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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Huşi; Husiatyn; Husinetz; Hüsing; Huskisson; Huß

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Huşi - Huß (Johs.)

ägypt. Mohammedaner ist der Kopf des H., welcher ursprünglich in Damaskus, später in Askalon bestattet war, in der Moschee Hasanejn in Kairo begraben, wohin die Reliquie 1153 übergeführt worden sein soll. Diese Moschee ist denn auch am Aschuratage der Schauplatz großer Festlichkeiten.

Huşi (Husch), Hauptstadt des rumän. Kreises Falciu (Moldau), unweit der russ. Grenze und des Pruth, Sitz eines Bischofs, hat (1889) 12660 E., ein Priesterseminar, eine 1491 erbaute Kathedrale und 6 Kirchen. Eine schmalspurige Bahn führt von der Station Crasna an der Hauptlinie Berlad-Jassy nach H. Der Handel ist gegen früher zurückgegangen.

Husiatyn. 1) Bezirkshauptmannschaft in Galizien, hat 872,83 qkm und (1890) 89377 (44129 männl., 45248 weibl.) E., 14000 Häuser mit 18531 Wohnparteien in 50 Gemeinden mit 114 Ortschaften und 46 Gutsgebieten und umfaßt die Gerichtsbezirke H. und Kopyczynce. – 2) Marktflecken und Sitz der Bezirkshauptmannschaft H., durch den zum Dnjestr gehenden Zbrucz von der russ. Stadt Gusjatin getrennt, an der Linie Stryj-H. (257 km) der Österr. Staatsbahnen (Galiz. Transversalbahn), hat (1890) 6060 meist israel.-poln. E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (377,41 qkm, 23 Gemeinden, 53 Ortschaften, 22 Gutsgebiete, 41552 E.), Zollamt, eine Kontumazanstalt und Handel nach dem benachbarten Podolien. Vom 14. bis 15. Juli 1893 wurden etwa 100 Häuser, Kirche und Synagoge des Ortes ein Raub der Flammen.

Husinetz, Marktflecken in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Prachatitz in Böhmen, hat (1890) 1695 czech. E., Post; Strumpfwirkerei, Wollspinnerei, Fez-, Zündhölzchen-, Drahtfabrik, Sägewerk, Kunstmühle. In älterer Zeit wurde in der Flanitz bei H. Gold gewaschen und vor Einführung der Holzschwemme war der Bach reich an Perlenmuscheln. H. ist Geburtsort von Johannes Huß, dessen Geburtshaus eine Gedenktafel mit seinem Brustbild trägt.

Hüsing, eine dünne, aus zwei Hanfsträngen zusammengeschlagene geteerte Leine, die an Bord vielfach in der Takelung als starker Bindfaden (Bändsel) Verwendung findet.

Huskisson (spr. hößkiss’n), William, engl. Politiker, geb. 11. März 1770 in Worcestershire, kam jung nach Frankreich, nahm in Paris am Bastillensturm teil und kehrte erst 1792 nach England zurück. 1796 trat er ins Parlament, bekleidete unter Pitt zuerst untergeordnete Ämter, war 1804‒6 und 1807‒9 Schatzkammersekretär. Von 1807 bis zu seinem Tode saß er im Unterhaus und 1814 wurde er Generaldirektor der Forsten und Mitglied des Geheimen Rates (Privy Council, s. d.). Bei seinen an Adam Smith geschulten Anschauungen stimmte er wenig mit der reaktionären und extrem schutzzöllnerischen Politik des Torykabinetts überein. Seine freiern Ideen konnten aber erst Geltung erhalten, als er endlich mit der Übernahme des Auswärtigen durch seinen Freund Canning 1822 Präsident des Handelsamtes und in Cannings Ministerium 1827 Staatssekretär für die Kolonien wurde. Er begann, wenn auch mit Vorsicht, an dem System der hohen Schutzzölle zu rütteln, hob mehrere auf und durchbrach zuerst die Bestimmung der Navigationsakte (s. d.), die noch immer den Handel fremder Schiffe mit England stark einschränkte. Er schied bald nach dem Antritt des Toryministeriums Wellington Mai 1828 aus. Als die Eisenbahn zwischen Liverpool und Manchester eröffnet wurde, fiel er beim Einsteigen unter die Räder und starb an demselben Tage an seinen Verletzungen (15. Sept. 1830). Eine Auswahl seiner «Speeches» erschien 1831 zu London in drei Bänden.

