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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hurricane; Hurrur; Hurtādo; Hurter; Hus; Husāren

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Hurricane - Husaren

Hurricane (engl., spr. hörrikehn), gewöhnlich Westindia-Hurricane, auch Barbados-Hurricane, die Luftwirbel (s. d.), die über die Inseln Westindiens ziemlich häufig hinwegziehen. Sie bilden sich in der Nähe der Kap Verde-Inseln, ziehen quer über den Ocean nach Westindien, biegen hier scharf um und streichen längs des Golfstroms nach Europa zu. Es ist unzweifelhaft, daß ihr Wesen mit der Meeresströmung eng verknüpft ist. Viele sind mit den heftigsten Stürmen und elektrischen Entladungen verbunden, die sie zu den großartigsten und furchtbarsten Naturerscheinungen stempeln. Barbados-Hurricane heißen sie von dem großen Orkan im Sept. 1790, der hauptsächlich die Insel Barbados schwer traf. Die H. treten zwar zu allen Jahreszeiten auf, am häufigsten aber im Juli bis Oktober, also in den besonders warmen Monaten. Von 355 H. von 1493 bis 1855 kamen 5 im Januar, 7 im Februar, 11 im März, 6 im April, 5 im Mai, 10 im Juni, 42 im Juli, 96 im August, 80 im September, 69 im Oktober, 17 im November, 7 im Dezember vor. – Vgl. Reye, Die Wirbelstürme, Tornados und Wettersäulen (Hannov. 1880).

Hurrur, Landschaft in Ostafrika, s. Harrar.

Hurtādo (spr. ur-), Diego H. de Mendoza, s. Mendoza.

Hurtādo (spr. ur-), Luis H. de Toledo, span. Dichter des 16. Jahrh., geb. gegen 1530 zu Toledo, wo er als Pfarrer der Kirche San Vicente thätig war und nach 1589 starb, verfaßte eine Prosaübersetzung der «Metamorphosen» des Ovid (Toledo ohne Jahr), eine «Historia de S. Joseph» (ebd. 1589) in Versen, eine Anzahl von Gedichten und poet. Dialogen, die zum Teil in den «Cortes de casto amor y cortes de la muerte» (1557) veröffentlicht, zum Teil noch ungedruckt sind; ein Hirtenspiel «Egloga Silviana» (Toledo 1553) u. a. Die viel bestrittene Frage, ob ihm der Ritterroman «Palmerin de Inglaterra» (ebd. 1547) zuerkannt werden dürfe, wird noch dadurch kompliziert, daß 1548 ein anderer Luis H., ein Mendoza aus Madrid, dichtete. Höchst wahrscheinlich ist der Portugiese Moraes der Verfasser. – Vgl. C. M. de Vasconcellos, Palmeirim de Inglaterra (Halle 1883).

Hurter, Friedr. Emanuel von, Geschichtschreiber, geb. 19. März 1787 zu Schaffhausen, studierte in Göttingen evang. Theologie, wurde 1808 Pfarrer zu Beggingen, 1810 zu Löhningen, 1824 Koadjutor des Antistes zu Schaffhausen, 1835 Antistes und Dekan daselbst. Als solcher schrieb er seine die mittelalterliche Hierarchie verherrlichende «Geschichte Papst Innocenz’ Ⅲ. und seiner Zeitgenossen» (4 Bde., Hamb. 1834‒42). H. kam deshalb in den Verdacht des Kryptokatholicismus und geriet mit seinen Amtsbrüdern, gegen die er die scharfe Verteidigung «Der Antistes H. von Schaffhausen und seine sog. Amtsbrüder» (Schaffh. 1840) schrieb, in Streitigkeiten, legte 1841 seine Stelle nieder und trat 1844 in Rom zur kath. Kirche über. Diesen Schritt suchte er in der Schrift «Geburt und Wiedergeburt» (3 Bde., Schaffh. 1845‒46) zu erklären. 1846 als Hofrat und kaiserl. Historiograph nach Wien berufen, verlor er infolge der Ereignisse von 1848 diese Stellung, die er jedoch 1852 zurückerhielt; zugleich wurde er in den erblichen Adelsstand erhoben. Er starb 27. Aug. 1865 zu Graz. Das bedeutendste von H.s spätern histor. Werken ist die «Geschichte Ferdinands Ⅱ. und seiner Eltern» (Bd. 1‒11, Schaffh. 1850‒64); sonst sind zu nennen: «Denkwürdigkeiten aus dem letzten Decennium des 18. Jahrh.» (ebd. 1840), «Philipp Lang, Kammerdiener Rudolfs Ⅱ.» (ebd. 1851), «Zur Geschichte Wallensteins» (Freib. i. Br. 1855), «Wallensteins vier letzte Lebensjahre» (Wien 1862). – Vgl. Heinr. von Hurter, Fnedrich von H. und seine Zeit (2 Bde., Graz 1876‒77).

