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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Huf; Hufbeschlag; Hufe

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Huf (geometrisch) - Hufe.

der Zehe. Diese Schrägheit ist völlig regelmäßig, wenn an den Vorderhufen die Zehenwand in einem Winkel von 45°, an den Hinterhufen in einem Winkel von 50-55° gegen den Boden geneigt ist. Der untere Rand der Hufwand sowie der Strahl dienen dem Pferd zur eigentlichen Stütze. Geht das Pferd viel auf steinigem oder hartem, scharfem Boden, welchen es in der Freiheit zu vermeiden sucht, so nutzt es den H., namentlich den Tragerand der Wand, stärker ab, als er nachwachsen kann; das Tier empfindet dann Schmerz bei dem Druck der Sohle, welche nicht mehr durch den Hufrand über den Boden emporgehoben wird. In der Dienstbarkeit kann dem Pferd aber die deshalb nötige Schonung des Hufs nicht nachgelassen werden; die Kunst muß daher zu Hilfe kommen, um den Hufrand durch ein hartes Metall gegen äußere Beeinträchtigung zu schützen (s. Hufbeschlag), Pferde in hohen, trocknen Gegenden haben kleine, harte Hufe, in niedern, feuchten große und weiche. Übrigens unterscheidet man der Gestalt nach von dem normalen H. den Platthuf oder spitzen H. (Fig. 3 a), der breiter ist, als er sein sollte, eine zu schräge Wand und eine platte Sohle hat, den Vollhuf, bei welchem die Sohle nach unten gewölbt ist, den Bockhuf oder stumpfen H. (Fig. 3b), der zu steil und an den Trachten zu hoch ist, und den Zwanghuf, bei dem der Strahl zu schmal ist und die Trachtenwände eingezogen erscheinen. Diese Abweichungen von der normalen Form sind meist die Folge eines unzweckmäßigen Beschlags. Vgl. Leisering und Hartmann, Der Fuß des Pferdes in Rücksicht auf Bau und Verrichtungen und Hufbeschlag (6. Aufl., Dresd. 1886); Miles, Der Huf des Pferdes und dessen fehlerfreie Erhaltung (a d. Engl., 3. Aufl., Frankf. 1876); Brücher, Grundzüge der Mechanik des Hufs (Hannov. 1876); Möller. Die Hufkrankheiten des Pferdes (Berl. 1880).

^[Abb.: Fig. 3. Spitzer Huf. Stumpfer Huf.]

Huf, im geometr. Sinn ein schräg abgeschnittener Cylinder, dessen ebene Endflächen sich in einer Kante schneiden. Der Inhalt eines solchen Körpers und überhaupt jedes schräg abgeschnittenen Cylinders wird gefunden, wenn man einen Normalschnitt (senkrecht zu den Mantellinien des Cylinders) durch den Körper legt, dessen Fläche Q sowie seinen Schwerpunkt S bestimmt, hierauf durch letztern eine Senkrechte legt, welche die Endflächen in zwei Punkten schneidet, deren Entfernung h heißen mag; der Inhalt ist dann Q.h. Vgl. Zehme, Die Geometrie der Körper, S. 65 (Iserl. 1859).

