Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jacobus; Jacobus Allemannus; Jacoby

118

Jacobus - Jacoby.

Schriften, welche ihn als den Anhänger einer freien evangelischen Kirchenauffassung bekunden. Noch sind sein Werk "Der preußische Staat" (Leipz. 1854) und die Schrift "Über das österreichische Konkordat" (das. 1856) zu nennen. 1862 von der theologischen Fakultät zu Königsberg durch das Doktorat der Theologie ausgezeichnet, 1865 zum Geheimen Justizrat ernannt, starb er 19. März 1868.

2) Eduard, bekannter Possendichter, geb. 10. Nov. 1833 zu Großstrehlitz in Oberschlesien, studierte 1854-1858 zu Berlin Medizin, promovierte 1859 und hat seitdem seinen Wohnsitz in Berlin beibehalten. Noch als Student schrieb er den beliebten Schwank "Faust und Gretchen" (1856). Seit dieser Zeit hat er eine stattliche Reihe meist einaktiger Gesangspossen selbständig oder in Gemeinschaft mit andern (O. F. Berg, O. Girndt, G. v. Moser, Jul. Rosen u. a.) verfaßt, und die meisten sind als Repertoirestücke über alle deutschen Bühnen gegangen. Wir nennen davon: "Meine Tante - deine Tante!" (Berl. 1858); "Verwandlungen, oder: für jeden etwas!" (das. 1858); "Bei Wasser und Brot" (das. 1859); "Lady Beefsteak" (das. 1860); "Wer zuletzt lacht" (das. 1861); "Lehmanns Jugendliebe" (das. 1862); "Backfische, oder: ein Mädchenpensionat" (das. 1864); "Seine bessere Hälfte" (das. 1864); "Narziß im Frack", Soloszene (das. 1865); "Beckers Geschichte, oder: am Hochzeitstag" (das. 1867); "Singvögelchen" (das. 1867); "Humor verloren - alles verloren!" (das. 1867); "Kammerkätzchen" (das. 1869); "1733 Thaler 22½ Silbergroschen" (das. 1870); "500,000 Teufel" (das Stück erlebte über 300 Aufführungen in Berlin hintereinander); "Die Galoschen des Glücks" (1876); "Die Lachtaube" (1883); "Der jüngste Leutnant" (1883) etc.

Jacobus, Name von mindestens drei nach dem Neuen Testament bei der Konstituierung der christlichen Kirche thätig gewesenen Männern: J. der ältere (major), Sohn des Fischers Zebedäus und Bruder des Johannes, einer der zwölf Apostel, soll nach Spanien gekommen sein, weshalb er (Santiago) als Schutzheiliger dieses Landes verehrt wird (s. Santiago de Compostela). Er erlitt unter Herodes Agrippa (44 n. Chr.) den Märtyrertod durch das Schwert. Sein Tag ist der 25. Juli, in der griechischen Kirche der 30. April. - J. der jüngere (minor), Sohn des Alphäus, war ebenfalls ein Apostel und wird in der griechischen Kirche 9. Okt., in der katholischen gemeinschaftlich mit Philippus (s. d.) 1. Mai verehrt. - J. der Große, der älteste unter den Brüdern Jesu (s. d.), welchen nach Josephus (Ant., XX, 9, 1) der Hohepriester Ananias in der Zwischenzeit nach der Abreise des Festus und vor der Ankunft des neuen Prokurators (62 n. Chr.) steinigen ließ. Derselbe ist wohl identisch mit dem J., welcher Apostelgesch. 15, 13 f.; 21, 18 f.; Gal. 2, 9, 12 schlechthin so genannt wird und als vorzüglich einflußreicher Vorsteher der jerusalemitischen Gemeinde erscheint, auch nach Hegesippus (Eusebs "Kirchengeschichte", II, 23) den Beinamen des "Gerechten", d. h. des Mannes nach dem Sinn des Gesetzes, führte. Die griechische Kirche verehrt ihn am 23. Okt. Derselbe gilt in der Regel auch als Verfasser des neutestamentlichen Briefs des J., welcher an die Christen außerhalb Palästinas gerichtet ist und vorzugsweise den Zweck gehabt zu haben scheint, die in ihrem christlichen Leben sich noch bemerklich machenden Mängel, namentlich Verweltlichung durch Reichtum und Üppigkeit, Streitsucht und Überschätzung der Theorie gegenüber den Werken, zu rügen. Das Interessanteste in dem mangelhaft bezeugten und schwerlich schon dem 1. Jahrh. angehörigen Brief ist die Polemik 2, 14-26. Kommentare lieferten C. F. D. Erdmann (Berl. 1881), W. Beyschlag (Götting. 1882) und Schegg (Münch. 1883). Vgl. Weiffenbach, Exegetisch-theologische Studie über Jac. 2, 14-26 (Gießen 1871).

