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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hysterisch - Iambendichtung

seitigung eventueller körperlicher Störungen (Bleichsucht, Blutarmut, Gebärmutterleiden u. dgl.) eine fortgesetzte und verständige psychische Behandlung der Kranken von der allergrößten Wichtigkeit, über welche sich allgemeine Regeln nicht wohl ausstellen lassen, sondern welche in jedem gegebenen Falle nach der Individualität der Kranken von einem erfahrenen und sachkundigen Arzt im einzelnen genau angegeben und sodann von der Umgebung der Kranken sorgfältig und beharrlich durchgeführt werden muß. Vielfach empfehlen sich Land-, See- und Gebirgsaufenthalte, Kaltwasserkuren oder die Behandlung in geschlossenen und gut geleiteten Anstalten, über die Behandlung der hysterischen Lähmungen s. Metallotherapie. – Vgl. Valentiner, Die H. und ihre Heilung (Erlangen 1852); Amann, Über den Einfluß der weiblichen Geschlechtskrankheiten auf das Nervensystem mit besonderer Berücksichtigung der H. (2. Aufl., ebd. 1874); Jolly, H. und Hypochondrie (in Ziemssens «Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie», Bd. 12, 2. Hälfte, 2. Aufl., Lpz. 1877).

Hystērisch, an Hysterie (s. d.) leidend, dadurch bedingt.

Hystērische Kugel, s. Hysterie.

Hystērisches Gelenkleiden, s. Gelenkneurose.

Hysterĭum Fr., Ritzenschorf, Pilzgattung aus der Familie der Discomyceten (s. Ascomyceten). Einige Arten leben parasitisch auf den Nadeln der Nadelhölzer. Sie bilden kleine, schwarze, elliptische oder lineale Fruchtkörper, die als Wülste aus der Blattsubstanz hervortreten. Dies geschieht gewöhnlich erst, wenn sich die Nadeln gebräunt haben und abgefallen sind. Die Ascosporen reifen erst im nächsten Frühjahr. Die wichtigsten Arten sind der Fichtenritzenschorf (s. d.), der Weißtannenritzenschorf (s. d.) und der Kiefernritzenschorf (s. d.). Ersterer erzeugt die Fichtennadelröte oder Fichtenschütte, letzterer ist eine der Ursachen der oft verheerend auftretenden Schütte (s. d.) der Kiefern.

Hysterocēle (grch.), Gebärmutterbruch, fehlerhafte Lage der Gebärmutter, wobei dieselbe durch den Leisten- oder Schenkelkanal aus der Bauchhöhle nach außen tritt und, von einem Bruchsack umkleidet, äußerlich unter der Haut zu fühlen ist. (S. Bruch.)

Hysteroepilepsie, Hysteromanie, Hysteromelancholie, s. Hysterie.

Hystĕron protĕron (grch., «das Spätere voran»), Redefigur, bei der ein Satzteil oder ein Redesatz einem andern, dem er nach Zeitfolge oder Logik nachstehen sollte, vorangestellt wird; es geschieht das namentlich dann, wenn der in logischer Folge zuletzt kommende Begriff dem Sprechenden der wichtigere und daher mehr hervorzuhebende ist; z. B. «Beide, nachdem sie erzog und gebar die göttliche Mutter» (Homer). Entsprechend heißt H. p. in der Logik Schluß- oder Beweisfehler, bei dem mit Verkehrung der natürlichen Ordnung aus dem zu Folgernden gefolgert oder aus dem zu Beweisenden bewiesen wird (petitio principii).

Hysterophōr (grch.), Gebürmutterhalter, Instrument zum Stützen der gesenkten Gebärmutter.

Hysterophýten, Ordnung aus der Gruppe der Dikotyledonen, die als Anhang zur Abteilung der Choripetalen (s. d.) gestellt wird. Sie umfaßt meist Schmarotzergewächse von sehr verschiedenem Habitus, deren Verwandtschaft mit andern Familien höchst unsicher ist. Man rechnet hierher die Familien der Aristolochiaceen, Rafflesiaceen, Santalaceen, Loranthaceen, Balanophoraceen. (S. die einzelnen Artikel.) Hierzu die Tafeln: Hysterophyten I u. II; zur Erklärung vgl. Rafflesiaceen, Brugmansia, Cytinus, Asarum, Aristolochia, Viscum, Loranthus, Langsdorffia, Scybalium, Cynomorium.

Hysteroptōse (grch.), Gebärmuttervorfall.

Hysteroskŏpie (grch.), die Untersuchung der Gebärmutter vermittelst des Mutterspiegels.

Hysterostomatŏmie (grch.), die blutige Erweiterung des Gebärmuttermundes.

Hysterotŏmie (grch.), der Kaiserschnitt; Hysterotōm, Instrument dazu.

Hystricĭdae, Familie der Nagetiere, s. Stachelschweine.

Hystricismus (vom grch. hystrix, Stachelschwein), der höchste Grad der Fischschuppenkrankheit (s. d.)

Hystrix, s. Stachelschweine.

Hythe (spr. heith), Municipal- und Parlamentsborough in der engl. Grafschaft Kent, 7 km westlich von Folkestone am Pas de Calais, hat (1891) 4351 E., die Hauptschießschule des engl. Heers und besteht aus einer Straße längs der Küste. H. war einer der Cinque Ports (s. d.); jetzt ist der Hafen versandet und die Stadt sehr zurückgekommen.

I.

I, bei den Griechen (iota) der zehnte Buchstabe, wurde bei den Lateinern (nach Ausfall des theta) und danach in unserm Alphabet der neunte. Die Griechen schrieben in älterer Zeit das gebrochene I (^[img]), das an die phöniz. Form erinnert, später das gerade Ι, das allgemein eingeführt wurde, weil das gebrochene zu leicht mit dem Zeichen für s verwechselt werden konnte. Auch die italischen, darunter das lateinische, und die aus ihnen abgeleiteten Alphabete brauchen ohne Ausnahme I als i. Ein Unterschied zwischen i und j wird nicht gemacht. Auch der Punkt über dem I fehlt in den Inschriften und ältern Handschriften. Als Zahlzeichen brauchten die Griechen Ι = 10 (s. Griechische Schrift). Als Laut gehört I zu den Vokalen (s. d. und Laut).

Als Abkürzungszeichen steht I in röm. Inschriften, Handschriften u. s. w. für imperator; als Zahlzeichen für 1. In der Physik ist I häufig die Abkürzung für die Intensität einer Wirkung, besonders für die elektrische Stromstärke. Auf deutschen Reichsmünzen bezeichnet I den Münzort Hamburg, auf ältern franz. Münzen Limoges.

Iakchos, s. Dionysos (Bd. 5, S. 329 a).

Iambe, dle Sklavin des Keleos und der Metaneira, erheiterte nach dem Homerischen Hymnus auf Demeter durch ihre Scherze die trauernde Demeter. Ihre Rolle wurde an den Festen der Demeter in Athen fortgespielt; auch der iambische Vers wird mit dieser Figur der eleusinischen Sage in Verbindung gebracht.

Iambendichtung, eine dem ion. Kleinasien entstammende Dichtungsgattung, deren Hauptvertreter Archilochus (s. d.), Simonides (s. d.) und Hipponax (s. d.) waren, und die ihre Blüte im 7. und 6. vor-^[folgende Seite]