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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Jungfrau (eiserne) – Jüngling

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Jungfrau (Berggipfel)'

vorlagern. Von S. und SO. gesehen, stellt sie sich als schlanke Spitze dar. Der höchste Gipfel bildet einen schmalen, etwa 10 m langen Grat. Der nordöstlich abzweigende Grat scheidet den Jungfraufirn von den nördl. Gletschern und endigt am Jungfraujoch (3470 m) zwischen J. und Mönch. Während das Silberhorn der Juraformation angehört, besteht die Hauptmasse des Berges aus Gneis.

Die Besteigung der J., zum erstenmal 3. Aug. 1811 von Rud. und Heinr. Meyer von Aarau ausgeführt, wurde seither häufig wiederholt. Silberhorn und Schneehorn wurden 1863 von E. von Fellenberg und Karl Baedeker erstiegen, das Lawinenthor vom Roththal zum Jungfraufirn 1860, das Jungfraujoch 1861 zuerst überschritten.

Für den Bau einer Eisenbahn auf die J. bestehen vier Entwürfe. Nach dem ersten soll die Bahn als schmalspurige Adhäsionsbahn von Lauterbrunnen ausgehen, auf der zweiten Hälfte Seil-, Zahnrad- oder elektrischen Betrieb erhalten. Die Kosten sind auf 7796800 M. berechnet. Nach dem zweiten Entwurf (Drahtseilbetrieb mit Preßluft) soll die Bahn vier Abteilungen oder Tunnels erhalten, zwischen denen Stationen errichtet werden sollen. Der dritte Entwurf des Obersten Locher, Erbauers der Pilatusbahn, hat das Princip der Berliner Rohrpost (zwei Röhren nebeneinander von je 3 m Durchmesser); nach dem vierten soll die Bahn (elektrischer Betrieb) von der Wengernalp aus um das Massiv des Eigers herum zum Jungfraujoch und dem Plateau (4100 m) gehen; ein Aufzug (65 m) führt von da zur Spitze. Die Erteilung der Konzession ist von dem Nachweis abhängig gemacht, daß der mit der schnellen Beförderung in eine so gewaltige Höhe verbundene Luftwechsel unschädlich sei. Dieser Nachweis wird schwerlich erbracht werden können.

Jungfrau, eiserne, s. Eiserne Jungfrau.

Jungfrauen, die elftausend, die Gefährtinnen der heil. Ursula, s. Ursula.

Jungfrauenadler, Adlerweibchen, auch Harpyie, ein heraldischer Adler mit dem nackten Oberleib eines Weibes.

Jungfrau von Orléans, s. Jeanne d’Arc.

Jungfrun, Felsklippe, s. Öland.

Jungh., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Franz Wilh. Junghuhn (s. d.).

Junghans, Sophie, verehelichte Schuhmann, Schriftstellerin, geb. 3. Dez. 1845 zu Cassel, hielt sich mehrere Jahre in England und Italien auf und lebte dann in Cassel, Wiesbaden, jetzt in Gotha. Sie gründete ihren Ruf durch die Romane «Käthe, Geschichte eines modernen Mädchens» (Lpz. 1876) und «Haus Eckberg» (ebd. 1878), eine vorzügliche Sittenschilderung aus dem Dreißigjährigen Kriege. Ihnen folgten «Orsanna und andere Erzählungen» (Jena 1880), «Die Erbin wider Willen» (Kollektion Spemann, Bd. 7, 1881), «Die Schwiegertochter» (Berl. 1882), «Hella Jasmund und andere Erzählungen» (Kollektion Spemann, Bd. 53), «Neue Novellen» (Lpz. 1883), «Die Gäste der Madame Santines» (2 Bde., ebd. 1884), «Helldunkel» (2 Bde., ebd. 1885), «Der Bergrat» (4 Bde., Berl. 1888), «Zwei Brüder» (2 Bde., Lpz. 1889), «Ein Rätsel» (2 Bde., Berl. 1890), «Eine Versuchung» (2 Bde., Dresd. 1890; 2.Aufl. 1891), «Die Brautschau» (Berl. 1892), «Zu rechter Zeit» (3 Bde., Stuttg. 1892), «Schwertlilie» (ebd. 1893).

Junghegelianer, s. Hegel, Georg Wilh. Friedr.

