thulemarius, Vom engelländischen Ritterorden St. Georgii oder des blauen Hosenbandes (Jena 1744); Ashmole, The history of the most noble order of the Garter (Lond. 1658): Beltz, Memorials of the order of the Garter (das. 1841).

Hosenrollen, in der Theaterwelt Bezeichnung für Männerrollen, die von Frauen, oder auch solche weibliche Rollen, die nur in der Verkleidung eines Mannes gespielt werden. Als Beispiel der erstern Gattung ist Bellinis Romeo, als Beispiel der letztern Beethovens Fidelio zu nennen. Im Schauspiel bedient man sich besonders zur Darstellung junger flotter Burschen u. dgl. gern der Damen. Eine wegen ihrer Darstellung von H. berühmte Schauspielerin war Virginie Déjazet (s. d.). Von einigen Virtuosinnen sind auch mehrere sonst außerhalb der Sphäre der H. liegende Partien zu solchen gemacht worden, z. B. der Hamlet von Fräulein v. Vestvali (s. d.).

Hosianna (Hoschana, Osanna, hebr., "gib ihm Heil! hilf ihm doch!"), der aus Psalm 118, 25 entnommene Willkommensgruß der Juden beim Einzug Christi in Jerusalem (Matth. 21, 9).

Hosius, 1) namhafter Kirchenlehrer, geboren um 256, ward Bischof von Corduba und bald Günstling des Kaisers Konstantin d. Gr., der sich seiner in den arianischen Streitigkeiten als Vermittler bediente. H. führte die Berufung der Kirchenversammlung zu Nicäa (325) herbei. Auch auf derjenigen zu Sardica (343) präsidierte er und wirkte für das Nicäische Glaubensbekenntnis, mußte aber 357 das Sirmische Glaubensbekenntnis, welches sich gegen das "Homousios" (s. Arianischer Streit) erklärte, unterschreiben. H. starb 359 in Corduba.

2) Stanislaus, Kardinal und Bischof von Ermeland, geb. 1504 zu Krakau, studierte daselbst sowie in Padua und Bologna die Rechte. König Siegmund I. ernannte ihn zu seinem Sekretär. H. em-^[folgende Seite]