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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Italiener – Italienische Eisenbahnen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Italien (Geschichte 1870 bis zur Gegenwart)'

Aufmerksamkeit aller europ. Kabinette und Märkte ist auf die immer noch unbehobene Krisis des ital. Staatshaushalts gerichtet. An Zinsen der Staatsschuld (s. oben S. 750 b) bezahlte I. 1892 an das Ausland 155 Mill. Frs., 30 Mill. mehr als 1891 infolge des gesunkenen Wechselkurses. Die Konsolidierung der schwebenden Schuld ist aber nur möglich bei Behebung des nun seit sechs Jahren zwischen 60 und 100 Mill. schwankenden Deficits durch größere, bei der europ. Lage aber bedenkliche Ersparungen in den Heeresausgaben oder durch neue Steuern. Für Steigerung der letztern erklärte sich denn auch Giolitti, entgegen frühern wiederholten Zusicherungen, in seiner Bankettrede vom 18. Okt. zu Dronero; von einer Erbschaftssteuer und einer progressiven Besteuerung des Einkommens über 5000 Frs. versprach er sich die Herstellung des Gleichgewichts. Am 23. Nov. 1893 traten die Kammern wieder zusammen. Gleich in der ersten Sitzung der Deputiertenkammer rief die Verlesung des Berichts des zur Prüfung der Bankangelegenheit eingesetzten parlamentarischen Siebener-Ausschusses eine solche Erregung hervor, daß Giolitti, obwohl er persönlich darin nicht angegriffen war, es vorzog, mit dem Ministerium seine Entlassung zu nehmen. Zanardelli wurde zunächst mit der Bildung eines neuen Kabinetts beauftragt; da aber der König die eingereichte Liste nicht genehmigte, trat dieser zurück, und Crispi übernahm die Bildung des Kabinetts, das sich zusammensetzt aus: Crispi (Vorsitz und Inneres), Baron Blanc (Auswärtiges), Sonnino (Finanzen), Calenda (Justiz), Baccelli (Unterricht), Mocenni (Kriegsressort), Morin (Marine), Boselli (Ackerbau), Saracco (Öffentliche Arbeiten), Ferraris (Post und Telegraphie).

