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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kaposvár; Kapp; Kappadokien; Kapparideen; Kappe; Kappel; Kappeln; Kappen; Kappenberg; Kappenfink; Kappenwurm; Kapper

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Kaposvár - Kapper.

krankheiten" (3. Aufl., Wien 1886-1887; ins Französische, Italienische und Russische übersetzt).

Kaposvár (spr. káposchwar), Stadt am Kapos, Sitz des ungar. Komitats Somogy und Station der Ungarischen Staatsbahn, mit Schloßruine, (1881) 9589 ungar. Einwohnern, Gerichtshof, Steuerinspektorat, Untergymnasium, Wein- und Tabaksbau.

Kapp, 1) Christian, philosoph. Schriftsteller, geb. 1790 zu Baireuth, war 1822-36 außerordentlicher Professor der Philosophie in Erlangen, seit 1839 Honorar-, 1840-44 ordentlicher Professor der Philosophie in Heidelberg, wo er 31. Dez. 1874 starb. Er hat als Jünger Hegels nach dem Urteil seines Freundes Feuerbach "ohne charakterloser Eklektiker zu sein, in sich alle bedeutenden philosophischen Anschauungen der alten und neuen Zeit vereinigt", in den Schriften: "Christus und die Weltgeschichte" (Heidelb. 1823, anonym), "Einleitung in die Philosophie" (Berl. 1825), "Über den Ursprung der Menschen und Völker" (Nürnb. 1829) und in dem anonym erschienenen Pamphlet "Schelling und die Offenbarung" (Leipz. 1843) sich als ebenso scharfsinniger wie erbarmungsloser Gegner des letztgenannten bewährt, in dessen Augen Schellings Philosophie nur ein großes Plagiat ist. Auch schrieb er "Italien. Schilderungen für Freunde der Natur und Kunst" (Berl. 1837). Vgl. L. Feuerbach, Christian K. und seine Leistungen (anonym, Leipz. 1839); "Briefwechsel zwischen L. Feuerbach und Chr. K." (das. 1876).

2) Friedrich, Geschichtschreiber, geb. 13. April 1824 zu Hamm, studierte 1842-45 in Heidelberg und Berlin die Rechte, ward Referendar in seiner Vaterstadt, nahm 1848 seinen Abschied, beteiligte sich am Septemberaufstand in Frankfurt a. M. und flüchtete 1849 nach Paris, wo er Erzieher im Haus von A. Herzen war, dem er auch nach Genf folgte. Ende 1849 wanderte er nach New York aus, wo er sich als Advokat niederließ und 1850-70 praktizierte. Auch am politischen Leben beteiligte er sich mit Eifer, um den liberalen Ideen der republikanischen Partei und dem Deutschtum Achtung zu verschaffen und die Sklaverei zu beseitigen. Im Mai 1870 kehrte er nach Deutschland zurück und ließ sich in Berlin nieder, wo seinen Kenntnissen und seinem festen Charakter sehr bald die Anerkennung zu teil wurde, daß er in den deutschen Reichstag und in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt wurde, in denen er zur nationalliberalen Partei, später zu den Sezessionisten gehörte. 1884 schloß er sich der neuen Deutschen freisinnigen Partei an, starb aber schon 27. Okt. d. J. in Berlin. Er schrieb: "Leben des amerikanischen Generals F. W. v. Steuben" (Berl. 1858); "Geschichte der Sklaverei in den Vereinigten Staaten von Amerika" (Hamb. 1861); "Leben des amerikanischen Generals Johann Kalb" (Stuttg. 1862); "Der Soldatenhandel deutscher Fürsten nach Amerika" (Berl. 1864, 2. Aufl. 1874); "Geschichte der deutschen Einwanderung in Amerika" (Leipz. 1868, Bd. 1); "Friedrich d. Gr. und die Vereinigten Staaten von Amerika" (Berl. 1871); "Aus und über Amerika. Thatsachen und Erlebnisse" (das. 1876, 2 Bde.); "Justus Erich Bollmann. Ein Lebensbild aus zwei Weltteilen" (das. 1880); "Die Deutschen im Staat New York während des 18. Jahrhunderts" (New York 1884); alles auf gründlichem Quellenstudium beruhende, gut geschriebene Werke. Von der im Auftrag des Börsenvereins der deutschen Buchhändler verfaßten "Geschichte des deutschen Buchhandels" erschien nach seinem Tode der 1. Band (Leipz. 1886). Vgl. G. v. Bunsen, Friedr. K. (Berl. 1885).

