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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jühlke; Juist; Juiz de Fóra; Jujubae nigrae; Jujuben; Jujuy

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Jühlke - Jujuy.

neuerung des Kriegs gegen ihn beschlossen wurde. Bei seiner Abreise von Rom soll er ausgerufen haben: "O der feilen Stadt! sie wird zu Grunde gehen, sobald sie einen Käufer findet!" Im folgenden Jahr (110) befehligte der Konsul Spurius Posthumius Albinus, aber ohne Erfolg, da das Heer ganz zuchtlos und verwildert war, und sein Bruder Aulus ließ sich gar in das Innere des Landes locken, wo er von J. überfallen und zu einem Vertrag genötigt wurde, wonach das römische Heer unter dem Joch hinweggehen und ganz Numidien räumen mußte. Hiermit war das Maß der Schmach für die Senatspartei erfüllt, deren Angehörige bisher den Krieg geleitet hatten; es wurde daher auf Antrag des Volkstribuns Mamilius (lex Mamilia) eine Untersuchung gegen die Schuldigen eingeleitet, infolge deren mehrere derselben verurteilt wurden, womit zugleich das politische Übergewicht, das bisher auf seiten der Senatspartei gewesen war, auf die Volkspartei überging. Und nun wurde der Krieg mit ebensoviel Redlichkeit wie Geschicklichkeit geführt, zunächst in den Jahren 109 und 108 von Quintus Cäcilius Metellus, dem Konsul des Jahrs 109. Dieser verwüstete Numidien, eroberte mehrere Städte und feste Plätze; ein Überfall, den J. in einer wasserlosen Gegend am Fluß Muthul versuchte, endete mit einer Niederlage, eine zweite Niederlage erlitt er 108; er hatte deshalb schon 109 Unterhandlungen wegen des Friedens mit Metellus angeknüpft, die aber deshalb nicht zum Ziel führten, weil Metellus verlangte, daß er sich als Gefangenen stellen sollte. Nach der zweiten Niederlage aber flüchtete sich J. zu seinem Schwiegervater, dem König Bocchus von Mauretanien. Dieser nahm sich seiner an, und 107 zogen beide Könige gegen Cirta, wohin ihnen Metellus entgegenging. Ehe es aber zur Schlacht kam, erfuhr Metellus, daß sein bisheriger Legat und Gegner Gajus Marius statt seiner von dem Volk zum Oberbefehlshaber ernannt worden sei. Er vermied also ein Zusammentreffen mit dem Feind und übergab sodann das Heer dem Marius, der in den Jahren 107 und 106 den Krieg in derselben Weise und mit demselben Glück fortsetzte wie sein Vorgänger, indem er das Land durchzog und den beiden Königen bei Cirta zwei Schlachten abgewann. Indessen die Beendigung des Kriegs wurde nicht durch die Gewalt der Waffen, sondern durch Verrat herbeigeführt. Bocchus, durch die Mißerfolge entmutigt, knüpfte Verhandlungen mit den Römern an und wurde hauptsächlich durch L. Cornelius Sulla, den Quästor des Marius, bewogen, J. auszuliefern (106). Nachdem hierauf Marius die Verhältnisse Numidiens geregelt und ein Stück davon Bocchus als Verräterlohn, ein andres Hiempsal II. und Hiarbas als Roms Vasallen zugeteilt, den Rest aber zum Gebiet der römischen Republik geschlagen hatte, feierte er 1. Jan. 104 seinen Triumph in Rom, wobei J. in Fesseln mit seinen zwei Söhnen vor dem Triumphwagen des Marius hergeführt ward. Hierauf ward J. in einen unterirdischen Kerker gestoßen, wo er den Hungertod starb. Eine meisterhafte Geschichte des Jugurthinischen Kriegs haben wir von Sallustius.

