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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Iglawa; Iglesias; Iglesias de la Casa; Iglo; Igname; Ignaschino; Ignatiana; Ignatianer; Ignatius

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Iglawa - Ignatius.

König Georg Podiebrads (1458-71) erscheint I. im kathol. Deutschstädtebund Mährens. Vor der Stadt bezeichnet ein Granitmonument den Ort, wo Ferdinand I. 1527 den böhmischen Ständen den Eid leistete, ein andres die mährische Grenze. Um 1562 kann I. als ganz protestantisch gelten und blieb es bis 1623, von welcher Zeit die starke Auswanderung protestantischer Bürgersfamilien und die Rekatholisierung der Stadt anhebt. Nach der Schlacht von Jankau (1645) fiel I. den Schweden unter Torstensson in die Hände und konnte von den Kaiserlichen erst 1647 nach harter Belagerung wieder genommen werden; 1742 ward die Stadt von den Sachsen unter Rochau genommen; 1805 fand hier ein Gefecht zwischen den Österreichern unter dem Erzherzog Ferdinand und den Bayern unter Wrede statt, wobei letztere weichen mußten. Vgl. d'Elvert, Geschichte und Beschreibung der Stadt I. (Brünn 1850); K. Werner, Geschichte der Iglauer Tuchmacherzunft (Leipz. 1861).

Iglawa, Fluß in Mähren, entspringt auf dem böhmisch-mährischen Hügelland unweit Iglau, nimmt die Oslawa und Rokitna auf und mündet, nachdem er sich mit der durch den Zusammenfluß der Schwarzawa und Zwittawa entstehenden Schwarza vereinigt, bei Muschau rechts in die Thaya.

Iglesias, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Cagliari (Sardinien), 10 km von der Westküste entfernt und mit Cagliari durch eine Eisenbahn verbunden, mit (1881) 7885 Einw., Mittelpunkt des Bergwerksdistrikts, namentlich der Blei- und Zinkgruben, des südwestlichen Sardinien, ist Sitz eines Unterpräfekten u. eines Bischofs und hat eine technische Schule.

Iglesias de la Casa, José, span. Dichter, geb. 31. Okt. 1743 zu Salamanca, studierte daselbst, empfing 1783 in Madrid die Priesterweihe und wurde Pfarrer zu Carbajosa de la Pagrada in der Diözese von Salamanca, wo er bereits 26. Aug. 1791 starb. I. stand mit seinem Freund Melendez an der Spitze der sogen. salamantinischen Dichterschule und nahm sich die klassischen Dichter Spaniens, namentlich Balbuena und Quevedo, zum Vorbild. Seine Gedichte leichterer Gattung gehören zu den lieblichsten Erzeugnissen der spanischen Lyrik, und viele von ihnen leben im Munde des Volkes, so namentlich die satirischen sogen. Brieflein (Lettrillas), in denen er die Lächerlichkeiten seiner Zeit geißelt. Weniger glücklich war er in seinen ernstern Dichtungen, obwohl auch diese sich durch klassische Reinheit der Sprache und Leichtigkeit des Versbaues auszeichnen. Seine poetischen Werke erschienen erst nach seinem Tod (Salamanca 1798, 2 Bde.) und sind seitdem öfters wieder gedruckt worden (Barcel. 1820 u. Par. 1821, 2 Bde., und im 61. Bande der "Biblioteca de autores españoles", 1869).

Iglo (Neudorf), eine der sogen. 16 Zipser Städte in Ungarn, am Hernád und an der Kaschau-Oderberger Bahn, mit evangelischer und kath. Pfarrkirche und (1881) 7871 meist deutschen Einwohnern, hat Steingut-, Papier- und Vitriolfabrikation, Mühlenindustrie, Bergbau, ein Kupferhütten- und Eisenwerk, ein evang. Gymnasium, eine Staats-Lehrerpräparandie, eine kath. Hauptschule und ist Sitz einer Berghauptmannschaft und eines Bezirksgerichts.

Igname, weiße Bataten von Guadeloupe mit sehr großen, ziemlich glatten, weißen Knollen.