Litteratur zur italienischen Geschichte. Die Hauptsammlung der Quellen bildet Muratori, Rerum italicarum scriptores (29 Bde., Mail. 1723–51; fortgesetzt von Tartini, Flor. 1748–70); teils Quellen, teils Monographien veröffentlichen das Bullettino dell' Istituto storico italiano (Rom), die Miscellanea di storia italiana (Turin), die Rivista storica italiana, das Archivio storico italiano (Florenz), die Rassegna nazionale (ebd.) und die Nuova Antologia (Rom). – Von den Bearbeitungen der ital. Geschichte sind hervorzuheben: Muratori, Annali d'Italia (12 Bde., Mail. 1744–49 u. ö.; deutsch von Baudis, 9 Bde., Lpz. 1745–50), an die sich Coppis Annali d'Italia dal 1750–1861 (Flor. 1848 fg.) und die Annali d'Italia in continuazione degli Annali del Muratori e del Coppi (von J. Ghiron, bis 1870; 8 Bde., Mail. 1888–90) anschließen; ferner die Werke von Bossi (19 Bde., ebd. 1819–23), Campiglio (7 Bde., ebd. 1837–67), Balbo (Tur. 1841 u. ö.) und dessen Fortsetzer Molinari, La Farina, C. Cantù (Storia degl' Italiani, 6 Bde., ebd. 1854; 4 Bde., 1859), Balan (7 Bde., Modena 1878–88) und das unter Villaris Leitung erscheinende große Sammelwerk einer Geschichte I.s in Einzelbearbeitungen. Von Zeittafeln sind hervorzuheben C. Rinaudo, Cronologia della storia d' Italia 476–1870 (4. Aufl., Flor. 1888), und L. Cappelletti, Fatti principali della storia d' Italia (1774–1878; Tur. 1891). Hierzu kommen von deutschen Arbeiten: Lebret, Geschichte von I. (9 Bde., Halle 1778–87); Leo, Geschichte der ital. Staaten (5 Bde., Hamb. und Gotha 1829–30); von Reumont, Beiträge zur ital. Geschichte (6 Bde., Berl. 1853–57). – Unter den ↔ zahlreichen Arbeiten über das Mittelalter sind hervorzuheben: Sismondi, Histoire des républiques italiennes du moyen âge (16 Bde., Par. 1809–18; 5. Aufl., ebd. 1840–44; deutsch, 16 Bde., Zür. 1807–24); Troya, Storia d' Italia del medio evo (14 Bde., Neap. 1839–55); Morbio, Storia de' municipj italiani (6 Bde., Mail. 1841–46); Hegel, Geschichte der Städteverfassung von I. (2 Bde., Lpz. 1847); F. Bertolini, Storia d' Italia, Medio evo (Mail. 1892). – Die Neuzeit haben C. G. G. Botta (s. d.), Ferrari (Histoire des révolutions d'Italie), 4 Bde., Par. 1858), Reuchlin (Geschichte I.s von der Gründung der regierenden Dynastien bis zur Gegenwart, 4 Bde., Lpz. 1859–73), C. Bulle (Geschichte des zweiten Kaiserreichs und des Königreichs I., Berl. 1890; Onckensche Sammlung) und N. Nisco (Storia civile del regno d' Italia 1814–80, 5 Bde., Neap. 1891) bearbeitet. – Unter den zahlreichen Arbeiten über die jüngste Epoche der ital. Geschichte sind ferner zu nennen: Montanelli, Memorie sull' Italia dal 1814 al 1850 (2 Bde., Tur. 1854–55); Farini, Storia d' Italia dall' anno 1814 (2 Bde., ebd. 1859); La Farina, Storia d' Italia dal 1815 al 1850 (2. Aufl., 3 Bde., Mail. 1864); Bianchi, Storia documentata della diplomazia europea in Italia dal 1814 al 1861 (8 Bde., Tur. 1865–72); Butt, The history of Italy from the abdication of Napoleon I. (2 Bde., Lond. 1860): Anelli, Storia d' Italia dal 1814 al 1867 (5 Bde., Mail. 1864); Menacci, Memorie documentate per la storia della rivoluzione italiana (3 Bde., Rom 1887–90); F. Bertolini, Memorie storico-critiche del risorgimento italiano (Mail. 1889); Bacci, Ricordi del risorgimento italiano 1848–89 (ebd. 1890). Al. Manzoni, La rivoluzione italiana del 1859 (ebd. 1890); D. Beisso, Il risorgimento italiano (Rom 1891); Tivaroni, L' Italia durante il dominio austriaco (2 Bde., Tur. 1892-93); außerdem schrieben über die Kriege von 1848, 1849 und 1859 und über die folgenden Ereignisse: Gualterio, Gli ultimi rivolgimenti italiani (Flor. 1852); Ranalli, Le istorie italiane dal 1846 al 1853 (ebd. 1855); Pisacane, Der Krieg in den J. 1848–49 (deutsch von Cloßmann, Chur 1852); ferner die Schriften von Bazancourt (2 Bde., Par. 1859–60), Lecomte (ebd. 1860), Rüstow und Boggio (Tur. 1864). Zur Geschichte des J. 1866 vgl. A. La Marmora. Un po' più di luce (Flor. 1873; deutsch Mainz 1873; 2. Aufl. 1874). Von Bibliographien sind zu nennen: Reumont, Bibliografia dei lavori pubblicati in Germania sulla storia d' Italia (Berl. 1863), und Manno, Bibliografia storica degli stati della monarchia di Savoia (Turin).

Italiener, eine Art des Haushuhns (s. d. [Bd. 8, S. 888 a] und Italienisches Huhn).

Italienische Buchhaltung, s. Buchhaltung (Bd. 3, S. 670 b).

Italienische Eisenbahnen. Das Königreich Italien besaß 1. Jan. 1892 ein im Betrieb stehendes Bahnnetz von 14453 km, d. i. 4,7 km auf 100 qkm und 4,4 km auf 10000 E. Das Anlagekapital für 10233 km (1887) betrug: 3039582608 Lire, d. i. 297037 Lire für 1 km, die Einnahmen (1888) 244695355 Lire, die Ausgaben 165364975 Lire. Die Spurweite beträgt bei den meisten Bahnen 1,445 m, sonst zwischen 0,85 und 0,96 m, vorwiegend 0,95 m. An Lokomotiven waren (1. Jan. 1889)

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 776.