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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Karaffe – Kara-Kirgisen

Karaffe (frz. carafe), Flasche von weißem, meist geschliffenem Glas mit gläsernem Stöpsel. Karaffīne, kleine K.

Karaftu (Karafuto), japan. Name der Insel Sachalin.

Karagassen, der Abstammung nach samojedischer, doch jetzt turko-tatar. Stamm am Nordabhang des Sajanischen Gebirges in Ostsibirien, kaum mehr 800 Individuen zählend. Sie sprechen einen rein türk. Dialekt, der der Sprache der Sojonen und der der Jakuten nahe verwandt ist. Die K. sind das einzige Türkenvolk Sibiriens, das zu den herumstreifenden Jagdvölkern gerechnet werden muß.

Karagöz (türk., d. h. Schwarzauge), die dem Hanswurst oder Polichinell ähnliche Hauptfigur des in der Türkei beliebten, sich durch unflätige Komik auszeichnenden Marionetten- oder Schattenspieltheaters. Texte von Karagozpossen sind durch Ignaz Kunosch (Budapest 1886) herausgegeben worden.

Karagwe, Negerreich im äquatorialen Afrika, am Westufer des Victoria-Njansa, zwischen Buddu, Ruanda und Usui gelegen, mit etwa 15000 qkm. Der nur auf kurze Strecken schiffbare Kagera bildet die Nordgrenze. Es ist ein thälerreiches, anmutiges und fruchtbares Land mit sechs größern und kleinern Seen und mit Bergen von 1500 bis 1600 m Höhe. Die herrschende Rasse sind Wahuma (s. d.); die Masse der Bevölkerung bilden die Waniambo (Bantuneger); sie bebauen die Felder und treiben viel Viehzucht. Hauptstadt ist Weranjanje; Handelsplatz und Niederlassung der Araber Kafuro.

Karahissar, kleinasiat. Stadt, s. Afiun-Karahissar.

Karaīben, Indianerstamm, s. Kariben.

Karaībisches Meer, s. Karibisches Meer.

Karaīm, s. Karäer.

Karaïskákis, Georg, neugriech. Freiheitskämpfer, geb. 1782 zu Skulikaria in der Provinz Arta, diente zuerst als Söldner unter Ali Pascha von Jannina, ging aber in dem letzten Kriege zwischen Ali und der Pforte zu den Türken über. Beim Ausbruch des griech. Aufstandes focht K. auf der Seite der Aufständischen und wurde bei Komboti Juni 1822 schwer verwundet. Um das Armatolik von Agrafa, welches er besetzt hatte, zu bewahren, trat er dann mit bewaffneter Hand gegen die provisorische Regierung auf, wurde deshalb seiner Stelle als Kapetanos enthoben und vor Gericht gefordert. Trotzdem hörte er nicht auf, gegen die Türken sowohl auf dem Festlande als auch im Peleponnesos mit wechselndem Glück thätig zu sein. Als der Fall Mesolongions die allgemeine Not steigerte, entschloß sich die Regierung im Juli 1826, K. zum Oberbefehlshaber des Festlandes zu ernennen. Es gelang ihm, Mustabei nach dessen Siege bei Atalanti den Rückzug zu verlegen, und K.' Sieg bei Arachova in der Nacht vom 6. Dez. 1826 gehört zu den glänzendsten Erfolgen im griech. Befreiungskampfe. Dazu kam im Febr. 1827 das für K. glückliche Gefecht von Distomo. K. wurde bei dem Versuch, die von den Türken belagerte Akropolis von Athen zu entsetzen, 4. Mai 1827 in einem Treffen am Phaleron verwundet und starb am folgenden Tage. – Vgl. Paparrhigopulos, Γεώργιοϛ Καραϊσχάχηϛ (Athen 1877) und desselben Ἱστοριχαὶ πραγματεῖαι (ebd. 1889).

Karaïsmus, Karaïten, s. Karäer.