Ignaschino, Ort in der russ. Amurprovinz (Ostsibirien), am Amur, in deren Nähe, aber auf chinesischem Gebiet, in jüngster Zeit reiche Goldlager aufgefunden wurden, welche eine so außerordentliche Zuwanderung vom Amur, der Schilka und dem Argun veranlaßten, daß Anfang 1885 bereits 5000 Menschen dort mit Goldsuchen beschäftigt waren.

Ignatiana Lour. (Ignatiusbaum), Gattung aus der Familie der Strychneen mit der einzigen Art I. philippinica Lour. (Strychnos Ignatii Bergius), einem hohen, kletternden Strauch auf den Philippinen und kultiviert in Kochinchina, dessen kugelige, bisweilen auch eiförmige, glatte, glänzend grüne Frucht in der fleischigen, grünlichen Pulpa bis 24 Samen, die eiförmigen, unregelmäßig kantigen und abgeflachten Ignatiusbohnen, Ignazsamen, Ignaznüsse, enthält. Diese wurden früher gegen Epilepsie und Brechruhr angewendet. Sie sind graugelb, nach Entfernung der Epidermis graugrünlich bis violettschwärzlich, sehr fest, hart und geruchlos, schmecken stark bitter und enthalten Strychnin, Igasursäure und etwas Brucin und werden, wenn sie billig zu haben sind, zur Darstellung von Strychnin benutzt. Die Ignatiusbohnen wurden 1698 in Deutschland bekannt. Die Jesuiten, welche sie von den Philippinen nach Europa gebracht hatten, beehrten diese höchst giftigen Samen mit dem Vornamen ihres Ordensstifters.

Ignatianer, s. v. w. Jesuiten.

Ignatius, 1) St. I., Bischof zu Antiochia, gilt als Schüler des Apostels Johannes und wird deshalb zu den apostolischen Vätern gerechnet. Er führt den Beinamen Theophoros, "der Gott (oder, nach seiner eignen Erklärung, Christum) im Herzen trägt". Als seinen Gedächtnistag feiert die römische Kirche den 1. Februar. Nach ihren Angaben wäre er zu Anfang des 2. Jahrh. nach Rom geschleppt und vor den Augen der schaulustigen Menge im Zirkus von Löwen zerrissen worden, nach herkömmlicher Ansicht um 107, nach Harnack erst 138, während Volkmar seinen Tod vielmehr während der Anwesenheit des Trajan in Antiochia im Dezember 115 ansetzt. Mit der römischen Sage hängt die Fiktion der sogen. Ignatianischen Briefe zusammen, welche er als Gefangener auf seiner Reise nach Rom geschrieben haben soll. Sie warnen vor Judaismus und Doketismus und verdanken ihr kirchliches Ansehen besonders der bereits außerordentlich hoch getriebenen Vorstellung vom bischöflichen Amte, die sie vertreten. Neuere Kritiker haben sie daher in allen Formen und Rezensionen, in welchen sie überhaupt existieren, d. h. sowohl die 3 syrischen Briefe als auch die 7 griechischen, welche in der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. hervortraten, sowie endlich die 13 Briefe, welche erst im 4. Jahrh. entstanden sein können, für unecht erklärt. Ausgaben des griechischen Textes enthalten die Sammlungen der Apostolischen Väter (s. d.). Vgl. Zahn, I. von Antiochien (Gotha 1873); Harnack, Die Zeit des I. (Leipz. 1878).

2) St. I., Sohn des Kaisers Michael I. Kuropalates, wurde, nachdem ihn Leo der Armenier hatte entmannen lassen, Mönch und 847 Patriarch zu Konstantinopel. Als er jedoch den Lebenswandel des Kaisers Michael III. tadelte und seinen Oheim Bardas wegen Blutschande in den Kirchenbann that, wurde er entsetzt und ins Gefängnis geworfen, entkam aber in ein Kloster. Der Papst Nikolaus lehnte sich vergeblich gegen seine Absetzung auf; ein von Photius (s. d.) 866 zusammenberufenes Konzil bestätigte dieselbe und sprach auch die Absetzung über den Papst aus. Dies war der erste äußerliche Riß, welcher die spätere Trennung der römischen von der griechischen Kirche herbeiführte. Unter dem Kaiser Basilius wurde I. 867 wieder auf den Patriarchenstuhl erhoben und starb 878. Tag: 23. Oktober.