Kappadokien (altpers. Katpa-tucha, d. h. Land der Tucha), im Altertum eine Landschaft Kleinasiens, umfaßte zur Zeit der Perserherrschaft das Gebiet vom Salzsee Tatta im W. bis zum Euphrat im O. und vom Taurusgebirge im S. erst bis ans Schwarze Meer, später nur bis über den Halys (Kisil Irmak) nördlich hinaus. Der Antitaurus und die Thalspalte des Saros (Seihun) teilte K. in zwei Hälften; östlich davon der Argäos, die größte Gipfelhöhe Kleinasiens (3840 m). Das Land brachte Weizen und Wein reichlich hervor. Der Bergbau lieferte Zinnober, Onyx, Kristall, Marienglas; die Stutereien Kappadokiens waren berühmt wegen ihrer schönen, leichten Pferde, die wie bei den Perserkönigen, so später im Zirkus von Byzanz sehr geschätzt waren. K. gehörte schon im 10. Jahrh. v. Chr. zum Assyrerreich. In der Perserzeit zerfiel es in zwei Satrapien, aus denen in der Diadochenzeit Königreiche wurden: Großkappadokien (Cappadocia ad Taurum) und Kleinkappadokien (C. ad Pontum, das nachherige Reich Pontos). Die Bewohner des am Pontos Euxinos gelegenen Teils, assyrische Kolonisten, hießen Leukosyrer ("weiße Syrer") wegen ihrer hellern Hautfarbe; die des Innern waren die eigentlichen Kappadokier, ein Volk arischer Abkunft, tapfer und mutig, aber auch verschlagen. Ihre Religion war die der Assyrer. Tiberius schlug 17 n. Chr. das eigentliche K. als Provinz zum römischen Reich.

Kapparideen (Kapernsträucher), dikotyle, etwa 350 Arten umfassende Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Rhöadinen, zunächst mit den Kruciferen verwandt, von denselben durch vier bis viele Staubgefäße und den gestielten Fruchtknoten verschieden. Vgl. Baillon, Histoire des plantes, Bd. 6. Die K. sind in den tropischen und subtropischen Zonen vorzugsweise Amerikas und Afrikas zu Hause; sie zeichnen sich, wie die Kreuzblütler, durch scharfe Stoffe aus, wegen deren manche in ihrem Vaterland als Heilmittel dienen. Am wichtigsten ist der Kapernstrauch (s. Capparis).

Kappe (lat. capa), im Mittelalter ein mantel- oder kuttenartiges Oberkleid mit Kapuze; im 16. und 17. Jahrh. ein kurzer (spanischer) Mantel; dann eine Art der Kopfbedeckung und verallgemeinert endlich jede haubenartige Überdeckung oder Bekrönung. Über K. im Gewölbebau (Gewölbekappe) s. Gewölbe, S. 312.

Kappel, Dorf im schweizer. Kanton Zürich, mit 818 Einw., merkwürdig durch die Kappeler Friedensschlüsse vom 16. Nov. 1529 und 22. Nov. 1531, welche die Zwistigkeiten zwischen den Reformierten (Zürichern und Bernern) und den Katholiken (Unterwalden, Schwyz, Luzern, Zug und Uri) beendeten. In dem Feldzug von 1531 erfochten bei K. die Katholiken 11. Okt. einen entscheidenden Sieg über die Züricher. Zwingli, der in der Schlacht blieb, wurde 1838 auf der Walstatt ein Denkmal errichtet.

Kappeln, Stadt in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Kreis Schleswig, am hohen Nordufer der 400-500 m breiten Schlei, hat ein Amtsgericht, eine Ackerbauschule, Knopffabrikation, eine Eisengießerei und Maschinenfabrik, Schiffahrt, Fischerei und (1885) 2660 evang. Einwohner.

Kappen, die Wipfel der Bäume, Masten, Ankertaue abhauen; auch Hähne kastrieren.

Kappenberg, Schloß, s. Werne.

Kappenfink, s. Amadinen.

Kappenwurm, s. Strongyliden.

Kapper, Siegfried, Dichter und Schriftsteller, geb. 18. März 1821 zu Smichow bei Prag, studierte Medizin in Prag und Wien, bereiste 1847 Serbien,