Karăjan, Theod. Georg, Ritter von, Germanist und Historiker, geb. 22. Jan. 1810 zu Wien, von griech. Abstammung, studierte zu Wien, arbeitete 1829–32 in der Kanzlei des Kriegsministeriums, 1832–41 unter Grillparzer beim Archiv des ↔ Finanzministeriums und wurde 1841 an die kaiserl. Hofbibliothek versetzt. 1850 übernahm er die ordentliche Professur der deutschen Sprache und Litteratur an der Wiener Hochschule, die er jedoch schon im Herbst 1851 aufgab, weil Graf Leo Thun verfügt hatte, daß kein Akatholik an der Wiener Universität ein akademisches Ehrenamt bekleiden dürfe. Er trat dann 1854 zu der k.k. Hofbibliothek zurück, ward 1851 Vicepräsident, 1866 Präsident der Wiener Akademie der Wissenschaften, wurde 1869 in den erblichen Ritterstand erhoben und starb 28. April 1873 zu Wien. K. gab von mittelhochdeutschen Dichtungen heraus: «Frühlingsgabe für Freunde älterer Litteratur» (Wien 1839; neuer Abdruck 1875), «Michael Behaims Buch von den Wienern 1462–65» (ebd. 1813), «Deutsche Sprachdenkmale des 12. Jahrh.» (ebd. 1846) u.s.w. An Lachmanns Ausgabe der Dichtungen Ulrichs von Liechtenstein (Berl. 1841) war K. durch histor. Anmerkungen beteiligt. Litterarhistor. Monographien bieten die Schriften «Über Heinrich den Teichner» (Wien 1855) und «Abraham a Sancta Clara» (ebd. 1867). Eine «Mittelhochdeutsche Grammatik» (ebd. 1855) blieb unvollendet. Musterhaft ist K.s Ausgabe des «Verbrüderungsbuchs des Stiftes St. Peter zu Salzburg» (ebd. 1852); ferner «Die alte Kaiserburg zu Wien vor 1500» (ebd. 1863) u.s.w. Die «Fontes rerum austriacarum» eröffnete er durch eine Ausgabe «Kleiner Quellen zur Geschichte Österreich s» (Wien 1855).

Karakabsch, Vorstadt von Adrianopel (s. d.).

Karakāl, s. Luchs.

Karakal, rumän. Stadt, s. Caracalu.

Karakalpaken (d. h. Schwarzmützen), ehemals mächtiges, den Kirgisen verwandtes Nomadenvolk in Mittelasien, später von den Chinesen unterdrückt; jetzt leben auf russ. Gebiet im Bezirk Sarafschan 2000, und im Amu-darja-Gebiet etwa 100000 K., die sich mit Viehzucht, Ackerbau und Fischerei beschäftigen.

Karăkan, eine Lokalrasse des gemeinen Fuchses aus dem Kaukasus.

Kara-Kirgisen (d. h. Schwarze Kirgisen), Nomadenvolk türk.-tatar. Stammes, wohnt im Thianschan zum Teil auf russ. Gebiet am Issyk-kul, am Tschu und in Ferghana, zum Teil auf chines. Gebiet bei Kuldscha. Sie nennen sich selbst Kyrgys und werden von ven benachbarten Kalmücken Burut genannt. Sie sind sehr kriegerisch und raubsüchtig und leben geschlechterweise in großen Jurtenlagern, die sich oft meilenweit in dichtgedrängten Reihen hinziehen, und ändern auch immer in großen Massen ihre Wohnsitze, um stets im Stande zu sein, größere Kriegerhaufen zu Angriff oder Abwehr zu vereinigen. Bis vor kurzem waren sie der Schrecken ihrer Nachbarn. Sie haben keinen Adel; daher auch in ihrem Namen die Bezeichnung Kara (schwarz). Ihre Anführer heißen Manape und sind Leute, die durch eigene Tapferkeit und Umsicht sich die Anführerwürde erworben haben. Vom 6. Jahrh. an werden sie von den Chinesen unter dem Namen Hakas (verdorben aus Kyrgys) als Bewohner des Sajanischen Gebirges erwähnt und zwar als ein blauäugiges Volk. Im 7. bis 9. Jahrh. lebten sie in heftiger Fehde mit den Uiguren und wanderten dann gewiß zum größern Teil zum Thian-schan aus. Unbedeutende Reste der K. trafen die Russen noch im 17. Jahrh. im Abakanthal und am obern Jenissei und verdrängten sie nach dem Süden auf chines. Gebiet, über die Sprache der K. s. Kirgisen.

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