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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Königin - Königinhofer Handschrift.

den Sachsen besetzten Dörfer Problus und Prim ebenfalls nicht im ersten Ansturm nehmen konnte, obwohl sie Offensivstöße der Sachsen zurückwies. Die Bedrängnis der ersten Armee, deren letzte Reserve, das 3. Korps, der Befehlshaber vorzuschicken zögerte, wurde von den Österreichern bemerkt, welche vor allem den in der Luft schwebenden linken feindlichen Flügel, die 7. Division im Swiebwald, zu vernichten beschlossen, um dem Zentrum in die Flanke zu kommen. In ihrem Siegeseifer verwendeten sie dazu fast ihren ganzen rechten Flügel, das 4. und 2. Korps. Die 7. Division geriet durch die unaufhörlich wiederholten Angriffe und das furchtbare Artilleriefeuer in die größte Gefahr und erlitt bedeutende Verluste; indes sie behauptete sich im Wald, und im Moment der höchsten Not, als sie mit den letzten, fast erschöpften Kräften einem neuen allgemeinen Angriff entgegenzutreten sich anschickte, kam die ersehnte Hilfe durch das Eingreifen der Armee des Kronprinzen, welche rechtzeitig den Befehl des Königs erhalten, sogleich den Marsch angetreten und mit ihren Spitzen, das Gardekorps in der Mitte, das 6. links, das 1. rechts, das 5. in der Reserve, bereits um 11 Uhr die nördliche Grenze des Schlachtfeldes erreicht hatte. Schon um 1 Uhr waren die vordersten Stellungen des Feindes genommen, und während das 6. Korps die Elbe abwärts bis Nedelist und Lochenitz vordrang, nahm die 1. Gardedivision gegen 3 Uhr im ersten Anlauf das durch den Angriff der Österreicher auf den Swiebwald fast ganz entblößte Chlum, den Schlüsselpunkt der Stellung, sowie das noch weiter rückwärts gelegene Rosberitz, die 2. Gardedivision Lipa und Langenhof. Während das 2. österreichische Korps an die Elbe zurückwich, das 4. bereits fast aufgerieben war, machten die Reservekorps, das 6. und 1., Versuche, die verlornen Positionen wiederzuerobern. Aus Rosberitz wurden auch die Preußen herausgeworfen, Chlum indes behauptete die Garde und eroberte auch Rosberitz wieder mit Hilfe des 6. und 1. Korps. Zu gleicher Zeit befahl der König ein Vorgehen auf der ganzen Linie, vor dem die Infanterie der Österreicher, durch das Zündnadelgewehrfeuer furchtbar dezimiert, teilweise in völliger Auflösung an und über die Elbe zurückwich. Nur die Artillerie behauptete überall mit aufopfernder Tapferkeit ihre Stellungen bis zum letzten Augenblick und gab ihre Geschütze preis, um den Rückzug zu decken. Auch die Reiterei lieferte der preußischen bei Langenhof glänzende Gefechte, welche freilich das Schicksal des Tags nur kurze Zeit aufhalten konnten. Der Rückzug der österreichischen Armee artete schließlich in völlige Panik aus, und wenn die gesamte preußische Reiterei zur Verfolgung bereit gewesen wäre, würde eine Sammlung der Trümmer ganz unmöglich gemacht worden sein. Indes von Verfolgung außer durch die folgende Artillerie war keine Rede; die Elbarmee, welche sie ausführen sollte, war dazu zu schwach. Der Rückzug der Österreicher auf Pardubitz blieb also unbehelligt. Die preußischen Truppen bezogen auf dem Schlachtfeld Biwak. Die Verluste der siegreichen Armee beliefen sich auf 359 Offiziere, 8794 Mann an Toten und Verwundeten; die Österreicher verloren 5 Fahnen, 160 Geschütze, 22,000 Gefangene, 20,900 Mann an Toten und Verwundeten (allein über 500 tote Offiziere). Der Eindruck der Schlacht bei Freund und Feind in ganz Europa war ein ungeheurer; am Tuilerienhof rief sie die "angoisses patriotiques de Sadowa" hervor. Vgl. außer den preußischen und österreichischen Generalstabsberichten Jähns, Die Schlacht bei K. (Leipz. 1876).