Hufbeschlag, die Kunst, den Huf, namentlich des Pferdes, durch bestimmte Handgriffe und mittels gehöriger Werkzeuge auf eine dem Gebrauch des Tiers und dem Wachsen des Hufs entsprechende zweckmäßige Art niederzuschneiden, dann die untere Fläche desselben mit einem seiner Form nach und den Bestimmungen des Pferdes angemessenen Eisen (s. Hufeisen) zu belegen und dieses mit Nägeln an den Hornwänden zu befestigen. Zum Beschneiden des Hufs bedient man sich am besten des englischen Rinnmessers und einer Raspel (Hufraspel). Von der Sohle darf nur das sogen. tote Horn, welches sich in Schollen bereits zum Teil abgelöst hat, entfernt, von der Wand nur der über die Sohle vorstehende Rand abgetragen werden. Nach Abnahme des alten Eisens reinige man den Huf vom Schmutz und untersuche genau, ob nicht etwa ein Stück von einem Nagel darin zurückgeblieben ist; ist dieses der Fall, so muß solches mit der Zange oder dem Durchschlag entfernt werden, damit es nicht beim Einschlagen der Nägel nach innen getrieben werde. Wenn man das abgenommene, neu zugerichtete oder verbesserte oder das neue Eisen auflegt, muß man sich mit der Lochung bei verdorbenen Füßen nach dem guten, unzerspaltenen Horn richten. Beim Aufnageln werden die Hufnägel durch die Löcher des Eisens so in und durch den Huf getrieben, daß sie etwa zwei Finger hoch über dem Eisen wieder aus dem Horn der Wand herauskommen. Junge Pferde bis in das vierte oder fünfte Jahr und alten sandigen Gegenden oder im Marschland und in Boden, wo Steine und Berge selten sind, werden barfuß gelassen. Man unterscheidet nach der Jahreszeit den Sommer- und den Winterbeschlag, welch letzterer wiederum in den Beschlag mit Scharfnägeln, mit Scharfstollen und mit Schraubstollen abgeteilt wird. Das Beschlagen der Pferde ist seit dem Anfang der christlichen Zeitrechnung bekannt. Xenophon erzählt, daß asiatische Völker den Pferden Socken über die Füße zogen; den Kamelen legte man auf großen Reisen und im Krieg hänfene Schuhe an. In späterer Zeit erst belegte man die Hufe der Maultiere mit eisernen Platten, welche mit Riemen an den Fuß gebunden oder durch einen umgelegten Rand an den Huf genietet wurden. Die Maultiere des Nero hatten silberne, die Mauleselinnen seiner Gemahlin Poppäa goldene Sohlen dieser Art. In den Gräbern der alten Deutschen und Wenden sind Hufeisen gefunden worden, deren Alter sich nicht bestimmen läßt. Die ältesten erwiesenen sind aus dem Grabmal Childerichs zu Tournai, klein und dünn, ohne Griff und Aufzug an den Stollenenden, mit kleinen Stollen und näher an der Mitte des Eisens befindlichen Nagellöchern. Als Markgraf Bonifacius von Toscana 1038 seine Braut einholte, hatten die Pferde seines Gefolges silberne Hufeisen, die mit silbernen Nägeln angeschlagen waren. Erst in den letzten Jahrzehnten ist die Kunst des Hufbeschlags unter Berücksichtigung des anatomischen Baues der Hufe vervollkommt worden. Ein wesentliches Erfordernis hierbei ist, daß nur die tragfähigen Teile des Hufs durch das Eisen belastet werden. Am meisten wird beim H. durch die Wahl zu kurzer Eisen gefehlt, bei welchen leicht Überdehnungen und Zerrungen der Sehnen und Bänder an den Gliedmaßen entstehen. Vgl. Leisering und Hartmann, Der Fuß des Pferdes etc. (6. Aufl., Dresd. 1886); Groß, Theorie und Praxis des Hufbeschlags (4. Aufl., Stuttg. 1869); Pillwax, Lehrbuch des Huf- und Klauenbeschlags (4. Aufl., Wien 1884); Schwab, Katechismus der Hufbeschlagskunst (15. Aufl., Stuttg. 1880); Rueff, Beschlagkunde (Berl. 1876); Dominik, Ausübung des rationellen Hufbeschags ^[richtig: Hufbeschlags] (das. 1870); Lungwitz, Der Lehrmeister im H. (Dresd. 1884); Gutenäcker, Die Lehre vom H. (Stuttg. 1884); Zürn, Die Lehre vom H. (7. Aufl., Weim. 1883).

Hufe (Hube, althochd. huoba, mittellat. mansus), eigentlich ein eingezäuntes Stück Ackerland; dann ein Stück Land von dem Umfang, daß sich ein Landmann mit seiner Familie davon ernähren, und daß er es jährlich mit einem Gespann Pferde bestellen konnte; endlich ein früher gebräuchliches Acker- oder Feldmaß von freilich sehr verschiedener Größe, gewöhnlich 30 Morgen (s. d.). In Mecklenburg um