Huß (richtiger Hus, czech., d. h. Gans), Johs., der Reformator Böhmens, geb. 6. Juli 1369 zu Husinetz bei Prachatitz im südl. Böhmen als Sohn wohlhabender Bauern czech. Stammes, studierte seit 1389 zu Prag, erhielt die Priesterweihe, ward 1393 Baccalaureus der freien Künste, 1394 der Theologie, 1396 Magister der freien Künste. 1398 begann er als solcher Vorlesungen an der Universität zu halten und war von Okt. 1402 bis April 1403 Rektor der Prager Universität. Schon bei einer Disputation von 1399 zeigte sich, daß H. in manchen Punkten den Lehren Wiclifs (s. d.) zustimmte. Nach seiner Ernennung zum Pfarrer an der Bethlehemskapelle in Prag (1402) trat H. immer entschiedener gegen die Verweltlichung der Kirche auf. Doch ging er in seinen Reformbestrebungen zunächst nicht über den Rahmen der kath. Kirche hinaus, sondern verlangte nur, daß durch eine gründliche Reform der Kirche an Haupt und Gliedern die schreienden Mißstände beseitigt würden. Daher erklärt es sich, daß er nicht bloß weite Kreise des Volks, sondern auch die Gunst des Königs und des Erzbischofs gewann. König Wenzel bestellte H. zum Beichtvater der Königin Sophie. Der Erzbischof Sbynko ernannte ihn und seinen Gesinnungsgenossen Stanislaus von Znaim 1403 zu Synodalpredigern, übertrug H. sogar die Untersuchung über das sog. Wilsnacker Wunderblut (s. Wilsnack) und verbot auf Grund seines Gutachtens die Wallfahrten an jene Wunderstätte. Ein Konflikt entstand zuerst an der Universität. Hier wurden 1403 aus den Schriften Wiclifs 45 Sätze als ketzerische Irrtümer bezeichnet. Vergebens behauptete H., jene Sätze seien von Wiclif gar nicht in dem ihnen beigelegten Sinne geschrieben. Nur die böhm. Nation trat ihm bei, während die drei übrigen in der Verurteilung Wiclifs einig waren; 1408 wurde sie wiederholt. Zu gleicher Zeit verfügte König Wenzel, um die Zustimmung und Unterstützung der Universität Prag für seine Politik in Sachen des päpstl. Schismas zu erhalten, durch ein Dekret vom 18. Jan. 1409, daß die böhm. Nation in allen Angelegenheiten der Universität drei, die übrigen drei Nationen (Bayern, Sachsen und Polen) zusammen nur eine Stimme haben sollten, während sonst jede Nation eine Stimme hatte. Die Folge war, daß Tausende von Studenten mit ihren Lehrern auswanderten und die Universität Leipzig gründeten. Welchen Anteil H. an dieser Maßregel gehabt hat, läßt sich nicht sicher feststellen, doch hat er später selbst behauptet, sie veranlaßt zu haben, und die Universität wählte ihn sofort nach jenem Ereignis zu ihrem Rektor. Auch der Adel hielt großenteils zu H., während die Geistlichkeit, die sich durch ihn in ihrem Ansehen und in ihren Einkünften bedroht sah, ihm mehr und mehr entgegentrat. Infolge ihrer Beschwerden entzog ihm der Erzbischof 1408 den Auftrag als Synodalprediger, untersagte ihm bald darauf alle priesterlichen Funktionen und veranlaßte Papst Alexander Ⅴ., in einer Bulle vom 20. Dez. 1409 die Verbreitung Wiclifitischer Irrlehren und das Predigen an andern als den herkömmlichen Orten bei Strafe der Exkommunikation zu verbieten. Infolgedessen ließ der Erzbischof 16. Juli 1410 mehr als 200