Jacobus Allemannus, s. Griesinger 1).

Jacoby, 1) Johann, preuß. Politiker, geb. 1. Mai 1805 zu Königsberg als Sohn jüdischer Eltern, studierte daselbst und in Heidelberg Medizin, brachte dann einige Jahre auf Reisen zu und ließ sich 1830 als praktischer Arzt in seiner Vaterstadt nieder. Rücksichtslos in Bekämpfung wirklich vorhandener oder vermeintlicher Mißstände, namentlich auch auf dem staatlichen Gebiet, geriet er zu wiederholten Malen in Konflikt mit der Zensur. An den Zeitfragen beteiligte er sich mit seinen Broschüren: "Über das Verhältnis des Oberregierungsrats Streckfuß zu der Emanzipation der Juden" (1833) und "Der Streit der Pädagogen und der Ärzte" (1836). In größern Kreisen ward er besonders durch seine "Vier Fragen, beantwortet von einem Ostpreußen" (Mannh. 1841) bekannt, die ihm, da er darin scharf und bündig das Berechtigte des Verlangens des preußischen Volkes nach einer Verfassung darlegte, eine Anklage auf Hochverrat und vom Berliner Kriminalgericht trotz seiner glänzenden Verteidigungsrede eine Verurteilung zu 2½jähriger Festungsstrafe zuzogen, welches Urteil aber 1843 vom Obertribunal kassiert ward. In neuen Konflikt mit den Behörden brachten ihn seine Schriften: "Das königliche Wort Friedrich Wilhelms III.", eine Mahnung an das Verfassungsversprechen dieses Königs, "Preußen im Jahr 1845" und "Beschränkung der Redefreiheit" (1846). 1848 war er ein sehr thätiges Mitglied der Reformpartei, beteiligte sich am Vorparlament und ward in den Fünfzigerausschuß gewählt, wie er auch in die 22. Mai eröffnete preußische Nationalversammlung eintrat. Obwohl er nur selten auf der Rednerbühne erschien, war er doch durch die Schärfe und Konsequenz seiner politischen Ideen ein hervorragendes Mitglied der Linken. Als Mitglied der Deputation, die dem König im November 1848 die Adresse überreichte, worin derselbe um Bildung eines volkstümlichen Ministeriums statt des eben ernannten Brandenburg-Manteuffelschen ersucht wurde, rief er dem König die taktlosen Worte nach: "Das eben ist das Unglück der Könige, daß sie die Wahrheit nicht hören wollen". 1849 ward er an Stelle F. v. Raumers in die deutsche Nationalversammlung gewählt, nahm dann am Rumpfparlament teil und fand zuletzt in Genf ein Asyl. Auf die wider ihn auf Hochverrat erhobene Anklage stellte er sich in Königsberg, ward aber vom Geschwornengericht 8. Dez. 1849 freigesprochen und kehrte zu seiner ärztlichen Praxis zurück. Erst als der Sturz des Ministeriums Manteuffel 1858 einen Umschwung der preußischen Politik versprach, betrat J. wieder die politische Bühne mit der Schrift "Die Grundsätze der preußischen Demokratie" (Berl. 1859). Die in Königsberg 1858 auf ihn gefallene Wahl in die Zweite Kammer lehnte er ab und trat erst nach Ausbruch des Militärkonflikts 1863 in dieselbe ein, wo er zur entschiedensten Opposition gehörte. Wegen einer Rede an seine Wähler, worin er auf Steuerverweigerung als das letzte Mittel zur Lösung des obschwebenden Konflikts hingedeutet hatte, wurde er 1864 zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, die er 1866 abbüßte. Wegen einiger Stellen der von ihm verfaßten Biographie Heinrich Simons (Berl. 1865) wurde er 1866 aufs neue zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt. Den Um-^[folgende Seite]