Jühlke, Ferdinand, Kunstgärtner, geb. 1. Sept. 1815 zu Barth in Pommern, erhielt im botanischen Garten zu Greifswald seine wissenschaftliche Ausbildung und ward 1834 akademischer Gärtner in Eldena, wo er mit Langethal den botanischen Garten und die Versuchsfelder anlegte. Dabei studierte er Nationalökonomie, Chemie und Physik und benutzte vielseitige Instruktionsreisen zu seiner weitern Ausbildung. Er gründete 1845 den noch jetzt blühenden Gartenbauverein in Neuvorpommern und Rügen. 1854 zum königlichen Garteninspektor ernannt, gab er mit Rohde und Trommer bis 1859 das "Eldenaer Archiv" heraus, kaufte 1858 in Erfurt eine große Gärtnerei, welche er bedeutend erweiterte, und bewirkte als Präsident des Erfurter Gartenvereins 1860-65 die Reorganisation desselben. Seit 1866 ist er als Lennés Nachfolger Direktor der königlichen Hofgärten Preußens. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Fortschritte des Gartenbaues während der letzten zehn Jahre" (Berl. 1854); "Beiträge zur Naturgeschichte der Forstpflanzen etc." (Greifsw. 1854); "Gartenbuch für Damen" (Berl. 1854, 3. Aufl. 1874); "Leitfaden zur Behandlung der Samen" (Erfurt 1857); "Gesichtspunkte bei der Samenprobe als Merkmal für die Güte des Samens" (Berl. 1859); "Die Gärten des österreichischen Kaiserstaats" (Hamb. 1861); "Die Verbesserung des wirtschaftlichen Lebens durch die Einführung, Verbesserung und Verbreitung von Kulturprodukten" (Leipz. 1863); "Über die Stellung der Botanik zur Landwirtschaft und zum Gartenbau" (Erfurt 1865); "Die Hilfsmittel zur Verbesserung der landwirtschaftlichen und gärtnerischen Kulturpflanzen" (Berl. 1868); "Die Rassenverbesserung der Kulturpflanzen" (Erlang. 1869); "Die königliche Landesbaumschule und Gärtnerlehranstalt" (Berl. 1872) Auch gab er Schmidlins "Blumenzucht im Zimmer" neu heraus (4. Aufl. Berl. 1880). - Sein Sohn Karl Ludwig, geb. 6. Sept. 1856 zu Eldena, studierte in Tübingen, Leipzig, Heidelberg und Berlin Rechtswissenschaft und trat 1881 in den praktischen Justizdienst. 1884 beteiligte er sich an der Gründung der Gesellschaft für deutsche Kolonisation, ging 24. Sept. mit der ersten Expedition nach Ostafrika, machte zwei fernere Expeditionen nach dem Kilima Ndscharo, dessen Erwerbung seiner Entschlossenheit zu verdanken ist, und Usagara und kehrte im März 1886 nach Deutschland zurück. Als Chef der im August d. J. unternommenen Somalexpedition, bei welcher er die Benadirküste, vor allem Port Durnford und die Jubmündung, erwarb, wurde er Anfang Dezember in Kismaju auf dem Gebiet des Sultans von Sansibar ermordet.

Juist, eine der ostfries. Inseln, in der Nordsee gelegen und zum Kreis Norden des preußischen Regierungsbezirks Aurich gehörig, 6 qkm groß, mit Kirche, 145 Einw. (meist Fischern) und schwach besuchtem Seebad. Sie besteht aus zwei Teilen, deren Verbindungsglied bei hohem Wasserstand von der See überflutet wird. Vgl. Brandt, Insel und Seebad J. (Norden 1883); Scherz, Die Nordseeinsel J. (das. 1886).

Juiz de Fóra (spr. dschuis), Stadt im S. der brasil. Provinz Minas Geraës, 750 m ü. M., am Parahybuna und an der Eisenbahn nach Rio de Janeiro, hat zwei höhere Schulen, Sägemühlen und Ziegeleien und 8000 Einw., die lebhaften Handel mit Kaffee und Salz betreiben. Dabei die 1857 gegründete deutsche Kolonie Dom Pedro II.

Jujubae nigrae, s. Cordia.

Jujuben (franz., spr. schüschü-), s. Zizyphus.

Jujuy (spr. chuchui), die nordwestlichste Provinz der Argentinischen Republik, im N. und W. von Bolivia, im S. und O. von Salta begrenzt, 62,332 qkm (1132 QM.) groß. Den Nordwestteil des Gebiets nimmt das 3500 m hohe Plateau der Puna de J. ein, ein mit dem Bergland von Bolivia zusammenhängendes unwirtbares, fast unbewohnbares Hochland (Despoblado genannt); den östlichen Teil bedecken von N. nach S. ziehende Bergketten, welche das Thal des obern Rio Grande, des bedeutendsten Flusses im