Hurter, Hugo Adalbert Ferd. von, kath. Theolog, Sohn des vorigen, geb. 11. Jan. 1832 zu Schaffhausen, studierte in Rom, wo er 1855 die Priesterweihe empfing, trat 1857 in Österreich in den Jesuitenorden ein und wurde 1858 Professor der Dogmatik an der Universität Innsbruck. H. veröffentlichte: «Über die Rechte der Vernunft und des Glaubens» (Innsbr. 1863), «Sanctorum Patrum opuscula selecta ad usum praesertim studiosorum theologiae» (48 Bde., ebd. 1868‒85; Series altera, 6 Bde., 1884‒92), «Leonardi Lessii de summo bono et aeterna beatitudine hominis libri Ⅳ» (hg. Freib. i. Br. 1869), «Nomenclator literarius recentioris theologiae catholicae» (3 Bde., Innsbr. 1871‒86; Bd. 1 u. 2 in 2. Aufl. 1892‒93), «D. Thomae Aquinatis sermones» (herausgegeben ebd. 1874), «Theologiae dogmaticae compendium» (3 Bde., ebd. 1878; 8. Aufl. 1893), «Medulla theologiae dogmaticae» (ebd. 1880; 4. Aufl. 1893).

Hus, Joh., Reformator, s. Huß.

Husāren, ursprünglich das ungar. Aufgebot zu Pferde (huszár), so genannt, weil von je 20 Häusern (magyar. húsz) ein bewaffneter Reiter gestellt werden mußte. Sie kamen zuerst gegen das Ende des 15. Jahrh. unter Matthias Corvinus vor, waren zunächst aber gepanzerte und schwer bewaffnete Reiter; erst später entwickelte sich aus ihnen eine irreguläre leichte Reiterei in ungar. Nationaltracht (Pelz und Dolman). Gegen Ende des 17. Jahrh. wurden in Österreich die ersten Husarenregimenter als stehende, wenn auch noch irreguläre Truppe errichtet, und die übrigen Heere folgten diesem Beispiel bald in größerm oder geringerm Umfange. In den schles. Kriegen thaten sich die ungarischen H. in der Führung des Kleinen Krieges hervor und waren namentlich in den beiden ersten schles. Kriegen gefährliche Gegner der damals noch ziemlich schwerfälligen preuß. Kavallerie; im Siebenjährigen Kriege traten ihnen bereits die preußischen H. als mindestens ebenbürtige Gegner gegenüber. In Preußen wurde zuerst 1721 ein schwaches Husarenkorps errichtet aus poln. Mannschaften, bei der spätern Vermehrung dieser Formation strebte man anfangs danach, womöglich geborene Ungarn und ungar. Pferde für die H. zu erhalten. Friedrich d. Gr. fand bei seinem Regierungsantritt zwei Husarenregimenter vor, deren Stellung in der Armee eine wenig geachtete war; in einem nach der Schlacht bei Mollwitz erlassenen Tagesbefehl des Königs heißt es in wenig schmeichelhafter Zusammenstellung: «Weiber, H. und Packknechte, die beim Plündern ertappt werden, sollen sofort gehenkt werden.» Als Gegengewicht gegen die zahlreichen und gefährlichen leichten Truppen der Österreicher vermehrte Friedrich d. Gr. die H. bedeutend, und in seinem Bestreben, diese neue Truppe als Specialwaffe zu einer mustergültigen leichten Kavallerie zu erziehen, wurde Friedrich unterstützt durch hervorragende Kavallerieführer, wie Zieten, Seydlitz, Belling, Puttkamer, Natzmer, Szekuly und Kleist. Im Siebenjährigen Kriege zeichneten sich die preußischen H. durch vorzügliche Leistungen aus. Unter Friedrich d. Gr. stieg die Stärke der preußischen H.