Königin, Gemahlin oder Witwe eines Königs, auch die selbständige Regentin eines Königreichs, wofern die Thronfolge, wie in England und Spanien, auch dem weiblichen Geschlecht offen steht (vgl. Thronfolge); eine Figur im Schachspiel.

Königin Charlotte-Inseln, 1) Inselgruppe an der Küste von Britisch-Columbia, von dem die Vancouverstraße sie trennt, aus der Graham- und Moresbyinsel und den kleinern Nord- und Prevostinseln bestehend, die durch enge Meeresstraßen getrennt werden und zusammen 13,215 qkm groß sind. Einige ihrer Gipfel trugen ewigen Schnee. Die Berghänge sind mit dichtem Wald von riesigen Thujas, Zedern und Cypressen oder mit Torfmoos bedeckt. Das Klima ist mild, aber so regnerisch, daß Ackerbau nur an besonders günstigen Lagen möglich ist. Steinkohlen sind im Skidegate Inlet entdeckt worden. Die Inseln werden von etwa 2000 Haidaindianern bewohnt, die Fischfang treiben. - 2) Austral. Inselgruppe, s. Santa Cruz.

Königin Charlotten-Sund, Meeresstraße, die den Norden der britisch-amerikan. Insel Vancouver vom Festland trennt und durch die enge Johnstonestraße mit dem Georgiasund in Verbindung steht.

Königin der Nacht, Kaktee, s. Cereus.

Königinhof (tschech. Dvůr Králové), Stadt im nordöstlichen Böhmen, an der Elbe und der Pardubitz-Reichenberger Eisenbahn, mit einer Dekanei- und einer alten Kreuzkirche, (1880) 6813 Einw., ansehnlicher mechanischer und Handweberei in Baumwolle in der Stadt und Umgebung, Färberei, Flachsgarnspinnerei und Bierbrauerei, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts. In dem Turm der Dekaneikirche wurde 1817 von Hanka die sogen. Königinhofer Handschrift (s. d.) aufgefunden, zu deren Andenken 1857 auf dem Marktplatz ein Zabojdenkmal aufgestellt wurde. Hier fand 29. Juni 1866 ein Gefecht zwischen Preußen und Österreichern statt, in welchem die 1. Gardedivision das vom Regiment Coronini tapfer verteidigte K. erstürmte.

Königinhofer Handschrift (Rukopis Kralodvorský), das älteste Denkmal der tschechischen Litteratur, von Hanka (s. d.) 1817 im Gewölbe des Kirchturms zu Königinhof aufgefunden, besteht aus zwölf zierlich mit kleiner Schrift beschriebenen Blättern und zwei Bruchstücken, welche zusammen 14 Gedichte und Gedichtfragmente epischer und lyrischer Form enthalten, und stammt nach den letzten Untersuchungen der Brüder Jirecek aus dem 13. Jahrh. Die erste Ausgabe (der Urtext mit Übersetzung in neuböhmischer Sprache von Hanka und deutscher Übertragung von Swoboda, Prag 1819) erregte alsbald allgemeines Aufsehen; Goethe, Grimm, Chateaubriand, Cantù u. a. bekundeten freudiges Erstaunen. Eine deutsche Ausgabe besorgte Graf M. Thun ("Gedichte aus Böhmens Vorzeit", mit Einleitung von Schafarik und Anmerkungen von Fr. Palacky, Prag 1845). 1852 gab Hanka eine Polyglotte der K. H. mit Übersetzungen in fast alle europäischen Sprachen heraus; 1862 erschien ein photographisches Faksimile mit einer gründlichen Abhandlung von Vrtatko, 1873 eine illustrierte Ausgabe von Korschinek, 1879 eine neue Ausgabe von J. ^[Josef] Jirecek und Vymazal. Was den Inhalt betrifft, so behandelt das Fragment des ersten Gedichts die Vertreibung der Polen aus Prag 1004 und stimmt mit den darauf bezüglichen Angaben der Hajekschen Chronik überein; das zweite Gedicht schildert die Niederlage eines sächsischen Heerhaufens, das dritte den Sieg des böhmisch-mährischen Heers unter Jaroslaw über die Tataren bei Olmütz 1241 (vgl. Palacky,