Jungherr, s. Junker. ↔

Junghirschperiode, s. Geweih (Bd. 7, S. 972b).

Jungholz, Gemeinde in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Reutte in Tirol, an der bayr. Grenze, hat (1890) 204 E. und gehört nach dem deutsch-österr. Handelsvertrage vom 3. Mai 1868 zum Deutschen Zollverein.

Junghuhn, Franz Wilh., Naturforscher, geb. 26. Okt. 1812 zu Mansfeld, studierte zu Halle und Berlin Medizin, Botanik und Geologie und trat dann als Compagniechirurg in die preuß. Armee. Infolge eines Duells zu 20jähriger Gefangenschaft auf Ehrenbreitstein verurteilt, entfloh er von dort nach 20 Monaten und kam nach Algier, wo er als Arzt in die Fremdenlegion eintrat. In einem Gefecht verwundet, nahm er seinen Abschied, wurde vom König von Preußen begnadigt und trat als Gesundheitsoffizier in die niederländ.-ostind. Armee ein. Auf Java im Okt. 1835 angekommen, gelangte J. sehr bald dazu, sich Gelegenheit zu Reisen auf Java zu verschaffen. 1840 nach Padang auf Sumatra versetzt, bereiste er das damals noch wenig bekannte Land der Batak. Nach Java 1842 zurückversetzt, unternahm er die topogr. Aufnahme, bis die Regierung ihn 1846 mit der vollständigen geolog. Untersuchung der Insel beauftragte. Hiermit war er bis Juni 1848 beschäftigt. Fast alle Vulkane Javas sind von ihm erstiegen. Seiner geschwächten Gesundheit wegen begab er sich 1849 mit Urlaub nach Europa. J. kehrte 1855 nach Java zurück, wo er Direktor der Chinakultur wurde, aber schon 20. April 1864 zu Lembang in den Preanger-Regentschaften starb. Von seinen Schriften sind, außer vielen Beiträgen zu Zeitschriften und Sammelwerken, zu nennen: «Topogr. und naturwissenschaftliche Reisen durch Java» (hg. von Rees von Esenbeck, Magdeb. 1845), «Die Battaländer in Sumatra» (2 Bde., Berl. 1847; holländisch Leid. 1847),«Java, seine Gestalt, Pflanzendecke und innere Bauart» (deutsch von Haßkarl, 3 Bde., Lpz. 1852–54, mit Atlas), das Hauptwerk über die Naturverhältnisse jener Insel, nebst «Landschaftsansichten von Java» (11 Blatt, ebd. 1853) und einer vortrefflichen «Kaart von het Eiland Java» (4 Blatt, Amsterd. 1855). Die Beschreibung und Abbildungen der zahlreichen von J. aufgefundenen fossilen Konchylien wurden von Herklots, die der fossilen Pflanzen von Göppert, die Bearbeitung von J.s Herbarium von Miquel, de Vriese, Bentham, Molkenboer, Haßkarl und andern u. d. T. «Plantae Junghunianae» (Leid. 1851 fg.) begonnen. Ferner schrieb J.: «Rückreise von Java nach Europa» (deutsch von Haßkarl, 1851), «Licht- en Schaduwbeelden uit de binnenlanden van Java» (4. Aufl., Amsterd. 1866). – Vgl. Kroon, Levensschets van Fr. W. J. (Amsterd. 1864; aus der Zeitschrift «De Dageraad», Aug. 1864).

Jungius, Gelehrter, s. Jung, Joach.

Jungle (engl., spr. dschöngl), s. Dschangal; Junglefieber, s. Wechselfieber.

Jüngling und Jungfrau, Bezeichnung für die menschlichen Individuen der beiden Geschlechter während der Periode ihrer geschlechtlichen Entwicklung. Das Jünglings - und Jungfrauenalter umfaßt denjenigen Lebensabschnitt, in welchem sich die Geschlechtsthätigkeit zu entwickeln beginnt und ihre Reife erlangt, also beim männlichen Geschlecht etwa vom 16. bis zum 24., beim weiblichen vom 14. bis zum 20. Jahre. Der Unterschied in den körperlichen und geistigen Verhältnissen beider Geschlechter tritt schon sehr früh hervor, indes auf-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1002.